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In der Kategorie BioLex sind drei wichtige Lexika mit über 5500 Biografien von überzeugten Kommunistinnen und Kommunisten, Renegatinnen und Dissidenten im Volltext recherchierbar.

 

Das Handbuch „Deutsche Kommunisten. Biographisches Handbuch 1918 bis 1945“ wird von Andreas Herbst und Hermann Weber in der 8. aktualisierten Ausgabe herausgegeben. Auf breiter Quellenbasis werden die Schicksale deutscher Kommunisten knapp geschildert, von denen etwa ein Drittel während der NS-Diktatur und durch den Stalinistischen Terror gewaltsam ums Leben kam.

Kurzbiografien zu Personen des politischen Lebens in der DDR stellt das von Helmut Müller-Enbergs, Jan Wielgohs, Dieter Hoffmann, Andreas Herbst, Ingrid Kirschey-Feix herausgegebene Lexikon ostdeutscher Biographien „Wer war wer in der DDR?“ Ch. Links Verlag, 5. Aufl. 2010 bereit.

Zudem ist das Online-Lexikon www.dissdenten.eu ebenfalls auf unserer Seite aufrufbar. Die über 700 Biografien mit umfangreichen Informationen zu Oppositionellen, Bürgerrechtlern und  Dissidenten aus vielen Ländern Ost- und Mitteleuropas werden laufend erweitert.

 

Handbuch Deutsche Kommunisten

Kassner, Walter

* 6.6.1894 – ✝ 17.11.1970

Geboren am 6. Juni 1894 in Prenzlau, Sohn einer Arbeiterfamilie, der Vater starb schon 1896. Er lernte Dreher, schloß sich 1911 der Gewerkschaft und 1913 der SPD an. Seit Frühjahr 1915 Soldat, nach schwerer Verschüttung in Flandern 1916 abkommandiert als Arbeiter zu Krupp-Gruson nach Magdeburg, später in Mittel- und Kleinbetrieben der Magdeburger Metallindustrie tätig. 1917 Übertritt zur USPD, aktiver Funktionär dieser Partei in Magdeburg. 1918 Mitglied des Magdeburger Arbeiter- und Soldatenrates. Mit dem linken Flügel der USPD 1920 zur KPD, wurde 1921 Vorsitzender der KPD in Magdeburg, dort 1924 Stadtverordneter, 1926 Leiter des RFB Gau Magdeburg-Anhalt. Kassner war 1927 hauptamtlicher Parteiangestellter, bis 1930 Orgleiter des KPD-Bezirks Magdeburg, Abgeordneter des Provinziallandtages der Provinz Sachsen und von 1928 bis 1933 Abgeordneter des Preußischen Landtages. Vom XII. Parteitag 1929 zum Kandidaten des ZK gewählt und von 1930 bis 1933 in der BL Magdeburg Polleiter bzw. Sekretär für Agitation. Illegale Arbeit bis Juni 1933 in Magdeburg, Brandenburg, Berlin und Frankfurt/M. Ab August 1934 hielt Kassner sich im Saargebiet, anschließend in der Schweiz und in Frankreich auf. Im Oktober 1934 Rückkehr nach Deutschland, hier gemeinsam mit Maria Krollmann und Käthe Lübeck Instrukteur und Polleiter der illegalen KPD im Bezirk Hessen. Am 26. März 1935 in Frankfurt/M. festgenommen, nach zwei Jahren und drei Monaten U-Haft im Mai 1937 durch den 1. Senat des VGH zu lebenslanger Zuchthausstrafe verurteilt, saß er in Kassel, Coswig und Halle. Während des Evakuierungsmarsches von Halle in die Tschechoslowakei im März/ April 1945 befreit. 1945 schloß er sich wieder der KPD an, war von Juli 1945 bis Dezember 1950 Bürgermeister von Magdeburg. Im Juni 1950 wurde Kassner als Nachfolger von Fritz Beyling Vorsitzender der VVN Sachsen-Anhalt. 1951 in Ost-Berlin Abteilungsleiter im Staatssekretariat für Innere Angelegenheiten und 1953 Hauptreferent im Büro des Förderungsausschusses beim DDR-Ministerpräsidenten. Seit 1956 hauptamtlicher Sekretär der SED-Parteiorganisation im Büro des Präsidiums des Ministerrates der DDR. 1962 Parteiveteran, er erhielt 1969 den Karl-Marx-Orden. Walter Kassner starb am 17. November 1970 in Ost-Berlin.

Handbuch Deutsche Kommunisten

Kattner, Alfred

* 23.9.1896 – ✝ 1.2.1934

Geboren am 23. September 1896 in Schwiebus, Sohn einer Arbeiterfamilie; Tischler, von 1916 bis 1918 Militärdienst. Mitglied der USPD, 1920 der KPD. Ab 1925 hauptamtlicher Mitarbeiter zunächst in der Poststelle bzw. in der Orgabteilung des ZK der KPD. Unter dem Decknamen Alfred führte Kattner Sonderaufträge und Kurierarbeiten aus, kannte viele KPD-Funktionäre, denn über ihn lief der gesamte Posteingang. Im Februar 1933 war Kattner einer der wichtigsten Kuriere, die mit Ernst Thälmann Kontakt hielten. Am 3. März 1933 wurde er zusammen mit Ernst Thälmann und Werner Hirsch im illegalen Quartier in der Lützowstraße 9 verhaftet, saß von April bis Juni 1933 im Polizeigefängnis Berlin-Spandau, anschließend im KZ Sonnenburg. Ende August zu erneuten Verhören in der Gestapozentrale, weil Kattner »weitgehenden Einblick in interne Vorgänge des ZK besaß und natürlich auch die Rolle führender kommunistischer Persönlichkeiten, insbesondere die des Parteiführers Thälmann kannte«. Mit brutalen Verhörmethoden, Drohungen und Versprechungen gelang es der Gestapo, Kattner »umzudrehen«. Am 15. November 1933 wurde er überraschend entlassen und als Polizei-Lockvogel gegen den AM-Apparat eingesetzt. Obwohl sich die Hinweise verdichteten, daß Kattner zum Verräter geworden war, wiesen Mitarbeiter des AM-Apparates, z. B. Herbert Wehners Warnungen als unbegründet zurück. Erst als am 18. Dezember 1933 Hermann Dünow, der »Reichsnachrichtenleiter«, bei einem mit Kattner vereinbarten Treff von der Gestapo verhaftet wurde, reagierte das Abwehrressort. In der illegalen »Roten Fahne« wurde Kattner Ende Januar 1934 als Spitzel der Gestapo genannt: »Wir enthüllen bereits heute, daß ein paar gekaufte Subjekte, mit schwerem Geld bestochene ehemalige kommunistische Funktionäre, nach dem Diktat von Goebbels Propagandaministerium ihre Aussagen machen sollen. Unter diesen Kreaturen und gekauften Achtgroschenjungen befinden sich die ehemals technische Hilfskraft aus dem Karl-Liebknecht-Haus, Alfred Kattner, ferner der ehemalige Redakteur Helmuth Lass und außerdem die ehemaligen Funktionäre Krauss, Grobis und Nickel.« Kattner wurde am 1. Februar 1934 Opfer eines »kommunistischen Fememordes«, ausgeführt von Hans Schwarz. Die Nazibehörden beantworteten diesen Fememord am 1.Februar 1934 mit der Erschießung der in Haft befindlichen KPD-Spitzenfunktionäre John Schehr, Eugen Schönhaar, Rudolf Schwarz und Erich Steinfurth. 1999 veröffentlichte Ronald Sassning: Die Verhaftung Ernst Thälmanns und der »Fall Kattner«.

Wer war wer in der DDR

Katzer, Georg

* 10.1.1935 – ✝ 7.5.2019

Geb. in Habelschwerdt (Niederschles./Bystrica Kłodzka, Polen); Vater Konditor; 1953 Abitur; 1954 – 60 Kompositionsstudium an der HS für Musik Berlin u. 1957/58 an der Musikakad. Prag; 1961 – 63 Mstr.-Schüler an der DAK bei  Hanns Eisler u.  Leo Spies; seit 1963 freischaff.; 1977 Mitgl. des Zentralvorst. des VDK; 1978 AdK; dort Ausbildung von Mstr.-Schülern bis 1991; 1981 NP; 1982 – 89 Vizepräs. des VDK; 1986 künstler. Ltr. des Studios für elektroakust. Musik an der AdK; 1987 a. o. Prof. für…

Wer war wer in der DDR

Kaufmann, Walter

* 19.1.1924 – ✝ 15.4.2021

Geb. in Berlin; Mutter Verkäuferin; 1926 Übernahme der Pflegschaft von der arbeitslosen Mutter durch ein vermögendes Ehepaar in Duisburg; 1938 nach Verhaftung der jüd. Pflegeeltern in der »Reichskristallnacht« (die später im KZ ermordet wurden) Flucht über die Niederl. nach Großbritannien; 1939 Internierung u. 1940 Evakuierung nach Australien; zunächst Arbeit als Obstpflücker; 1941 – 45 Kriegsfreiw. in der austral. Fremdenlegion. Nach 1945 Gelegenheitsarbeiten als Straßenfotograf, Hafen- u.…

