
Lager (1958)
Siehe auch die Jahre 1956 1959 1960 1962 1963 1965 1966
„Zwei L.“, in bolschewistischer Sicht die Grundverfassung der menschlichen Gesellschaft im imperialistischen Endstadium des Kapitalismus, der in seine „Allgemeine Krise“ eingetreten sei. Die vor allem von Stalin und A. A. Shdanow nach dem 2. Weltkrieg ausgearbeitete Theorie der 2 L. behauptet, daß es in der Allgemeinen ➝Krise des Kapitalismus keine dritte ausgleichende oder mittlere Position zwischen den Lagern des Weltbolschewismus („Sozialismus“) und des „Kapitalismus“ gibt. Ersteres verkörpert im Sinn der Theorie des Marxismus-Leninismus den „Fortschritt“ (zu Agitationszwecken als „L. des Friedens“ bezeichnet) und wird von den bolschewistisch regierten Staaten (Ostblock) geführt, die zugleich die Interessen der „Werktätigen“ bzw. der „Völker“ in den kapitalistischen, halbkolonialen und kolonialen Ländern wahrzunehmen beanspruchen. Demgegenüber verkörpere das kapitalistische L. die „Reaktion“ und diene der Erhaltung des Status quo, der Konsolidierung und weiteren Ausweitung der Macht der Bourgeoisie [S. 185]und ihrer Monopole mit allen, auch militanten Mitteln („L. des Krieges“); es werde von den bourgeoisen Minderheiten getragen, die angeblich die Staaten mit kapitalistischer Wirtschaftsstruktur beherrschen. Seit Stalins Tod, insbesondere seit dem 20. Parteitag der KPdSU, Umdeutung und Erweiterung der L.-Theorie: neben dem unverändert als „L. des Friedens“ bezeichneten „Sozialistischen L.“ sei eine „Zone des Friedens“ entstanden, selbständige nationalstaatliche, z. T. „neutrale“ Kräftegruppen (wie die ehemals kolonialen Länder Indien, Ägypten, die arabische Welt u. a.), die eine anti-imperialistische Frontstellung bezogen haben, ohne einen Führungsanspruch des „Sozialistischen L.“ anzuerkennen.
Fundstelle: SBZ von A bis Z. Vierte, überarbeitete und erweiterte Auflage, Bonn 1958: S. 184–185
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