DDR von A-Z, Band 1960

Entwicklungsländer, Wirtschaftshilfe für (1960)

 

 

Siehe auch:


 

Die Wirtschaftshilfe der SBZ erstreckt sich auf die Entwicklungsländer des afro-asiatischen Raumes und auf Lateinamerika. Besonders Argentinien, Brasilien, Uruguay, Kolumbien und neuerdings Kuba unterhalten enge wirtschaftliche Beziehungen zur SBZ.

 

Die Wirtschaftshilfe soll dem industriellen Aufbau der Länder durch Erstellung kompletter Industrieanlagen und die Belieferung mit industriellen Einrichtungen zur eigenen Verarbeitung der Rohstoffe in den Ursprungsländern dienen im Austausch gegen die landesüblichen Rohstoffe und Produkte. Schwerpunkt der Wirtschaftshilfe sieht das Zonenregime in der Intensivierung des Handels mit diesen Ländern, um sich durch monopolartige Einflußnahme auf die Rohstoffe der Länder eine Vormachtstellung gegenüber dem freien Westen zu schaffen und Importe über europäische Zwischenhändler künftig auszuschalten.

 

Dem Kreditsystem der SBZ entsprechend, werden den Entwicklungsländern überwiegend langfristige Warenkredite eingeräumt, die den AHU von der Deutschen ➝Notenbank mit Genehmigung des zuständigen Ministeriums zur Begleichung der Exportlieferungen der Industriebetriebe finanziert werden, da im Staatshaushalt Mittel für Kreditausreichung an diese Länder nicht enthalten sind. Neuerdings werden in der SBZ zur globaleren Unterstützung dieser Länder jedoch Industrialisierungskredite auf dieser Basis gefordert.

 

Der politische Akzent der Wirtschaftshilfe liegt in der kommunistischen Durchsetzung der Entwicklungsländer zur Unterstützung des „Prozesses einer Veränderung des Kräfteverhältnisses in der Welt“ und in diesem Zusammenhang in der Errichtung von Handelsvertretungen mit „konsularischem Charakter“ in diesen Ländern zur Sicherung politischer Verbindungen und Anerkennung der SBZ.

 

Neben der technischen und wirtschaftlichen Zusammenarbeit wird eine sogenannte „Ausbildungshilfe“ für fachliche Nachwuchskräfte gewährt, die in der SBZ zusätzlich gründlicher kommunistischer Schulung unterzogen werden.


 

Fundstelle: SBZ von A bis Z. Sechste, überarbeitete und erweiterte Auflage, Bonn 1960: S. 105


 

Information

Dieser Lexikoneintrag stammt aus einer Serie von Handbüchern, die zwischen 1953 und 1985 in Westdeutschland vom Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen (ab 1969 Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen) herausgegeben worden sind.

Der Lexikoneintrag spiegelt den westdeutschen Forschungsstand zum Thema sowie die offiziöse bundesdeutsche Sicht auf das Thema im Erscheinungszeitraum wider.

Ausführliche Informationen zu den Handbüchern finden Sie hier.