DDR von A-Z, Band 1953

Kohlenbergbau (1953)

 

 

Siehe auch:


 

Die SBZ verfügt im Verhältnis zu Westdeutschland nur über geringe Steinkohlenvorkommen. Die Jahresförderung betrug mit rund 2,8 Mill. t 1950 nur etwa 2,5 v. H. der Förderung in der Bundesrepublik (113,6 Mill. t). Sie lag damit um 0,8 Mill. t unter der Förderungsleistung des Jahres 1936. Der Fünfjahrplan sieht eine Steigerung auf 4 Mill. t vor, was nur nach wesentlichen Investitionen für Neuaufschlüsse und technische Verbesserungen in den bisherigen Schächten realisierbar scheint. Die Steinkohlenförderung der SBZ deckt nicht den Eigenbedarf der Zone an Steinkohle und Steinkohlenkoks. Für 1952 waren folgende Einfuhren vorgesehen:

 

 

Zur Verminderung der Einfuhrabhängigkeit von Steinkohlenkoks für die Metallurgie, den größten und wichtigsten Verbraucher, werden Großbetriebe zur Herstellung von Braunkohlenhartkoks nach einem neuen Verfahren errichtet, z. B. die Großkokerei in Hirschfelde, die u. a. das neu errichtete Eisenwerk in Calbe/Saale versorgen soll.

 

Das Gebiet der SBZ ist reich an Braunkohlenvorkommen. 1938 wurden hier 122,7 Mill. t, das sind 63,6 v. H. der deutschen Produktion, gefördert. Nach dem Einmarsch der Sowjetarmee begannen umfangreiche Demontagen in den Braunkohlenbergwerken, die bis Ende 1947 andauerten.

 

Neben Kriegsschäden (etwa 3 v. H.) büßte der Braunkohlenbergbau der SBZ durch sowjetische Demontagen rund 36–40 V. H. der Erzeugungskapazitäten ein. Die Demontagen bei den Brikettfabriken wirkten sich als eine Minderung um rund 37 v. H. aus. Zahlreiche große Werke der Braunkohlenindustrie entgingen dem Schicksal der Demontage durch Überführung in sowjetischen Besitz (SAG-Betriebe). Der Wiederaufbau ging trotz größten Materialschwierigkeiten durch die Einsatzbereitschaft der Betriebsbelegschaften verhältnismäßig rasch vonstatten:

 

 

Die Förderung des Jahres 1938 (122,7 Mill. t) wurde 1950 bereits überschritten. Die Höchstförderung der Kriegsjahre (1943 = 164,3 Mill. t) wurde noch nicht erreicht. 1955 sollen lt. Plan 205 Mill. t Braunkohle gefördert werden. Die Briketterzeugung hatte 1950 den Höchststand von 1938 (rund 30 Mill. Tonnen) bereits um etwa ein Viertel überholt.

 

[S. 70]Trotz der beträchtlichen Braunkohlenförderung war das Gebiet der SBZ stets Kohlenzuschußgebiet:

 

 

In den Jahren nach 1945 wurde der Zufuhrbedarf besonders deutlich. Die Industrie und die Reichsbahn mußten sich auf die Verwendung von Braunkohlenbriketts umstellen, was zur unwirtschaftlichen Heizausnutzung führte.

 

Nach dem Ausbau und der Neuerrichtung von Industriewerken im Rahmen der Wirtschaftspläne und als Folge der Reparationen und Exporte ist Kohle in der SBZ noch für längere Jahre Engpaß erster Ordnung. Die Kohlenzuteilung ist streng kontingentiert. Schwerpunktvorhaben, SAG- und Verkehrsbetriebe werden bevorzugt beliefert. An letzter Stelle steht der zivile Bedarf, der größtenteils mit Braunkohlenabfällen, Torf und Naßpreßsteinen abgedeckt wird. Von den insgesamt 99 Braunkohlenwerken der SBZ waren Ende April 1952 noch 12 der größten in sowjetischem Besitz. Von den 88 Brikettfabriken hat sich die SU 17 der größten Betriebe übereignet.


 

Fundstelle: SBZ von A–Z. Bonn, 1953: S. 69–70


 

Information

Dieser Lexikoneintrag stammt aus einer Serie von Handbüchern, die zwischen 1953 und 1985 in Westdeutschland vom Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen (ab 1969 Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen) herausgegeben worden sind.

Der Lexikoneintrag spiegelt den westdeutschen Forschungsstand zum Thema sowie die offiziöse bundesdeutsche Sicht auf das Thema im Erscheinungszeitraum wider.

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