DDR von A-Z, Band 1956

Intelligenz (1956)

 

 

Siehe auch die Jahre 1953 1954 1958 1959 1960 1962 1963 1965 1966 1969 1975 1979 1985


 

Die I. als Schicht gliedert sich in der Sowjet-Gesellschaft deutlich in die allgemeine bzw. geisteswissenschaftliche und in die technische I. Auf dem XVIII. Parteitag der KPdSU (B) im März 1929 sagte Stalin: „Für die neue I. ist eine neue Theorie nötig, die auf die Notwendigkeit des freundschaftlichen Verhaltens zu ihr, der Sorge um sie, der Achtung vor ihr und der Zusammenarbeit mit ihr [S. 121]im Namen der Arbeiterklasse und der Bauernschaft hinweist.“ Als „Kern der I. der Arbeiterklasse“ bezeichnete er „die Initiatoren des Wettbewerbs, die Führer der Stoßbrigaden, die politischen Inspiratoren des Arbeitsaufschwungs, die Organisatoren auf diesem oder jenem Abschnitt des Aufbaues — zusammen mit den Genossen, die die Hochschule beendet haben“. Die technische I. hat sich in der SU zu einer mächtigen, mit der Partei konkurrierenden, der Privatwirtschaft zustrebenden Schicht entwickelt. In der SBZ ist es ungleich schwieriger, die I. auch ideologisch zu gewinnen, da die Möglichkeit der Abwanderung noch offen ist und genutzt wira. Daher wurde 1949 die „Verordnung über die Erhaltung und die Entwicklung der deutschen Wissenschaft und Kultur“ und anschließend die Kulturverordnung 1950 erlassen, die der I. weitere erhebliche Vorrechte einräumt. Mit allen Mitteln, Intelligenzpaketen, IN-Karten, Einzelverträgen, sogar durch die Befreiung von allen gesellschaftlichen und ideologischen Verpflichtungen, suchte man die I. zu halten. Im Fünfjahrplan spielt die Heranbildung einer neuen technischen I. eine wichtige Rolle. Da infolge der Privilegien Unruhe bei der Arbeiterschaft aufkam, muß die Propaganda seit Jahren zu beschwichtigen und „aufzuklären“ suchen.

 

Literaturangaben

  • Die Situation der Entscheidung. Eine Diskussion über die Lage der „Intelligenz“ in der Sowjetzone. (BMG) 1952. 48 S.
  • Friedensburg, Ferdinand: Berlin — Schicksal und Aufgabe. Berlin 1953, Berthold Schulz. 99 S.

 

Fundstelle: SBZ von A bis Z. Dritte, überarbeitete und erweiterte Auflage, Bonn 1956: S. 120–121


 

Information

Dieser Lexikoneintrag stammt aus einer Serie von Handbüchern, die zwischen 1953 und 1985 in Westdeutschland vom Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen (ab 1969 Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen) herausgegeben worden sind.

Der Lexikoneintrag spiegelt den westdeutschen Forschungsstand zum Thema sowie die offiziöse bundesdeutsche Sicht auf das Thema im Erscheinungszeitraum wider.

Ausführliche Informationen zu den Handbüchern finden Sie hier.