Wer war wer in der DDR

Kayser, Karl

* 14.5.1914 – ✝ 27.1.1995

Geb. in Leipzig; Vater Arbeiter; 1928 – 32 Malerlehre in Leipzig; SAJ; 1932/33 Ausbildung als Schauspieler u. Volontär am Schauspielhaus Leipzig; 1933/34 Engagement am Staatstheater Stuttgart, 1934 – 36 Staatstheater Oldenburg, 1936/37 Stadttheater Halle, 1937/38 Stadttheater Plauen; 1939 – 46 Kriegsdienst u. amerik. Gefangenschaft. 1946 SED; 1946 – 50 Schauspieler u. Regisseur in Leipzig; Mitbegr. des Theaters der Jungen Welt; 1950 – 58 Gen.-Intendant des Dt. Nationaltheaters Weimar; 1954 – 89…

Handbuch Deutsche Kommunisten

Keilson, Max

* 7.11.1900 – ✝ 9.11.1953

Geboren am 7. November 1900 in Halle/Saale, Sohn eines jüdischen Kleingewerbetreibenden. Seine Mutter kam im KZ Theresienstadt ums Leben. Er lernte Dekorationsmaler, trat 1919 der Gewerkschaft und der USPD, 1920 der KPD bei. Von 1920 bis 1924 studierte er an der städtischen und an der staatlichen Kunstgewerbeschule in Berlin und arbeitete dann als freischaffender Graphiker und Journalist. Im Frühjahr 1926 gehörte Keilson zeitweise zur Gruppe um Karl Korsch. Ab 1928 Graphiker in der Agitpropabteilung des ZK der KPD, verantwortlich für die gesamte Bildpropaganda der Partei, von 1927 bis 1929 Mitglied der BL Berlin-Brandenburg. Ab 1928 war er Vorsitzender der kommunistischen Assoziation revolutionärer bildender Künstler (ABRKD) und lehrte 1931/32 an der MASCH. Im März 1933 wurde Keilson im Zusammenhang mit der Verhaftung Georgi Dimitroffs – seine Frau Margarete war dessen Sekretärin – zeitweise inhaftiert. Ende Juli 1933 emigrierte er nach Frankreich, arbeitete später in Prag, kam Ende März 1939 in die Sowjetunion. Mitarbeiter der Presseabteilung der Komintern, später Redakteur beim Radioabhördienst bzw. Rundfunkredakteur des NKFD in Moskau. Max Keilson kehrte im Juni 1945 nach Deutschland zurück und war bis April 1946 stellvertretender Chefredakteur der »Deutschen Volkszeitung«. Nach Gründung der SED im April 1946 Chefredakteur des »Vorwärts«, der Zeitung der SED Groß-Berlin, im November 1949 wechselte er in das DDR-Außenministerium als Leiter der Presseabteilung. Nach Spaltung des einheitlichen Berliner Landesverbandes der Deutschen Presse im Herbst 1948 wurde Keilson 1. Vorsitzender des Verbandes für Ost-Berlin. Gerüchte, er und seine Frau Margarete seien im Zusammenhang mit der Verhaftung von DDR-Außenminister Georg Dertinger ebenfalls inhaftiert worden, ließen sich nicht verifizieren. Max Keilson starb am 9.November 1953 in Berlin. Seine Frau Margarete (Grete) Keilson, geborene Schnate, mit der er seit 1927 verheiratet war, wurde am 21. Dezember 1905 in Berlin geboren. Seit 1925 Mitglied der KPD, war sie bis Anfang 1933 Sekretärin von Georgi Dimitroff im WEB (Deckname Marianne) und emigrierte im März nach Frankreich. Zunächst im Weltkomitee gegen Faschismus und Krieg, gehörte sie später in Prag bzw. Paris zu den wichtigsten Mitarbeiterinnen des Auslandssekretariats des ZK der KPD. Sie kam 1939 in die Sowjetunion und war wie ihr Mann Max bei der Komintern. Im Juli 1945 kehrte Grete Keilson nach Deutschland zurück und wurde Sachbearbeiterin im ZK der KPD. Nach SED-Gründung leitete sie (offiziell paritätisch mit dem aus der SPD kommenden Alexander Lösche) die Personalpolitische Abteilung des ZS der SED. Ab 1948 zunächst Leiterin des Büros für Internationale Verbindungen im ZK, wurde sie 1953 Stellvertreterin von Peter Florin, dem Chef der Abteilung. Nach ihrer Heirat 1959 mit dem aus britischer Haft zurückgekehrten »Atomspion« Klaus Fuchs wechselte sie in die Presseabteilung des Außenministeriums. Sie erhielt 1985 den Stern der Völkerfreundschaft. Margarete Fuchs/Keilson starb am 4.Januar 1999 in Dresden.

Wer war wer in der DDR

Keitel, Klaus

* 5.2.1939

Geb. in Naumburg; 1953 – 57 Abitur an der OS Franckesche Stiftungen Halle (Saale); Studium an der FS für Finanzwirtsch. Gotha; Studium an der MLU Halle; Dipl.-Wirtsch.; Dr. rer. oec; 1963 – 67 Mitarb. bei der Dt. Notenbank Halle, danach bis 1990 in der Zucker- u. Stärkeind. Halle; Jan. 1990 journalist. Tätigkeit beim Reformhaus Halle; Runder Tisch des Bez. Halle; März – Nov. 1990 Mitgl. im Rat des Bez. bzw. der Bezirksverwaltungsbehörde Halle i. A. des Runden Tisches Halle; Mai – Okt. 1990…

Wer war wer in der DDR

Kelle, Herbert

* 14.2.1930 – ✝ 29.5.2012

Geb. in Halberstadt; Vater Schmied u. Schlosser; Volksschule; 1944 – 47 Ausbildung zum Vermessungstechniker, bis 1949 im Beruf tätig; 1945 FDGB; 1946 FDJ; 1947/48 Krs.-Jugendsekr. des FDGB; 1948 SED; 1949 Sekr. des Krs.-Vorst. der FDJ; 1950 – 52 Stadtverordn. u. Stadtrat bzw. amt. OB von Halberstadt; 1953 – 58 Krs.-Tagsabg. u. Mitgl. des Rats des Krs. Köthen; 1958 – 60 Studium an der ASR Potsdam, Dipl.-Staatswiss.; 1960 – 68 Abg. des Bez.-Tags Halle; 1960 – 63 Sekr. des Rats des Bez.; 1963 – 74…

Wer war wer in der DDR

Keller, Inge (Ingeborg)

* 15.12.1923 – ✝ 6.2.2017

Geb. in Berlin; Studium an der Berliner Schauspielschule; 1942 Engagement beim Theater am Kurfürstendamm Berlin, danach in Freiberg u. Chemnitz, 1949 beim Theater am Kurfürstendamm, Hebbel-Theater u. Schloßpark-Theater Berlin-Steglitz; seit 1950 Mitgl. des Ensembles des Dt. Theaters Berlin; SED; seit 1956 Mitgl. des NR der NF; ab 1959 Mitgl. des ZV der Gewerkschaft Kunst; 1960 Kunstpreis der DDR; NP 1961 (im Koll.) u. 1977; zeitw. verh. mit  Karl-Eduard von Schnitzler. 2000 Ehrenmitgl. des Dt.…

Wer war wer in der DDR

Kempe, Volker

* 1.7.1939

Geb. in Berlin, aufgew. im Vogtl.; OS in Chemnitz, 1957 Abitur an der ABF der MLU Halle; anschl. Studium der Physik u. Nachrichtentechnik am Energet. Inst. in Moskau; 1968 Prom. mit einer Arbeit über fastperiod. Systeme; 1976 Habil.; wiss. Mitarb. am Heinrich-Hertz-Inst. der AdW, ab 1973 am Inst. für Elektronik; 1977 – 90 Dir. des ZI für Kybernetik u. Informationsprozesse der AdW (Nachf. von Horst Völz); 1976 u. 1982 NP; 1984 Korr. u. 1986 Ord. Mitgl. der AdW. 1991 als Industrieforscher und…

