DDR von A-Z, Band 1956

Theaterwesen (1956)

 

 

Siehe auch:


 

1945 erteilte die SMAD Konzessionen auf Widerruf, die Privatpersonen oder Gemeinden zur Führung eines Theaters berechtigten. Die zur Aufführung vorgesehenen Stücke mußten einer sowjetischen Zensurstelle vorgelegt werden, die jedoch nur auf „faschistische und militaristische“ Tendenzen achtete. Die Erteilung der Konzessionen ging noch 1945 in die Kompetenz der Theaterreferate der Landesregierungen über, die Zensur verblieb bei der Besatzungsmacht. Mit ihr übten die Kulturoffiziere erst ab 1947 eine ideologische Beeinflussung der Spielpläne aus. 1948 waren die bisher aus allen geistigen Lagern stammenden Kulturreferenten in den Landesregierungen und Gemeinden durch linientreue Kommunisten ersetzt, die sowj. Zensur wurde dafür aufgehoben. Mit Gründung der „DDR“ begann das Ministerium für Volksbildung mit der zentralen Lenkung des Th. mit dem Ziel, es der kommunist. Propaganda nutzbar zu machen. Um eine Kunst zu entwickeln, „die die neuen gesellschaftlichen Verhältnisse in der DDR zum Ausdruck bringt“, schlägt das ZK der SED 1951 die Gründung der Kunstkommission vor. Der Normalvertrag der deutschen Bühnen wird 1951 durch das „Lohn- und Gehaltsabkommen“ ersetzt, eine Bühnenvermittlung errichtet, die nach politischen Gesichtspunkten Engagements vermittelt und kostenlos arbeitet. Die Administration des Th. nach ideologischen Gesichtspunkten zeigt 1951 erste Erfolge: 36 sowjetische Schauspiele werden in 146 Aufführungen an den verschiedenen Theatern der SBZ gezeigt. Bis zum Juni 1953 existiert kein privater Theaterunternehmer mehr in der SBZ. — In jedem Theater ist die Betriebsgruppe der SED maßgeblich an der Spielplangestaltung und der Personalpolitik beteiligt. Kündigungen und Einstellungen unterliegen ihrer Zustimmung. Das Theaterwesen der SBZ untersteht jetzt dem Ministerium für ➝Kultur. (Kulturpolitik, Kunstpolitik)

 

Literaturangaben

  • Weber, Jochen: Das Theater in der sowjetischen Besatzungszone. (BB) 1955. 144 S. m. 20 Anlagen.

 

Fundstelle: SBZ von A bis Z. Dritte, überarbeitete und erweiterte Auflage, Bonn 1956: S. 258


 

Information

Dieser Lexikoneintrag stammt aus einer Serie von Handbüchern, die zwischen 1953 und 1985 in Westdeutschland vom Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen (ab 1969 Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen) herausgegeben worden sind.

Der Lexikoneintrag spiegelt den westdeutschen Forschungsstand zum Thema sowie die offiziöse bundesdeutsche Sicht auf das Thema im Erscheinungszeitraum wider.

Ausführliche Informationen zu den Handbüchern finden Sie hier.