DDR von A-Z, Band 1953

Interzonenhandel (1953)

 

 

Siehe auch:


 

Bezeichnung für den deutschen Binnenhandel nach 1945, soweit er über die Grenzen einer Besatzungszone hinausging. Während die drei Westzonen bald wieder zu einem einheitlichen Handelsgebiet zusammenwuchsen, konnte der Warenaustausch zwischen Westdeutschland und der SBZ nur zu einem Bruchteil des früher üblichen Umfanges entwickelt werden. Ursache waren vor allem die ständigen Erschwerungen des I. durch die „DDR“, die insbesondere das Vertrauen und die Sicherheit des Handels gefährdeten. Von sowjetzonaler Seite waren in der Hauptsache strategisch wichtige Güter begehrt. Als Gegenlieferungen ins Bundesgebiet waren z. B. Holz, Eisen- und Stahlwaren, Maschinenersatzteile, Zellstoff, Mineralöl, Lebensmittel, Chemikalien vorgesehen. Im vertraglichen I. entsprechend dem Mindener Abkommen (1946), dem Berliner Abkommen (1948) und dem Frankfurter Abkommen (1949) und seiner Verlängerung im Frühjahr 1951, wurden etwa folgende Umsätze in beiderseitigem Verkehr erzielt:

 

 

Technisch wird der vertragliche I. in der SBZ durch das Ministerium für Außenhandel und deutschen Innenhandel (MAI), Hauptabt. I., abgewickelt, während in der Bundesrepublik seit Frühjahr 1951 die „Bundesstelle für den Warenverkehr“ als Abteilung des Bundeswirtschaftsministeriums zuständig ist. Durch das Auslaufen des Frankfurter Abkommens im Jahre 1951 beschränkt sich der Warenaustausch nur noch auf reine Kompensationsgeschäfte. In den ersten Monaten des Jahres 1952 wurden im Vorgriff auf ein neues I.-Abkommen nur geringe Umsätze erzielt. Bei den Verhandlungen über ein neues I.-Abkommen trat seit Mitte 1951 offensichtlich ein gewisses Desinteresse der Sowjetzonenregierung in Erscheinung, vermutlich aus folgenden Ursachen: 1. Die Planwirtschaft in der SBZ erfordert Handelspartner, die für die störungsfreie Abwicklung der planmäßig vorgesehenen Einfuhren Garantie bieten. 2. In der 2. Hälfte des Jahres 1950 ist es der SBZ gelungen, weitgehend auf Bezüge aus den Ostblockstaaten oder Umwegsbezüge aus der Bundesrepublik umzuschalten. Seitdem sind verstärkter Bezug aus Ostblockstaaten und verstärkter Bezug von Erzeugnissen der Bundesrepublik auf dem Umweg über westeuropäische Länder zu beobachten. (Staatl. ➝Tarnfirmen)


 

Fundstelle: SBZ von A–Z. Bonn, 1953: S. 65


 

Information

Dieser Lexikoneintrag stammt aus einer Serie von Handbüchern, die zwischen 1953 und 1985 in Westdeutschland vom Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen (ab 1969 Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen) herausgegeben worden sind.

Der Lexikoneintrag spiegelt den westdeutschen Forschungsstand zum Thema sowie die offiziöse bundesdeutsche Sicht auf das Thema im Erscheinungszeitraum wider.

Ausführliche Informationen zu den Handbüchern finden Sie hier.