Handbuch Deutsche Kommunisten

Kerff, Aenne Christina

* 1.10.1906 – ✝ 12.8.1984

Geboren am 1. Oktober 1906 in Jestädt/Krs. Eschwege als Anna Christina Lenderoth, Tochter einer Bäuerin und eines Stellmachers. Nach kaufmännischer Lehre Stenotypistin. Seit Mai 1921 Mitglied der KJD, 1922 Vorsitzende der KJD-Ortsgruppe in Kassel, 1922 Angestellte in der KPD-BL Pfalz in Ludwigshafen/Rh., 1923 in der BL Mittelrhein in Köln tätig, gehörte sie dem AM-Apparat der BL an. 1924 heiratete sie Willi Kerff, im gleichen Jahr wurde der Sohn Wolfgang geboren. Sie wurde 1925 Mitglied der KJVD-BL Mittelrhein, 1929 Sekretärin in der militärpolitischen Abteilung des ZK der KPD in Berlin und enge Mitarbeiterin, später auch Lebensgefährtin von Hans Kippenberger. Seit 1933 illegal tätig für den AM-Apparat in Berlin, Paris und Prag. Ende 1935 emigrierte sie in die Sowjetunion und war unter dem Parteinamen Christine Brunner am Internationalen Agrarinstitut in Moskau, anschließend bei der DZZ beschäftigt. Am 5. November 1936 wurde Aenne Kerff gemeinsam mit Hans Kippenberger im Hotel Sojusnaja vom NKWD festgenommen. Im September 1937 zu acht Jahren Arbeitslager verurteilt, blieb sie bis September 1946 im Lager Elgen Mylge bei Magadan und wurde anschließend an der Kolyma zwangsangesiedelt. 1947 lernte sie den bulgarischen Kommunisten Dino Kjossew (* 16. 9. 1901 - † 3. 1. 1977) kennen, beide heirateten und konnten im Sommer 1948 nach Bulgarien ausreisen. Von 1956 bis 1958 Korrespondentin der bulgarischen Parteizeitung »Rabotnitscheskoje delo« in Ost-Berlin, beantragte sie bei der SED ihre Rehabilitierung, im September 1956 wurde nur ihre Parteimitgliedschaft seit 1928 anerkannt. Bei der Abgabe ihrer persönlichen Erinnerungen an das IML in Ost-Berlin wandte sich Aenne Kerff-Kjossewa im November 1972 direkt an SED-Parteichef Erich Honecker. Sie bat im Zusammenhang mit dem bevorstehenden 50. Jahrestag der Wiederkehr des Hamburger Aufstandes vergebens um eine öffentliche Würdigung Hans Kippenbergers. 1980 übersiedelte sie in die DDR. Aenne Kerff-Kjossewa starb am 12. August 1984 in Ost-Berlin. Auszüge ihrer Erinnerungen wurden erst 1989/90 in der Zeitschrift BzG publiziert.

Wer war wer in der DDR

Kerndl, Rainer

* 27.11.1928 – ✝ 21.10.2018

Geb. in Bad Frankenhausen (Kyffhäuser); Vater kfm. Angest., Mutter Bibliothekarin; Volks- u. Oberschule in Bad Frankenhausen, dazw. 1942 – 45 in Bydgoszcz u. Szubin (Polen); 1945 RAD, Wehrmacht, kurzz. Waffen-SS (ab März 1945 Sold. im SS-Panzergrenadierbat. Ellwangen in Württemberg); bis Sept. 1945 amerik. Kriegsgef. 1946 FDJ; 1948 Abitur; 1949/50 SED, Ausschl. nach Offenlegung der Zugehörigkeit zur Waffen-SS, 1954 rückwirkende Wiederaufn.; 1949 Kurzlehrgang für Kulturredakteure an der SED-PHS;…

Wer war wer in der DDR

Kasten, Karl

* 7.1.1909 – ✝ 19.1.1981

Geb. in Mertschütz (Krs. Liegnitz, Niederschles. / Mierczyce, Polen); Vater Landwirtschaftsangest.; Grund- u. Mittelschule; Lehre u. Arbeit als Schlosser, Schachtarb., Dreher, Fräser u. Papierhändler; 1932 / 33 Angest. bei der RH; 1930 KPD; 1931 Mitgl. der RGO-BL Schles., Agitprop- bzw. Org.-Ltr. der Betriebszelle der Donnermarkhütte; zuletzt Ltr. der RGO-Jugend bzw. Ltr. der Industriegr. Metall RGO-Bez. Oberschles.; 1932 stellv. Org.-Ltr. der KPD-BL Oberschles.; Febr. 1933 Verhaftung, bis Aug.…

Wer war wer in der DDR

Katukow, Michail Jefimowitsch

* 4.9.1900 – ✝ 8.6.1976

Geb. in Bolschoje Uworowo (Osjorskowo b. Moskau); ab 1919 Berufssoldat; 1932 Mitgl. der KPdSU; fachmilitär. Ausbildung; ab 1941 hoher Frontkdr. der Panzertruppen; ab Jan. 1943 Befehlshaber der 1. Panzerarmee, die dann als 1. Garde-Panzerarmee der 1. Weißruss. Front an der Einnahme Berlins beteiligt war; 1944 u. 1945 Held der Sowjetunion. Ab 1945 hohe Kdo.-Stellungen in der Gruppe der sowj. Besatzungstruppen in Dtl.; Chef der SMA Sachsen; ab 1955 Gen.-Inspekteur im Verteidigungsmin. der UdSSR;…

Wer war wer in der DDR

Kauffold, Peter

* 19.8.1937 – ✝ 28.4.2014

Geb. in Magdeburg; Vater Schmied; OS, 1954 Abitur; 1954 – 60 Biologiestudium in Rostock, Dipl.-Biol.; 1960 – 86 wiss. Mitarb. des AdL-Forschungszentrums für Tierprod. Dummerstorf-Rostock; 1966 Prom. zum Dr. rer. nat. mit vitalzytolog. u. zytochem. Untersuchungen an intakten u. degenerierten Eizellen als Grundlage für die Oozytendiagnostik; 1966 – 74 (nach Abbruch der zytolog. Forschung am o. g. Inst.) Mitarb. am Forschungsprogr. »Ernährung von Hochleistungskühen«; 1969 – 86 Mitgl. des…

Wer war wer in der DDR

Kaul, Friedrich Karl

* 21.2.1906 – ✝ 16.4.1981

Geb. in Posen (Poznań, Polen) in einer jüd. Familie; Vater Kfm.; Realgymnasium in Posen u. Berlin; 1925 Studium der Rechtswiss. in Berlin u. Heidelberg; Mitgl. einer schlagenden Verbindung; 1929 Referendarexamen in Berlin; danach Assistent an der jurist. Fak. der Berliner Univ., 1931 Prom.; 1931/32 im Anwaltsbüro von Justizrat Ludwig Pinner in Berlin tätig; 1933 Entlassung aus dem Justizdienst wegen jüd. Abstammung, danach Versicherungsvertreter u. Rechtskonsulent; 1935 von der Gestapo…

Wer war wer in der DDR

Kegel, Gerhard

* 16.11.1907 – ✝ 16.11.1989

Geb. in Preußisch-Herby (Krs. Lublinitz, Oberschles. / Herby Šląnskie, Polen); Vater Eisenbahner; Oberrealschulen in Kattowitz, Oppeln u. Breslau, 1926 Abitur; 1926 – 28 Ausbildung zum Bankkfm. in Breslau; 1928 – 31 Studium der Staats- u. Rechtswiss. an der Univ. Breslau; Referendar; gleichz. journalist. Ausbildung bei den »Neuesten Nachrichten« (Breslau); 1929/30 Mitbegr. u. Mitgl. der »Soz. Studentenschaft« an der Univ. Breslau; Nov. 1931 KPD; 1931/32 Gerichtsreferendar am Amtsgericht…

Wer war wer in der DDR

Keilson, Max

* 7.9.1900 – ✝ 9.11.1953

Geb. in Halle in einer jüd. Fam.; Vater Kleingewerbetreibender; 1906 – 14 Volksschule in Berlin; 1914 – 20 Ausbildung zum Dekorationsmaler u. Gebrauchsgrafiker, dann im Beruf tätig; Sept. – Dez. 1918 Militärdienst; 1919/ 20 USPD; 1919 – 21 ZdA; 1920 KPD; 1920 – 24 Schüler an der Städt. Kunstgewerbeschule, dann an der staatl. Kunstgewerbeschule in Berlin; 1921 Reichsverb. Dt. Künstler; 1924 – 27 selbst. Gebrauchsgrafiker, Arbeiten für linke Verlage u. Ztgn.; Frühjahr 1926 Mitgl. der »opp.…

dissidenten.eu

Kelam, Tunne

* 1936

Tunne Kelam wurde 1936 in Taheva in der südestnischen Region Valga geboren. Nach Abschluss der Höheren Schule 1954 in Tallinn studierte er bis 1959 Geschichte an der Universität Tartu. Seit 1957 war er im Rahmen der Gesellschaft „Teadus“ (Wissenschaft) als Dozent für internationale Beziehungen tätig. In den Spalten des „Edasi“ (Vorwärts), einer Tartuer Zeitung, schrieb er Kommentare zu internationalen Ereignissen. In den Jahren 1965–75 war er Redakteur der Estnischen Sowjetenzyklopädie (Eesti…

