
Sorben (1956)
Siehe auch:
Die kleine wendische Volksgruppe in den Gebieten um Bautzen und Hoyerswerda und im Spreewaldgebiet hat ihre kulturelle Eigenart bis in die Gegenwart bewahrt. Obschon sich kaum 5 v. H. der Bevölkerung zum wendischen Volkstum bekennen und der von der benachbarten Tschechoslowakei her genährte wendische Nationalismus niemals ernstliche Bedeutung gewann, drängt das Regime der SBZ den vorwiegend kirchlich-protestantisch und antikommun. eingestellten S. die Autonomie geradezu auf; Ausdruck dieser mit schwankender Entschiedenheit betriebenen Politik war das am 23. 3. 1948 vom sächsischen Landtag beschlossene S.-Gesetz. Der weitergehende Plan, das Gebiet der S. durch zwangsweise Umsiedlungen volklich zu „bereinigen“, stieß bei Deutschen und S. auf entschiedenen Widerstand, scheint aber nach neueren Anzeichen noch nicht aufgegeben zu sein. Die S. haben eine kommunistisch gesteuerte Heimatbewegung, die Domowina, und eine Tageszeitung „Nowa Doba“ („Neue Zeit“). Ein Institut für sorbische Volksforschung wird von der Deutschen ➝Akademie der Wissenschaften betreut; neben einigen weiteren Instituten gibt es in Bautzen und Cottbus sorbische Oberschulen, und die Zweisprachigkeit in amtlichen Veröffentlichungen und Beschilderungen wird syste[S. 234]matisch gefördert. (Nationalitätenpolitik)
Fundstelle: SBZ von A bis Z. Dritte, überarbeitete und erweiterte Auflage, Bonn 1956: S. 233–234