
Schiffahrt (1958)
Siehe auch die Jahre 1954 1956 1959 1960 1962 1963 1965 1966 1969 1975 1979
Dem Ausbau der Binnen- und See-Sch. widmet die Sowjetzonenregierung große Aufmerksamkeit. Im Hinblick auf die für Häfen sich über Jahre erstreckenden Ausbauvorhaben ist die [S. 271]Vergrößerung des Schiffsbestandes bisher nur langsam vorangeschritten (Schiffbau). — Nachdem die Sowjets 1945 etwa 2.500 moderne Lastkähne als Reparationsentnahmen (Reparationen) beschlagnahmt hatten, blieben der sowjetzonalen Binnen-Sch. nur eine geringe Anzahl überalterter Schiffe mit einem Durchschnittsalter von etwa 45 Jahren. Wegen Reparaturen ist ein erheblicher Teil nicht im Einsatz. Die Reparaturwerften leiden unter Materialmangel, und der Neubau von Schiffen kommt nicht recht voran, da die Werften mit vordringlichen Arbeiten für die SU oder die militärischen Verbände der SBZ ausgelastet sind. Etwa die Hälfte der Flotte befindet sich noch in privaten Händen, einige 1.000 t gehören Ausländern, der andere Teil ist im Staatsbesitz. Der Einsatz des gesamten Schiffsparks wird staatlich gelenkt. Als Nachfolger der aufgelösten Deutschen Schiffahrts- und Umschlagsbetriebe fungiert der VEB Deutsche Binnenreederei, der Hauptfrachtführer für alle Wassertransporte ist. Die privaten Betriebe können selbständig keine Frachtverträge abschließen, sondern nur Unterverträge mit der Deutschen Binnenreederei und sind dann deren Erfüllungsgehilfen. Die bis März 1958 durchgeführte Registrierung aller Binnenschiffe war der Auftakt für die Verstaatlichung aller noch im Privatbesitz befindlichen Schiffe. Die Leistungen im Binnenschiffsverkehr sind gegenüber der Vorkriegszeit erheblich gesunken. 1956 wurden 12,3 Mill. t Güter befördert, davon 5,9 Mill. t durch Privatschiffer. Die Leistung in t/km betrug 2,2 Mrd. Die Sch. soll stärker zur Entlastung der überanspruchten Eisenbahn, insbesondere zum Transport von Massengütern, eingesetzt werden. Die bedeutendsten Binnenhäfen sind neben Berlin Magdeburg, Riesa, Dresden, Frankfurt und Fürstenberg/Oder. Infolge größerer Demontagen der Umschlagseinrichtungen ist ihre Kapazität erheblich beeinträchtigt. — In der See-Sch. spielen die unter eigener Flagge fahrenden Schiffe eine untergeordnete Rolle. Vor dem Kriege waren in den Seehäfen des heutigen Gebiets der SBZ etwa 55 Dampfer, 20 Motorschiffe und 80 Segelschiffe beheimatet mit einer Gesamttonnage von rd. 60.000 BRT. Nach dem Kriege gingen sämtliche in den Werften hergestellten Schiffe auf Reparationskonto. Seit 1953 konnten auch einige Einheiten für den sowjetzonalen Bedarf gebaut werden. Die gegenwärtige Tonnage der Hochseehandelsflotte beträgt etwa 40.000 t, der Bedarf liegt bei 250.000 t. Die gesamte See-Sch. ist verstaatlicht; alle Fahrzeuge sind im Besitz der „volkseigenen“ Deutschen Seereederei mit Sitz in Rostock. Die beiden Eisenbahnverbindungen Warnemünde–Gjedser und Saßnitz-Trelleborg sind wieder in Betrieb. Die Hochseefischereiflotte, ebenfalls verstaatlicht, besteht gegenwärtig aus 35 Loggern und 20 Motortrawlern. Sie werden von den Fischereikombinaten Rostock und Saßnitz, in denen auch die Fänge verarbeitet werden, eingesetzt. Das Fangaufkommen soll für das laufende Jahr 85.000 t betragen. Zur weiteren Steigerung sollte bis Ende 1956 die Zahl der Trawler auf 25 erhöht werden.
Literaturangaben
- Seidel, Wolfgang: Verkehrswirtschaft und Verkehrspolitik in der sowjetischen Besatzungszone. (Mat.) 1953. 235 S. m. 72 Tab. u. 9 Schaubildern.
Fundstelle: SBZ von A bis Z. Vierte, überarbeitete und erweiterte Auflage, Bonn 1958: S. 270–271