Handbuch Deutsche Kommunisten

Keller, Rudolf

* 9.6.1901 – ✝ 1944

Geboren am 9. Juni 1901 in Werdau in Sachsen. Arbeitersohn; Tischler, seit 1919 Mitglied und Funktionär der FSJ bzw. der KJD in Sachsen und Mitglied der KPD. Sekretär der BL der KJD Erzgebirge-Vogtland, gehörte seit 1924 dem ZK des KJD an und kam Ende 1924 ins Sekretariat des ZK der KJD in Berlin. Anschließend bis 1932 Schriftleiter der KPD-Zeitungen »Der Kämpfer« in Chemnitz bzw. »Sächsische Arbeiterstimme« in Dresden. 1929 vom Reichsgericht zu einem Jahr Festungshaft verurteilt. Ende 1932 Leiter des Sekretariats der BL Sachsen, wurde Keller im April 1933 in Leipzig zusammen mit Rudolf Renner festgenommen. Am 11. Januar 1934 vom OLG Dresden zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt, anschließend in den KZs Sachsenburg und Buchenwald. Ende 1938 freigelassen, im Februar 1943 zur Wehrmacht eingezogen, kam Rudolf Keller mit dem Strafbataillon 999 nach Griechenland, wo er im September 1944 auf der Insel Skarpento fiel. Kellers Frau Gertrud, geborene Glück (* 6. 10. 1902 – † 14. 11. 1982), kaufmännische Angestellte, 1921 in der KJD, 1923 der KPD, folgte 1924 ihrem Mann nach Berlin, wurde Stenotypistin im ZK der KJD, ab Ende 1926 in der Informationsabteilung der KJI in Moskau. Hier lernte sie Karl Ferlemann kennen und kehrte mit ihm 1928 als seine Lebensgefährtin nach Deutschland zurück. Sie wurde KPD-Bezirksfrauenleiterin und kam ins Sekretariat der BL Niederrhein. 1930 Kursantin der Reichsparteischule, danach Redakteurin an den Bezirkszeitungen in Leipzig und Dresden. Im Juni 1933 festgenommen, Ende des Jahres aus »Mangel an Beweisen« freigesprochen. Im September 1935 wieder verhaftet und am 17. Juni 1936 vom OLG Dresden zu zwei Jahren und zwei Monaten Zuchthaus verurteilt, im Dezember 1938 aus dem KZ Lichtenburg entlassen. Ab Juli 1944 lebte sie in der âSR (Böhmen-Mähren). Mitte Mai 1945 Rückkehr nach Sachsen, hauptamtliche Funktionärin der KPD, im September 1947 Vorsitzende des SED-KV Löbau, ab 1950 Redakteurin der »Einheit«. Später Mitglied des Präsidiums der Gesellschaft für kulturelle Verbindungen mit dem Ausland.

Wer war wer in der DDR

Keller, Robert

* 12.6.1901 – ✝ 6.12.1972

Geb. in Trebbin (b. Teltow); Volksschule, Andreas-Realgymnasium in Berlin; kfm. Ausbildung; Red.; 1920 SPD; 1921 – 25 Mitgl. des Reichsaussch. der Jungsozialisten; 1927/28 Sekr. des SPD-Bez.-Vorst. Schlesw.-Holstein in Kiel; 1928 – 32 Sekr. des SPD-UB Mansfeld (Eisleben); 1928 Sekr. im Sekr. der SPD-Reichtstagsfraktion; 1929 – 33 Stadverordn. in Eisleben, Fraktionsvors., stellv. Stadtverordnetenvorsteher; 1929 Zentralgewerkschaft der Angest.; 1932/33 Sekr. des SPD-Bez.-Vorst. Halle-Merseburg; ab…

dissidenten.eu

Kenedi, János

* 1947

János Kenedi wurde 1947 in Budapest geboren und hat die Journalistenschule des Ungarischen Journalistenverbandes absolviert. Von 1966 bis 1970 arbeitete er als Journalist und Redakteur. Er schrieb für die Zeitungen „Esti Hírlap“ (Abendzeitung), „Új Írás“ (Neue Schrift) und für die deutschsprachige „Budapester Rundschau“, bevor er Redakteur im Buchverlag Magvető wurde. In den 60er Jahren faszinierte ihn die alternative ungarische Underground-Kulturszene und er schloss sich der sogenannten…

Handbuch Deutsche Kommunisten

Kerff, Willi

* 1.5.1897 – ✝ 19.4.1979

Geboren am 1. Mai 1897 in Vaalser Quartier an der deutsch-holländischen Grenze unweit von Aachen, Sohn eines Berg- und Eisenbahnarbeiters und späteren Gastwirts. Nach dem Gymnasium besuchte er während des Weltkrieges ein Lehrerseminar und nahm Verbindung zur sozialistischen Bewegung auf. 1916 mußte er den Militärdienst wegen einer Typhuserkrankung unterbrechen, danach bei einer Feldartillerieeinheit bei Sedan. Im November 1918 gehörte er in Aachen dem Arbeiter- und Soldatenrat an und wurde Mitglied der SPD, 1920 der USPD. Ende Dezember 1920 ging er mit der linken USPD zur VKPD. 1919/20 war er Volksschulhilfslehrer in Aachen. Nach dem Ausscheiden aus dem Schuldienst hauptamtlicher Sekretär der VKPD in Köln, 1923 zunächst Orgleiter, nach Eugen Eppsteins Versetzung Mitte 1924 dessen Nachfolger als Polleiter des Bezirks Mittelrhein. Der VIII. Parteitag 1923 wählte Kerff in die Gewerkschaftskommission, er gehörte zum linken Flügel der Partei, wurde als Spitzenkandidat aufgestellt und zog im Dezember 1924 im Wahlkreis Köln-Aachen, später auch Wahlkreis Koblenz-Trier in den Preußischen Landtag ein, dem er ununterbrochen bis 1933 angehörte. 1924 heirateten er und Aenne Christina Kerff, geb. Lenderoth. Im September/Oktober 1925 Polleiter des Bezirks Thüringen, dann als Mitarbeiter ins ZK berufen, dort bis 1933 Sekretär der Landabteilung sowie im kommunistischen Bauernbund tätig. Im März 1933 verhaftet, kam er im Juni 1933 in das KZ Sonnenburg, im Frühjahr 1934 in das KZ Lichtenburg. Beim Reichstagsbrandprozeß im Oktober 1933 als Zeuge aus dem KZ vorgeführt, erklärte Kerff entgegen der Anklage, er kenne van der Lubbe nicht. Nach der Freilassung im September 1934 blieb er im Winter 1934/35 in Berlin, emigrierte im Juni 1935 in die Tschechoslowakei, im August 1935 in die Sowjetunion, wo er in ein Sanatorium kam. 1936 wurde Kerff unter dem Namen Kleist Mitarbeiter bei der EKKI-Vertretung der KPD, zusätzlich schrieb er am Moskauer Marx-Engels-Institut an einer Karl-Liebknecht-Biographie. Am 24.März 1938 wurden er und Emil Linke als die letzten beiden Bewohner des Emigrantenheims vom NKWD verhaftet. Der während der Säuberung festgenommene deutsche Kommunist Walter Dittbender hatte Kerff belastet. Das NKWD wollte von Kerff die Bestätigung erpressen, er habe für die Gestapo gearbeitet, doch er weigerte sich trotz aller Folterungen, ein Geständnis abzulegen. Wilhelm Pieck hatte sich am 20.April 1938 in einem Brief an Dimitroff zwar für Kerffs Freilassung eingesetzt, aber die Untersuchungshaft endete erst 1939. Im September 1939 freigelassen, durfte er die Arbeiten an der Liebknecht-Biographie fortsetzen. Im Oktober 1941 wurde er mit anderen Emigranten nach Ufa evakuiert, dann von 1943 bis 1947 Politinstrukteur der Roten Armee. Im Juni 1947 kehrte Kerff nach Deutschland zurück, Mitglied der SED, ab September 1947 Referent für Schulung im Wirtschaftsministerium der Landesregierung Brandenburg. Ende April 1949 leitete er das Informationsamt bzw. die Informationsverwaltung des Brandenburgischen Innenministeriums. Von 1952 bis 1960 war Kerff stellvertretender Direktor des Instituts für Zeitgeschichte in Ost-Berlin, 1972 erhielt er den VVO in Gold. 1967 erschien sein Buch: »Karl Liebknecht 1914-1916. Fragment einer Biographie«. Willi Kerff war in zweiter Ehe mit Antonia Kerff-Kleist, geborene Schulkina, einer Russin verheiratet (*1903 – †1979). Nur wenige Wochen nach dem Tod seiner Frau starb Willi Kerff am 19. April 1979 in Ost-Berlin.

