DDR von A-Z, Band 1958

Forstwirtschaft (1958)

 

 

Siehe auch:


 

Die alte Deutsche F.-Ordnung wurde zerschlagen und die F. in das System der zentral geplanten Wirtschaft eingefügt, um die Ideen des Sozialismus zu verwirklichen.

 

Mit der Anordnung zur Umordnung der F. vom Jahre 1945 wurden die Bezirksforstämter beseitigt, am 1. April 1946 Einheitsforstämter gebildet, die am 1. April 1949 durch Kreisforstämter abgelöst wurden. Mit Wirkung vom 1. Jan. 1952 wurden durch VO vom 14. Febr. 1952 Staatl. F.-Betriebe (StFB) eingerichtet, die dem Ministerium für Land- und Forstwirtschaft unterstellt sind. Die Kreisforstämter übernahmen die Beaufsichtigung des Privatwaldes.

 

Aufgabe der StFB ist die Bewirtschaftung des Volkswaldes. Richtlinie für die StFB ist ein auf der Basis des Volkswirtschaftsplanes aufgestellter Betriebsplan. Sie sind verpflichtet, als volkseigene Betriebe und auf sich gestellte Einheiten der staatl. F. nach dem Grundsatz der Wirtschaftlichen Rechnungsführung in eigener Ver[S. 103]antwortung selbständig zu planen und zu wirtschaften. In dem am 10. Dez. 1954 herausgegebenen „Status der Staatl. F.-Betriebe“ wird die Aufgabenstellung näher bestimmt. Sie haben die zur Erfüllung ihrer Produktionsaufgaben erforderlichen Mittel selbst zu erwirtschaften. Dem Betriebsleiter bzw. den mit den leitenden Funktionen betrauten Mitarbeitern wird persönliche Verantwortung und Verpflichtung zu eigener Initiative auferlegt.

 

Zur Zeit bestehen 100 staatl. F.-Betriebe mit einer Durchschnittsgröße von etwa 20.000 ha. Die Grenzen der einzelnen Betriebe verlaufen unabhängig von den Kreisgrenzen. Die verwaltungsmäßige innere Gliederung ist nach sachlichen Gesichtspunkten ausgerichtet. Oberförstereien und Revierförstereien sind als örtliche Vollzugsorgane der Betriebsleitung rechtlich unselbständig.

 

Für die Rechtstellung ist die „VO über die Bildung von Staatl. Forstwirtschaftsbetrieben“ vom 14. Febr. 1952 maßgebend. Der StFB ist juristische Person und Rechtsträger von Volkseigentum, d. h. aller volkseigenen forstwirtschaftlich genutzten Vermögenswerte. Volkseigentum ist der Besitz des ehem. Deutschen Reiches und der Länder und der durch Enteignungen von Privaten an den Staat gefallene Besitz von forstwirtschaftlich genutzten Flächen. Eine eigentümliche Situation ergibt sich daraus, daß der StFB nur teilweise Rechtsträger von volkseigenen Forstflächen ist. In ihrer Rechtsträgerschaft wurden übernommen sämtl. Gemeindewaldungen, Forstflächen der Bergbaubetriebe, öffentliche Stiftungen, volkseigene Wasserwirtschaftsbetriebe und sonstige Industriebetriebe, ehemalige Truppenübungsplätze, volkseigene Güter usw. Ausgenommen aus der Rechtsträgerschaft sind — obwohl zum Volkseigentum erklärt — alle ehemaligen Staatswaldungen. Die diese Forstfläche betr. Grundbucheintragungen sind nicht gelöscht worden und lauten weiterhin auf das ehem. Deutsche Reich, den ehem. Preußischen Staat oder auf sonstige aufgelöste Gebietskörperschaften.

 

Der StFB darf uneingeschränkt die plan- und verwaltungsgerechten Verfügungsrechte ausüben, nur bei Planverzögerung oder Planwidrigkeit darf das Ministerium für Land- und Forstwirtschaft eingreifen, es darf jedoch die persönliche Verantwortlichkeit dem Betriebsleiter nicht abnehmen.

 

Als juristische Person nimmt der StFB selbst am Zivilrechtsverkehr teil. Er kann selbständige Rechtsverhältnisse eingehen.

 

Im Register der volkseigenen Wirtschaft wird der StFB unter Eintragung der Namen des Betriebsleiters und seiner Stellvertreter geführt.

 

Das Sachgebiet Forstwirtschaft bei den Räten der Kreise hat die Aufgabe, den Privat-, Genossenschaftswald und den Wald anderer juristischer Personen zu betreuen. Ihm obliegt ferner die Aufgabe der „Anleitung und Kontrolle der im Volkswirtschaftsplan für die gesamte Forstwirtschaft festgelegten Planaufgaben“. Auch die Beaufsichtigung des Jagdwesens gehört zu seinem Aufgabenbereich.

 

Die Übertragung der Aufsicht über den „Wald aller Besitzarten“ an die Kreisforstämter leitete die Zwangsbewirtschaftung des Privatwaldes ein.

 

Waldgemeinschaft ist eine örtliche Organisation der VdgB mit Vorstand und Mitgliedern. Die Besonderheit ist die Verbindung von Betreuungsaufgaben und hoheitlichen Aufgaben beim Revierförster, die sich in den Kommissionen fortsetzt.


 

Fundstelle: SBZ von A bis Z. Vierte, überarbeitete und erweiterte Auflage, Bonn 1958: S. 102–103


 

Information

Dieser Lexikoneintrag stammt aus einer Serie von Handbüchern, die zwischen 1953 und 1985 in Westdeutschland vom Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen (ab 1969 Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen) herausgegeben worden sind.

Der Lexikoneintrag spiegelt den westdeutschen Forschungsstand zum Thema sowie die offiziöse bundesdeutsche Sicht auf das Thema im Erscheinungszeitraum wider.

Ausführliche Informationen zu den Handbüchern finden Sie hier.