DDR von A-Z, Band 1960

Klerikaler Militarismus (1960)

 

 

Siehe auch:


 

Im Pj. die Sonderform des imperialistischen Kapitalismus, die die Bun[S. 204]desrepublik kennzeichnen soll. Diese spezielle Kennzeichnung, die vor allem zwischen der Genfer Konferenz von 1959 und der Pariser Gipfelkonferenz von 1960 vorherrschend war und in diesem Zeitraum zugleich eine Verschiedenheit der politischen Motive der BRD und der USA suggerieren sollte, soll ausdrücken, daß die Bundesregierung, in enger Verbindung mit den übrigen vorwiegend katholischen Parteien und Staaten Westeuropas und stark auf neuthomistische Ideen gestützt, einen „beschränkten Krieg“ zur Rückeroberung der deutschen Ostgebiete und der SBZ anstrebe und dabei zugleich mit der Motivation, einen Wall gegen die „atheistischen“ Staaten Osteuropas bilden zu müssen, die wirtschaftlich-politische Vormachtstellung in Westeuropa erreichen wolle. — Es muß offen bleiben, wie weit die SED-Führung von einer solchen Deutung der Herrschaftswirklichkeit in der Bundesrepublik ernsthaft überzeugt ist bzw. wie weit nur ein taktisches Manöver vorliegt, mit dem auf die westdeutsche Arbeiterschaft, ihre Organisationen und die — vor allem protestantischen und osteuropäischen — ehemaligen Alliierten des 2. Weltkriegs eingewirkt werden sollte.


 

Fundstelle: SBZ von A bis Z. Sechste, überarbeitete und erweiterte Auflage, Bonn 1960: S. 203–204


 

Information

Dieser Lexikoneintrag stammt aus einer Serie von Handbüchern, die zwischen 1953 und 1985 in Westdeutschland vom Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen (ab 1969 Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen) herausgegeben worden sind.

Der Lexikoneintrag spiegelt den westdeutschen Forschungsstand zum Thema sowie die offiziöse bundesdeutsche Sicht auf das Thema im Erscheinungszeitraum wider.

Ausführliche Informationen zu den Handbüchern finden Sie hier.