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Kerschek, Dieter

* 13.12.1928 – ✝ 20.5.2003

Geb. in Berlin; Vater Elektromonteur, Mutter Schneiderin; Volks- u. bis 1944 Mittelschule; 1944/45 Luftwaffenhelfer; bis Aug. 1945 sowj. Kriegsgefangenschaft. Übersiedl. nach Templin; landw. Gehilfe; 1946 FDJ u. SED; 1947/48 Jugendsekr. im SED-KV Templin; 1948 – 50 Sekr. für Presse, dann für Pionierorg. im FDJ-LV Brandenb.; 1950 verantw. Red. für die Ztschr. »Der Pionierltr.« im Verlag Junge Welt; 1952/53 Studium der Ges.-Wiss. an der HS des Komsomol in Moskau; 1953 stellv. Chefred., 1960 – 66…

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Kastner, Hermann

* 25.10.1886 – ✝ 4.9.1957

Geb. in Berlin; Vater Lehrer; 1904 Abitur am Gymnasium Zum Grauen Kloster; 1904 – 08 Jura- u. Volkswirtschaftsstudium an der Univ. Berlin; 1908 Referendar u. Prom. zum Dr. jur.; danach Assessor in den Stadtverw. von Berlin-Lichtenberg u. -Neukölln u. beim Berliner Magistrat; 1917 Prof. an der Leopold-Akad. Lippe-Detmold; 1918 DDP, ab 1930 Dt. Staatspartei, Vors. von Ostsachsen; ab 1919 Rechtsanwalt in Dresden; ab 1921 zugl. Geschäftsf. des sächs. Wirtschaftsverb.; 1922 – 33 Abg. des Sächs.…

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Katz, Iwan

* 1.2.1889 – ✝ 20.9.1956

Als Sohn des Kaufmanns Gustav Katz und dessen Ehefrau Johanna, geb. Magnus, am 1.Februar 1889 in Hannover geboren. Nach dem Gymnasium Studium der Rechts- und Staatswissenschaften, der Volkswirtschaft und der Medizin an den Universitäten Berlin und Würzburg sowie an der Technischen Hochschule in Hannover. Er schloß sich 1906 der Arbeiterbewegung an, 1907 Vorsitzender der Arbeiterjugend für Nordwestdeutschland. 1909 ein Jahr als Arbeiter in Metallbetrieben tätig, anschließend Assistent im Juristisch-Wirtschaftswissenschaftlichen Seminar der TH Hannover, 1911 wissenschaftlicher Hilfsarbeiter im Statistischen Amt der Stadt Hannover. Die von Iwan Katz in seinen Lebensläufen erwähnten Doktorgrade konnten nicht belegt werden. 1913 heiratete er Anna Kerwel, Tochter eines Offiziers, der wegen sozialdemokratischer Betätigung verabschiedet worden war, die ebenfalls der SPD angehörte. Während des Weltkrieges war Katz, der 1912 seinen Militärdienst leistete, als Leutnant Kompaniechef der 2. Maschinengewehrkompanie bzw. Offizier im Stab. Ab September 1918 Geschäftsführer des Demobilmachungsausschusses Hannover, Katz blieb in der SPD, wurde im Februar 1919 Bürgervorsteher (Stadtverordneter) in Hannover. Delegierter des SPD-Parteitags im Juni 1919, aber Ende 1919 Übertritt zur USPD. Er gehörte zum linken Flügel der USPD, der sich 1920 mit der KPD vereinigte und war wie seine Frau Delegierter des USPD-Spaltungs- und des Vereinigungsparteitages USPD-KPD. Im Februar 1921 zog Katz in den Preußischen Landtag ein, war in den folgenden Jahren vor allem als Redner für die KPD unterwegs. Er trat besonders radikal auf, wurde im August 1923 verhaftet, weil es im Anschluß an seine Rede in Hannover zu Unruhen gekommen war. In der KPD auf dem linken Flügel, wurde er 1922 dennoch als Leiter der Kommunalabteilung in die Zentrale berufen. Auf dem VIII. Parteitag 1923 berichtete er über die Kommunalarbeit. Nach der Oktoberniederlage 1923 einer der Wortführer der linken Opposition, wurde Katz vom IX. Parteitag im April 1924 in die Zentrale und ins Polbüro und im Mai 1924 sowie im Dezember 1924 im Wahlkreis Südhannover-Braunschweig in den Reichstag gewählt. Als Mitglied der Ruth-Fischer-Zentrale ins EKKI-Präsidium nach Moskau geschickt, wo er bis Mitte 1925 blieb. Dort spielte er als Vertrauensmann der deutschen linken Führung eine bedeutende Rolle. Während der Auseinandersetzungen 1925 in der Ruth-Fischer-Leitung wurde Katz einer der Führer der Ultralinken. Deswegen als Vertreter beim EKKI abgelöst, organisierte er im Sommer 1925 die ultralinke Opposition in Deutschland und fand vor allem in seiner Heimatstadt Hannover große Unterstützung. Nach dem »Offenen Brief« der Komintern, den die Ultralinken ablehnten, verstärkte Katz seine Aktivität. Gemeinsam mit seinen Freunden Theodor Gohr und Berthold Karwahne konnte er in Hannover die Mehrheit der Partei erobern. Er beschimpfte seine Gegner wüst, den ZK-treuen Orgleiter Paul Grobis nannte er »ein verkommenes Subjekt«. Katz erreichte als mitreißender Redner, der die Gefühle der Zuhörer anzusprechen wußte, daß seine Anhänger am 11. Januar 1926 die Redaktion der »Niedersächsischen Arbeiterzeitung« besetzten. Nach schweren Schlägereien und erst mit Hilfe der Polizei konnten die ZK-treuen Kommunisten die Zeitung wieder zurückgewinnen. Daraufhin wurde Katz am 12.Januar 1926 aus der KPD ausgeschlossen. Für seine Anhänger gab er in Hannover ein »Mitteilungsblatt« heraus, in dem er manche Interna der KPD publizierte. Das Blatt erschien von März bis Dezember 1926 in einer Auflage von 3000 Stück. Im Juni 1926 gründete Katz zusammen mit der AAU Franz Pfemferts den »Spartakusbund der linkskommunistischen Organisationen«, der den äußersten linken Flügel der kommunistischen Bewegung bildete. Katz, von Clara Zetkin als »Schurke oder Psychopath« und als »Iwan der Schreckliche« bezeichnet, geriet aber bald auch mit dieser Organisation in Konflikt, da er nicht – wie gefordert – sein Reichstagsmandat niederlegte. Nachdem der neue Spartakusbund im Frühjahr 1927 aufgelöst wurde, trat Katz in der Politik kaum noch hervor. Er engagierte sich in der Gesellschaft der Freunde des neuen Rußlands und unter antifaschistischen Intellektuellen, bekam eine leitende Stelle im Sozialamt Berlin-Wedding. Am 16. März 1933 aus dem Amt entfernt, zwei Tage später verhaftet und kurze Zeit im KZ. Die Freilassung verdankte er seiner früheren Bekanntschaft mit dem NSDAP-Innenminister Frick. Beide hatten 1924/25 im Reichstag der Amnestie-Kommission angehört, welche die Amnestie der politischen Häftlinge von KPD und NSDAP aushandelte. Doch diese Protektion war nicht von Dauer. Als Jude wurde Katz Anfang 1941 erneut verhaftet und in ein Berliner Arbeitslager eingesperrt, aus dem er fliehen konnte. Er lebte illegal, bis ihn die Gestapo 1944 nach Auschwitz und zuletzt ins KZ Mauthausen brachte. Seine Frau protestierte gegen die unmenschliche Behandlung ihres Mannes auf dem Transport, sie wurde selbst festgenommen und kam in das KZ Ravensbrück. Anfang April 1945 wurde Katz aus dem KZ Mauthausen als Kompaniearzt zur Wehrmacht eingezogen und am 20. April zum Chefarzt der in der Festung Mauthausen stationierten deutschen Einheiten befördert. Durch sein Geschick gelang es, die Festung den US-Truppen kampflos zu übergeben, und Katz blieb vom 6. Mai bis 7. Juni 1945 im Auftrag der US-Armee als Arzt im Lager Mauthausen. Zurückgekehrt nach Berlin, schloß er sich der KPD und 1946 der SED an. Seine Anstellung in die Berliner Stadtverwaltung (aufgrund der Bestimmung über die Wiedereinstellung der von den Nazis gemaßregelten Beamten) konnte Walter Ulbricht nicht verhindern. Katz wollte in Berlin eine wichtige Rolle bei der Aussöhnung zwischen der sowjetischen und der amerikanischen Besatzungsmacht übernehmen und wurde gelegentlich von beiden Seiten als Vermittler herangezogen. Beispielsweise verhandelte er nach der Wahl Ernst Reuters zum Oberbürgermeister im Einvernehmen mit Hermann Matern mit den sozialdemokratischen Spitzenfunktionären Franz Neumann und Kurt Mattick über eine eventuelle nachträgliche Anerkennung Reuters als Oberbürgermeister durch beide Parteien. Als seine Frau am 10. Januar 1947 an den Folgen der KZ-Haft starb, veröffentlichte er im »Neuen Deutschland« noch eine Todesanzeige. Schließlich liefen gegen Iwan Katz, der ständig opponierte, Parteiuntersuchungen. Seine öffentliche Kritik auf der SED-Kreisdelegiertenkonferenz in Zehlendorf Ende 1948 gegen die Blockade und den Zweijahrplan führte am 21.Dezember 1948 zu seiner Entlassung aus dem Ostberliner Magistrat. Am 14. März 1949 trat Katz aus der SED aus und am 12. Mai 1949, dem Tage der Aufhebung der Blockade, in die SPD ein. Die 1950 in Worms gegründete »Unabhängige Arbeiterpartei« (UAP), die Tito nahestand, hat Katz emphatisch begrüßt. Wegen eines schweren Herzleidens übersiedelte er 1954 in die Schweiz und ließ sich in Castagnola bei Lugano nieder. Dort starb Iwan Katz am 20.September 1956.

