DDR von A-Z, Band 1959

Rückkehrer (1959)

 

 

Siehe auch die Jahre 1958 1960 1962 1963 1965 1966 1969 1975 1979


 

Der großen Zahl von Flüchtlingen, die nach der Bundesrepublik einwandern, steht eine gewisse Anzahl von R. nach der SBZ gegenüber. Meistens handelt es sich dabei um Personen, die aus irgendwelchen Gründen im Bundesgebiet wirtschaftlich nicht Fuß fassen konnten, oder um solche, die aus familiären Anlässen (Antritt einer Erbschaft, Krankheit, Tod oder Hilfsbedürftigkeit von Angehörigen, Familienzwistigkeiten usw.) in die SBZ zurückkehren. Auch abenteuerlustige, z. T. asoziale Jugendliche befinden sich darunter. Nachdem die SBZ-Verwaltung in den Jahren 1953/54 angekündigt hatte, daß R. wegen der Abwanderung aus der SBZ bei der Rückkehr keine Nachteile haben würden, stieg die Zahl der R. etwas an. Trotz dieses Versprechens wird gegen jeden R. unmittelbar nach seinem Eintreffen am Grenzübergang formell eine Anzeige wegen Republikflucht erstattet. Bei etwa 20 v. H. der R. folgt dieser Anzeige ein Ermittlungsverfahren, meistens wegen „Wirtschafts vergehen“ oder anderer nur in der SBZ verfolgter „Delikte“. Die R. werden in der Regel wochenlang in Lagern festgehalten und überprüft. Schließlich werden sie in Arbeitsstellen — bevorzugt Bergbau und Landwirtschaft — eingewiesen, wobei ihre persönlichen Wünsche meistens unberücksichtigt bleiben. Viele der R. übersiedeln ein zweites Mal nach der Bundesrepublik, weil ihre Hoffnungen bezüglich Arbeitsstelle, Lohn, Wohnung usw. nicht erfüllt werden.

 

Die R. erhalten in der SBZ besondere Personalausweise, damit sie jederzeit als solche erkannt werden. Sie werden überall — teils auch von der Bevölkerung — mit Mißtrauen behandelt. — Die Zahl der R. kann nicht genau ermittelt [S. 207]werden, da viele von ihnen ohne behördliche Abmeldung das Bundesgebiet verlassen. Sicher ist aber, daß die von Zeit zu Zeit in der SBZ-Presse veröffentlichten Angaben viel zu hoch gegriffen sind. Amtliche Stellen in der Bundesrepublik schätzen, daß auf 10 Flüchtlinge höchstens ein R. entfällt.


 

Fundstelle: SBZ von A bis Z. Fünfte, überarbeitete und erweiterte Auflage, Bonn 1959: S. 306, 207


 

Information

Dieser Lexikoneintrag stammt aus einer Serie von Handbüchern, die zwischen 1953 und 1985 in Westdeutschland vom Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen (ab 1969 Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen) herausgegeben worden sind.

Der Lexikoneintrag spiegelt den westdeutschen Forschungsstand zum Thema sowie die offiziöse bundesdeutsche Sicht auf das Thema im Erscheinungszeitraum wider.

Ausführliche Informationen zu den Handbüchern finden Sie hier.