DDR von A-Z, Band 1959

Kader (1959)

 

 

Siehe auch die Jahre 1953 1954 1956 1958 1960 1969 1975


 

Pj., aus der militärischen Terminologie stammend, ursprünglich mit der Bedeutung „Rahmenpersonal“. K. sind 1. alle Personen in Partei, Staat, Wirtschaft, Massenorganisationen und Militär, die in wichtigen Positionen zur Erhaltung und Festigung des totalitären Systems beitragen sollen. In diesem Sinne bedeutet K. soviel wie Elite. In der Bezeichnung der SED als einer K.-Partei (im Gegensatz zur Massenpartei) wird die Absicht zum Ausdruck gebracht, aus der Partei ein organisatorisch und weltanschaulich hochgezüchtetes Herrschaftsinstrument zu schaffen. Die „Entwicklung“ von K. ist eine Hauptaufgabe der politischen Schulungsarbeit. Persönliche Daten und pol. Beurteilungen aller K. werden in K.-Karteien des SED- und Staatsapparates sowie der Massenorganisationen gesammelt. Zur Sicherung einer einheitlichen Kaderpolitik sind die Kaderabteilungen ausschließlich mit SED-Mitgliedern besetzt, die auch für die Einstellung von Parteilosen und Mitgliedern anderer Parteien die Genehmigung des zuständigen SED-Büros einholen müssen. Die große Bedeutung, die den K. zugeschrieben wird, entspricht dem militärischen Organisationsprinzip der Kommunisten: „Die Kader entscheiden alles.“ (Stalin)

 

2. Aus der unter 1. geschilderten Bedeutung abgeleitet, bedeutet K. im weiteren Sinne ganz allgemein soviel wie „Personal“ in Wirtschaft und Verwaltung, insbesondere im Hinblick auf dessen fachliche und politische Eignung und Zuverlässigkeit. (Kaderabteilung)

 

Literaturangaben

  • Schultz, Joachim: Der Funktionär in der Einheitspartei — Kaderpolitik und Bürokratisierung in der SED (Schr. d. Inst. f. polit. Wissenschaft, Berlin, Bd. 8). Stuttgart 1956, Ring-Verlag. 285 S.

 

Fundstelle: SBZ von A bis Z. Fünfte, überarbeitete und erweiterte Auflage, Bonn 1959: S. 169


 

Information

Dieser Lexikoneintrag stammt aus einer Serie von Handbüchern, die zwischen 1953 und 1985 in Westdeutschland vom Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen (ab 1969 Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen) herausgegeben worden sind.

Der Lexikoneintrag spiegelt den westdeutschen Forschungsstand zum Thema sowie die offiziöse bundesdeutsche Sicht auf das Thema im Erscheinungszeitraum wider.

Ausführliche Informationen zu den Handbüchern finden Sie hier.