Wer war wer in der DDR

Kaufmann, Bernd

* 6.7.1941

Geb. in Zella-Mehlis; 1959 Abitur; 1959 – 61 NVA; 1960 SED; 1961 – 65 Studium an der KMU Leipzig, Dipl.-Jur.; 1963 IM; 1965 Einstellung beim MfS, HVA-Abt. III (legal abgedeckte Residenturen); 1969 Prom. zum Dr. jur. an der KMU Leipzig; 1978 Prom. B zum Dr. sc. phil. an der KMU; 1981 HVA-Abt. VII (Auswertung); 1982 stellv. Ltr. der HVA-Abt. VII; 1986 Ltr. der HVA-Schule; 1990 Entlassung.China – USA: zur außenpol. Strategie u. Taktik der chines. Führung. Berlin 1980; Der Nachrichtendienst der KPD…

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Kautzleben, Heinz

* 31.3.1934

Geb. in Kelbra (Kyffhäuser); Vater Bäckermstr.; 1940 – 52 Volks- u. Oberschule in Kelbra u. Sangerhausen; 1952 – 57 Geophysikstudium in Leipzig, Dipl.; ab 1957 Mitarb. der DAW; 1957 – 67 wiss. Assistent, dann wiss. Mitarb., Abt.-Ltr. u. stellv. Dir. des Geomagnet. Inst. Potsdam; 1962 Prom. u. 1966 Habil. an der KMU Leipzig; 1964 – 69 nebenamtl. Lehrtätigkeit an der HU Berlin; 1968 amt. Dir. des Geodät. Inst. Potsdam; 1969 Prof. für Geophysik; 1969 – 73 nebenamtl. Lehrtätigkeit an der KMU; 1969 –…

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Keil, Ludwig

* 1.8.1896 – ✝ 8.1.1952

Geboren am 1. August 1896 in Bickenbach/ Bergstraße, Sohn eines Bahnarbeiters; lernte Metallarbeiter. Während des Weltkrieges schwer verwundet, 1917 Mitglied der SPD, 1920 der KPD. In den zwanziger Jahren Kommunalpolitischer Leiter der KPD-BL Hessen. Mitglied des Stadtrates von Offenbach. Im Dezember 1931 als Nachrücker in den Landtag des Volksstaates Hessen eingezogen, dem er bis April 1933 als Vorsitzender der KPD-Fraktion angehörte. Nach 1933 mehrfach für längere Zeit inhaftiert, zuletzt im KZ Dachau. 1945 Ministerialdirektor im Hessischen Ministerium für Wirtschaft und Verkehr. Vom 1. Dezember 1946 bis 30. November 1950 Abgeordneter des Hessischen Landtages, dort zuerst stellvertretender Fraktionsvorsitzender, ab 1. Juli 1949 als Nachfolger von Leo Bauer Vorsitzender der KPD-Fraktion. Ludwig Keil starb am 8. Januar 1952 in Darmstadt.

Handbuch Deutsche Kommunisten

Keim, Karl

* 23.7.1899 – ✝ 13.4.1988

Geboren am 23. Juli 1899 in Stuttgart; Maschinenarbeiter. Er war in der KPD aktiv und wurde im April 1932 als Abgeordneter in den Württembergischen Landtag gewählt. 1933 flüchtete er in die Schweiz, dann nach Frankreich abgeschoben, kehrte aber später nach Deutschland zurück. Keim war mehrfach inhaftiert, u. a. in den KZs Heuberg und Kuhberg bei Ulm. Von 1934 bis 1939 wieder Arbeiter bei Bosch in Stuttgart, er betätigte sich gegen das NS-Regime. Nach erneuter Verhaftung wurde Keim in das KZ Buchenwald überführt, war hier Kapo des Lagerschutzes. 1945 aus dem KZ befreit, kam er als Angestellter der Rückführungsstelle für politische Gefangene nach Stuttgart und stand von Mai 1947 bis 1948 an der Spitze der VVN Württemberg-Baden. Später trat er politisch nicht mehr hervor. Karl Keim starb am 13. April 1988 in Ulm.

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Kelch, Heinrich

* 11.8.1897

Geboren am 11. August 1897, 1918 Soldat im Weltkrieg, seit 1919 in der KPD in Dortmund aktiv. Er wurde 1924 als Linker in das Dortmunder Stadtparlament gewählt und war einer der Funktionäre, die ab 1925 in der linken Opposition wirkten. Kelch unterschrieb 1926 den »Brief der 700«, die Solidarisierung mit der russischen Opposition gegen Stalin, ebenso den Brief der Opposition 1927 an den XI. Parteitag der KPD, er wurde aus der Partei ausgeschlossen. Im April 1928 bei Gründung des Leninbundes Schriftführer des Gründungskongresses, dann führend im Leninbund im Ruhrgebiet tätig. Das weitere Schicksal von Heinrich Kelch war nicht zu ermitteln.

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Keller, Dietmar

* 17.3.1942

Geb. in Chemnitz; Vater Mechaniker, Mutter Verkäuferin; Grund- u. 1956 – 60 Oberschule, Abitur; 1960 – 62 NVA; 1962 Red. der »Freien Presse« Karl-Marx-Stadt; 1962 – 66 Studium an der KMU Leipzig, Dipl.-Lehrer für Marx.-Lenin.; 1963 SED; 1966 – 70 Assistent bzw. Oberassistent an der KMU, 1969 Prom. zum Dr. phil.; 1970 – 77 Sekr. für Wiss. u. Kultur der SED-KL der KMU; 1976 Habil. zum Dr. sc. phil.; 1977 – 84 Sekr. für Wiss., Volksbildung u. Kultur der SED-BL Leipzig; 1982/ 83 Studium an der AfG…

Handbuch Deutsche Kommunisten

Kellermann, Hermann

* 14.8.1887 – ✝ 22.4.1954

(* 1887 – † 1954) Geboren am 14. August 1887 in Gehofen bei Sangerhausen, Sohn eines Bergmanns; lernte Schlosser und Schmied. Wanderschaft, ab 1909 als Geselle in Erfurt bzw. in Magdeburg tätig. 1906 trat er der Gewerkschaft und 1909 der SPD bei. 1915 zum Militärdienst einberufen, wurde aber bereits 1916 von seiner Firma reklamiert. Kellermann gehörte 1917 zu den Mitbegründern der USPD in Erfurt und nahm in Berlin an den Januarkämpfen teil. Ende Januar 1919 kam er nach Erfurt zurück und gehörte dort der Volkswehr an. Mit dem linken Flügel der USPD 1920 Übertritt zur KPD, bis 1924 war er Leiter der Ortsgruppe und Vorsitzender des KPD-UB Erfurt. Im Dezember 1924 im Wahlkreis Erfurt in den Preußischen Landtag gewählt, kam 1925 nach Berlin und arbeitete in der ZK-Abteilung Landwirtschaft. 1928 schied er aus dem Landtag aus. Beim Zusammenschluß der drei sächsischen Bezirke im Herbst 1929 wurde Kellermann für wenige Wochen Orgleiter der KPD in Sachsen und übte bis 1933 hauptamtliche Parteifunktionen aus. Von Februar bis Juni 1933 und von 1935 bis Mai 1939 saß er im Gefängnis Erfurt und in den KZs Esterwegen und Sachsenhausen. Nach der Freilassung wieder Schlosser. 1945 trat er der KPD bei, von Juni 1945 bis Januar 1948 geschäftsführendes Vorstandsmitglied bei der Thüringischen Hauptgenossenschaft Raiffeisen in Erfurt, dann ab Februar 1948 Betriebsleiter des VEB Pumpenfabrik Erfurt. Hermann Kellermann starb am 22. April 1954 in Erfurt.

Handbuch Deutsche Kommunisten

Kennecke, Karl

* 18.12.1891 – ✝ 18.10.1972

Geboren am 18. Dezember 1891 in Aschersleben, Sohn eines Zimmerers; Lehre und Arbeit als Maschinenschlosser, Wanderschaft, Mitglied des DMV und der Arbeiterjugend, 1913 der SPD. 1914 bis 1918 Soldat, Heizer bei der Werftdivision in Emden und dort im November 1918 Vorsitzender des Arbeiter- und Soldatenrates. Im November 1918 wurde er Mitglied des Spartakusbundes und nahm Ende Dezember 1918 am Gründungsparteitag der KPD teil. Ab April 1919 Schlosser im Gaswerk Leipzig-Süd, dort ab 1926 Mitglied des Betriebsrates und zeitweilig Betriebsratsvorsitzender. 1920 trat Kennecke der KAPD bei, kehrte aber 1925 wieder zur KPD zurück. Von 1930 bis 1933 war er unbesoldeter Stadtrat in Leipzig und Mitglied der BL Sachsen. Von Dezember 1934 bis Februar 1935 inhaftiert, im Februar 1936 zu eineinhalb Jahren Gefängnis verurteilt, dann von Ende 1937 bis 1945 wieder Schlosser. Ende 1945 im Gaswerk Leipzig-Süd Leiter der Personalabteilung, dann Kultursachbearbeiter, von 1953 bis 1957 war er Treuhänder des Rates des Bezirks Leipzig. Er erhielt 1961 den VVO in Bronze. Karl Kennecke starb am 18.Oktober 1972 in Leipzig.

