Erntestatistik (1959)
Siehe auch die Jahre 1960 1962 1963 1965 1966 1969 1975 1979
Seit 1950 hat die D. in der SBZ einen so grundlegenden Wandel erfahren, daß sie nicht ohne weiteres mit derjenigen der Vorkriegszeit und der BRD vergleichbar ist. Sie unterscheidet sich von letzteren in wichtigen Grundsätzen, in der Erhebungsmethode und Auslegung einiger Begriffe und steht außerdem im Dienste propagandistischer Zwecksetzungen. Bis 1950 erfolgte [S. 96]die Schätzung der Ernten, so wie früher und in der BRD neben der besonderen Ernteermittlung weiter üblich, durch die ehrenamtliche Berichterstattung einer sehr großen Zahl sorgfältig ausgewählter und repräsentativ verteilter Saatenstands- und Ernteberichterstatter, welche die Flächenerträge der einzelnen Kulturpflanzen für ihren Berichtbezirk zu schätzen hatten. Dieser gut eingespielte Apparat der Berichterstatter wurde im Frühjahr 1946 aufgelöst mit der Begründung, die Berichte seien unrealistisch und subjektiv, weil sie hinter den Ernteplanzahlen zurückblieben.
Er wurde ersetzt durch besondere Fachkommissionen, die in jedem Kreis und Bezirk aus „fortschrittlichen“ und „ideologisch ausgerichteten“ Vertretern der MTS, VEG, VdgB, der regionalen VEAB, ab 1953 auch der LPG zu bilden waren. Die Erträge wurden auf Grund der kollektiven Schätzung der Kreisfachkommission und auf Grund der Feststellung der Bezirkskommission bis 1956 als „Natural-Roherträge“, das ist der gewachsene Ertrag, ohne Abzug nachfolgender Ernteverluste, ausgewiesen. Ab 1957 erfolgt die Feststellung von Ernte-„Reinerträgen“. Das endgültige Ergebnis wird durch die Zentrale Fachkommission, die sich aus Mitarbeitern der entsprechenden Organe von Bezirk und Kreis unter dem Vorsitz eines Vertreters der Staatlichen Zentralverwaltung für ➝Statistik zusammensetzt, festgelegt. Damit sind der Annäherung an Planziele als oberstem Gesetz durch weniger fachlich als vielmehr parteipolitisch geschulte Schätzungsfunktionäre alle Türen und Tore geöffnet. Wenn man für die Jahre nach 1956 die amtlichen Ernte-Reinerträge der SBZ mit denen der BRD vergleichen will, so muß man sie vorerst kürzen. Dabei sind folgende Mindestabschläge notwendig: Getreide, Ölfrüchte, Zuckerrüben 5 v. H., Hülsenfrüchte 7 v. H., Kartoffeln, Feldfutterpflanzen, Grünland 8 v. H., Futterhackfrüchte 10 v. H. (Landwirtschaft)
Literaturangaben
- Kramer, Matthias: Die Landwirtschaft in der sowjetischen Besatzungszone. 4. Aufl. (unter Mitarb. v. Gerhard Heyn und Konrad Merkel). (BB) 1957. Teil I (Text) 159 S., Teil II (Anlagen) 224 S.
Fundstelle: SBZ von A bis Z. Fünfte, überarbeitete und erweiterte Auflage, Bonn 1959: S. 95–96
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