Wer war wer in der DDR

Kern, Karl-Heinz

* 18.2.1930 – ✝ 21.10.2022

Geb. in Dresden; Vater Angest., Grund- u. OS; 1946 FDJ u. SED; 1946/47 Hilfsarb.; 1947 – 49 Lehre u. Arbeit als Chemotechniker; 1949 – 52 Sachbearb. bzw. Referent in der Landesreg. Sachsen, 1952 – 54 Abt.-Ltr. beim Rat des Bez. Dresden, 1954 – 59 stellv. Vors. u. zeitw. auch Sekr. des Rates des Kreises Sebnitz; Fernstudium an der DASR Potsdam, 1958 Dipl.-Jurist; ab 1959 Mitarb. des MfAA, 1959 – 61 Hauptreferent in der Abt. Afrika, 1961/62 Sektionsltr.; 1962 – 66 stellv. bzw. Ltr. der…

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Kerstan, Johannes

* 31.8.1926 – ✝ 21.1.1997

Geb. in Chemnitz; nach dem Abitur 1946 – 51 Studium der Mathematik u. Physik an der KMU Leipzig, hier 1951 Dipl.; 1955 Prom. zum Thema »Ein mengenalgebraisches Prinzip u. seine Anwendung auf Funktionsanalysis u. Topologie« an der HU Berlin; 1960 Habil. an der HU Berlin; 1961 Assistent am Inst. für Angewandte Mathematik u. Mechanik der DAW in der neugegr. Arbeitsgr. Wahrscheinlichkeitstheorie; ord. Prof. an der FSU Jena u. ab 1974 Ltr. des Wiss.-Bereichs »Stochastik u. ihre Anwendungen«; lange…

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Katsch, Gerhardt

* 14.5.1887 – ✝ 7.3.1961

Geb. in Berlin; Vater Kunstmaler; Gymnasium in Berlin; 1905 Studium der Biol. an der Sorbonne in Paris, 1906 – 11 Med.-Studium in Marburg u. Berlin, hier 1912 Prom.; 1912 – 14 Assistenzarzt u. 1914 – 17 Oberarzt in Hamburg-Altona; im 1. Weltkrieg Militärarzt; 1917 – 20 Oberarzt an der Med. Univ.-Klinik Marburg (b. Gustav v. Bergmann), hier 1917 Habil.; 1918 Titularprof.; 1920 – 26 Oberarzt an der Med. Univ.-Klinik in Frankfurt (Main); 1921 a. o. Prof.; 1926 – 28 Chefarzt der Inneren Klinik des…

Handbuch Deutsche Kommunisten

Katz, Otto (Simone

* 27.5.1895 – ✝ 27.11.1952

(* 1895 – † 1952) Geboren am 27. Mai 1895 in Prag, Sohn eines jüdischen Kaufmanns; Handelsschule, ab 1922 in Berlin im Verlagswesen tätig, zeitweise Verlagsleiter beim Verlagsunternehmen von Leopold Schwarzschild. 1922 trat Otto Katz in die KPD ein und wurde 1927 Verwaltungsdirektor der Piscator-Bühnen in Berlin. Ende 1929 Mitarbeiter der zum IAH-Konzern gehörenden Universum-Bücherei, wirkte Otto Katz als Verbindungsmann Willi Münzenbergs zu zahlreichen Film- und Theaterschaffenden. Ende 1930 verließ er wegen eines bevorstehenden Prozesses wegen Steuerhinterziehung (im Zusammenhang mit seiner früheren Tätigkeit bei Piscator) Deutschland und reiste nach Moskau, dort Direktor des Filmunternehmens »Mezrabpom«. Im Frühjahr 1933 kam er nach Paris und wurde erneut ein enger Mitarbeiter Münzenbergs, Sekretär des Komitees zur Untersuchung des Reichstagsbrandes. Katz war Chefredakteur und Verfasser des »Braunbuches über Reichstagsbrand und Hitler-Terror« und organisierte den Londoner Gegenprozeß. Er wirkte während des Bürgerkrieges in Spanien im Auftrag der Volksfrontregierung als Leiter der Agence d’Espagne und führte nun das Pseudonym André Simone. Nach zeitweiligem Aufenthalt in den USA lebte er ab Sommer 1940 in Mexiko, wo er zur engeren Leitung der KPD-Exilgruppe gehörte und Sekretär der Bewegung Freies Deutschland wurde. Ab April 1942 außenpolitischer Berater des Präsidenten des mexikanischen Gewerkschaftsbundes Lombardo Toledano. Anfang 1946 kehrte Otto Katz/André Simone in die Tschechoslowakei zurück, wurde Mitglied der KPâ und außenpolitischer Redakteur und Kommentator des Zentralorgans »Rudé právo«. In Prag Anfang 1952 verhaftet, wurde André Simone/Katz im Slánsk´y-Prozeß mit anderen hochrangigen tschechischen Kommunisten als angeblicher britischer und zionistischer Agent am 27. November 1952 zum Tode verurteilt. Die Urteile wurden am 3. Dezember 1952 vollstreckt, die Asche der verbrannten Leichen in Säcke gefüllt und auf einer eisglatten Landstraße vor den Toren Prags ausgestreut.

Wer war wer in der DDR

Kaufmann, Hans

* 31.3.1926 – ✝ 15.1.2000

Geb. in Berlin; Vater Textilzeichner; Gymnasium; 1943/44 Luftwaffenhelfer, RAD, 1944/ 45 Wehrmacht, 1945 – 47 frz. Gefangenschaft. 1948 Abitur an der Vorstudienanstalt Berlin; 1948 – 52 Studium der Germanistik u. Geschichte an der HU Berlin; anschl. hier Assistent, Aspirant; 1956 Dr. phil. mit einer Diss. über Heinrich Heines »Wintermärchen«; danach Habilaspirantur u. Wahrnehmung einer Dozentur; 1959 – 61 Prof. an der HU; 1962 Habil. mit »Bertolt Brecht. Geschichtsdrama u. Parabelstück«; 1962 –…

Handbuch Deutsche Kommunisten

Kayser, Albert

* 28.11.1898 – ✝ 18.10.1944

Geboren am 28. November 1898 in Stettin, in Berlin aufgewachsen; wurde dort Arbeiter im Gaswerk. Über die USPD fand er den Weg in die KPD. Mitglied des Betriebsrates in den Berliner Siemenswerken, 1923 gemaßregelt, später bei der BVG angestellt. Im Juli 1932 im Wahlkreis Berlin in den Reichstag gewählt. Kayser gehörte zu den Organisatoren des BVG-Streiks vom November 1932. Am 28. Februar 1933 verhaftet und in das KZ Sonnenburg gebracht, wo er sich bis Dezember 1933 in »Schutzhaft« befand. Nach seiner Entlassung illegale Arbeit und Instrukteur in den Bezirken Erfurt, Hannover und Magdeburg. Albert Kayser wurde Ende Januar 1935 erneut festgenommen und am 2.August 1935 vom 1. Senat des VGH zum Tode verurteilt. Dieses Urteil wurde dann aufgrund internationaler Proteste in eine lebenslange Zuchthausstrafe umgewandelt. Er saß zunächst in Berlin-Plötzensee, dann im Zuchthaus Brandenburg-Görden. Ende 1943 in das KZ Buchenwald überführt, wo Albert Kayser am 18.Oktober 1944 an Flecktyphus umgekommen ist.

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Keil, Gerhard

* 15.3.1922 – ✝ 12.9.1997

Geb. in Leipzig; Mittelschule, 1936 – 39 Buchhändlerlehre b. Franz Volckmar, Leipzig; 1941 – 43 Wehrmacht, Afrikakorps; 1943 – 47 amerik. u. brit. Gefangenschaft. 1947 – 49 Buchhändler, zunächst wieder bei Franz Volckmar, dann beim SWA-Verlag Leipzig; SED; 1953 – 55 Ltr. des Verlags Philipp Reclam jun. Leipzig; 1954/55 kommissar. Ltr., 1955 – 87 Ltr. des E. A. Seemann Buch- u. Kunstverlags Leipzig; 1960 – 63 zusätzl. Geschäftsf. des Insel Verlags Anton Kippenberg Leipzig u. 1967 – 72…

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Keisch, Henryk

* 24.2.1913 – ✝ 2.7.1986

Geb. in Moers (Rheinl.) in einer jüd. Fam.; Vater Gewerbetreibender; Volksschule, Realgymnasium in Duisburg-Ruhrort, 1932 Abitur; 1932/33 Studium der Lit.-Geschichte u. Theaterwiss. an der Univ. Köln; 1933 Emigr. nach Frankreich; dort Sprachlehrer, Übersetzer, Gelegenheitsarb., Mitarb. der antifa. Presse; ab 1937 Mitarb. an dt.-spr. Ztgn. (u. a. »Dt. Volksztg.«, »Die neue Weltbühne«, »Das Wort«) u. der antifa. Emigrantenpresse in der Schweiz; 1938 Heinrich-Heine-Preis; Freiw. in der frz. Armee,…

Wer war wer in der DDR

Keler, Sigrid

* 26.5.1942

Geb. in Herrnstadt (Krs. Guhrau, Schlesien / Wasosz, Polen); Grund- u. OS, 1960 Abitur; 1960/61 prakt. Jahr; 1961 – 65 Studium der Volkswirtsch. an der KMU Leipzig, Dipl.-Wirtsch.; 1965 – 71 wiss. Mitarb. in der Abt. Marktforsch. der Chem. Werke Buna; 1971 – 90 wiss. Mitarb. der Absatzabt. im Faserplattenwerk Ribnitz-Damgarten; Jan. 1990 SDP, stellv. Vors. des SPD-KV Ribnitz-Damgarten; 1990/91 Schatzmeisterin u. ab März 1990 stellv. Vors. des SPD-LV Mecklenb.-Vorpomm. Seit Okt. 1990 MdL…

Wer war wer in der DDR

Keller, Hermann

* 30.3.1945

Geb. in Zeitz; 1963 – 68 Kompositions- u. Klavierstudium an der HS für Musik Weimar; 1968 – 76 Aspirantur u. Lehrtätigkeit an der HS für Musik Berlin; ab 1976 freiberufl.; als Mitgl. des Berliner Improvisations-Quintetts, ab 1979 Berliner Improvisations-Trio, Auftritte bei Jazz-Konzerten u. internat. Jazzfestivals sowie Schallplattenaufn., auch Auftritte als Solopianist u. Schallplattenaufn. mit Kammermusik. Seit 1990 Lehrer für Improvisation an der Freien Musikschule »Musikhaus e. V.« Berlin;…

Wer war wer in der DDR

Kelm, Martin

* 9.10.1930

Geb. in Neuhof (Poel); 1947 – 50 Lehre als Elektrotechniker u. Elektroinstallateur; 1950 – 53 Studium an der FS für angewandte Kunst Wismar, 1953 – 58 an der HS für bildende u. angewandte Kunst Berlin-Weißensee; SED; 1956 Gestaltung des Fernsehgeräts Atelier, 1958 eines dreipunktgestützten Portalkrans; 1959 – 62 Doz. für Gestaltungslehre u. Mitarb. des Inst. für Entwurf u. Entw. an der HS für industrielle Formgestaltung Burg Giebichenstein; ab 1962 Dir. des Inst. für angewandte Kunst Berlin (ab…

Handbuch Deutsche Kommunisten

Kenzler, Georg

* 20.10.1884 – ✝ 1.1.1959

Am 20. Oktober 1884 in Mannheim geboren; sein Vater, ein Schmied, wurde 1893 wegen seiner gewerkschaftlichen Tätigkeit bei der Mannheimer Firma Lanz gemaßregelt, so daß die Familie nach Frankenthal in der Pfalz übersiedelte. Er lernte Schlosser und war aktiv in der sozialistischen Jugend, ging auf Wanderschaft durch Deutschland, die Schweiz und Österreich. 1908 schloß er sich der SPD an und kam 1917 bei Gründung zur USPD. 1918 noch zu den Pionieren eingezogen, kehrte er nach Ausbruch der Revolution nach Mannheim zurück und war an den Revolutionskämpfen beteiligt. Er stand auf dem linken Flügel der USPD, kam mit diesem 1920 zur KPD. 1921 Leiter der KPD in Mannheim, arbeitete weiter in seinem Beruf als Schlosser. 1922 Stadtverordneter und hauptamtlicher Sekretär der KPD Mannheim. Auch in der KPD gehörte Kenzler dem linken Flügel an, er wurde Anfang 1924 Polleiter des KPD-Bezirks Baden. Im Mai 1924 (bis 1928) als Abgeordneter in den Reichstag gewählt. 1924/25 einige Male verhaftet, mußte er aber als MdR wieder freigelassen werden. Bis 1926 Polleiter in Baden, trat zunächst noch für das ZK auf, schloß sich aber 1926 immer enger an die Ruth-Fischer-Gruppe an. Ende 1926 abgelöst und einer der Führer der linken Opposition in Baden, die hier erst 1927 in Aktion trat. Da Kenzler am 16. Juli 1927 an einer Versammlung mit Hugo Urbahns in Mannheim teilgenommen hatte, wurde er zur Bezirksleitung vorgeladen, lehnte aber sein Erscheinen schriftlich ab: »Die jetzige BL gleicht einem Inquisitionstribunal, Ketzer (Oppositionelle) müssen um jeden Preis verbrannt werden. Ihr braucht noch Holz zum Scheiterhaufen.« Als solches »Holz« legte er ein Schreiben der russischen Opposition bei und solidarisierte sich damit. Daraufhin am 27. Juli 1927 aus der KPD ausgeschlossen. Mitglied des Leninbundes. Nach der Auflösung des Reichstages am 18. April 1928 verhaftet; obwohl das Verfahren ja wegen seiner KPD-Tätigkeit lief, gewährte ihm die Partei keine Rechtshilfe. Kenzler kandidierte für den Leninbund, kam aber nicht mehr in den Reichstag. Nach der Haftentlassung 1928 eröffnete er in Mannheim eine Gastwirtschaft. Am 10. Januar 1929 trat er in die SPD ein und zog nach Berlin, wo er mit mehreren anderen früheren linken KPD-Abgeordneten bei der Volkshilfe-Versicherung beschäftigt war. Nach 1933 einige Male kurz inhaftiert, blieb er bis 1945 als Arbeiter in Berlin. 1945 wieder bei der Versicherung tätig, wurde zwar Mitglied der SED, übernahm aber keine Funktion, sondern stand in Opposition zur Parteilinie. Er wohnte in Ost-Berlin (Köpenick) und hatte sich von der Politik zurückgezogen. Georg Kenzler starb am 1. Januar 1959 in Ost-Berlin.

Wer war wer in der DDR

Kern, Käthe (Katharina)

* 22.7.1900 – ✝ 16.4.1985

Geb. in Darmstadt; Vater Arbeiter; Mittelschule; 1917/18 kfm. Angest.; 1919 SAJ; 1920 SPD; 1921 – 24 Sekr. beim Präs. der Landesversicherungsanstalt Hessen in Darmstadt; 1925 – 28 Sekr. der wirtschaftspol. Abt. beim Allg. Freien Angest.-Bund; 1928 – 33 Mitgl. des SPD-Bez.-Vorst. Groß-Berlin u. Ltr. des Frauensekr.; Juni/Juli 1933 zeitw. inhaftiert; bis 1944 Kontakt zur Widerstandsgr. um Wilhelm Leuschner; 1933 – 35 Stenosekr. im Saar-Verein in Berlin; 1935 – 45 Stenotypistin bei der Preuß.…

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Kersten, Kurt

* 19.4.1891 – ✝ 18.5.1962

(* 1891 – † 1962) Geboren am 19. April 1891 in Welheiden bei Kassel, Sohn eines Grundbesitzers. Er studierte Germanistik und Philosophie in München und Berlin, promovierte 1914 zum Dr. phil. Im Weltkrieg von 1915 bis 1918 Soldat, mit dem EK I. Klasse ausgezeichnet. Im Krieg radikalisiert, wurde Mitarbeiter an der Zeitschrift »Aktion« von Franz Pfemfert. Er stand in der Weimarer Republik der KPD nahe und galt als kommunistischer Schriftsteller. Kersten veröffentlichte 1920 eine Biographie Lenins, gab 1923 den Band »Das heutige Rußland 1917 bis 1923« heraus und schrieb 1924 nach seiner Rußlandreise »Moskau – Leningrad. Eine Winterfahrt«. Er war Mitarbeiter kommunistischer Zeitungen, u. a. der »Roten Fahne«, ab 1928 aktiv im Bund proletarisch-revolutionärer Schriftsteller. Kersten publizierte vor allem in den Presse-Organen von Willi Münzenberg. 1933 flüchtete er über Prag nach Paris. In der Emigration publizistisch gegen die Nazis tätig, gehörte er zu den Initiatoren und Mitgliedern der Deutschen Volksfront. Eng mit Münzenberg verbunden, unterstützte er diesen bei der Arbeit am Buch »Propaganda als Waffe«. Nach Münzenbergs Bruch mit Stalin wandte sich auch Kersten von der KPD ab, er schrieb nun in der »Zukunft«. Nach der Internierung in Frankreich 1939 gelangte er über Martinique nach New York. Auch als Emigrant blieb Kersten Schriftsteller und Historiker, er war 1955 Herausgeber von Arthur Rosenbergs Standardwerk »Entstehung und Geschichte der Weimarer Republik«. 1957 erschien in der »Deutschen Rundschau« der Artikel »Das Ende Willi Münzenbergs«. Darin vertrat er die These, ein »stalinistischer Fememord« an seinem Freund sei wahrscheinlich. Kurt Kersten starb am 18.Mai 1962 in New York.