
Maifeier (1960)
Siehe auch die Jahre 1962 1963 1965 1966 1969 1975 1979 1985
Nach 1945 wurde in der SBZ die M. zunächst wieder wie vor 1933 begangen als Kampf- u. Feiertag der internationalen Solidarität der Werktätigen und als Bekenntnis zum Achtstundentag u. zu den Zielen der Gewerkschaftsbewegung. Doch mehr und mehr mißbrauchten die SED und der FDGB die M. für ihre Agitationszwecke. Der 1. Mai 1952 wurde hingestellt als Tag des „Friedenskampfes“ (Frieden) im sowjet. Sinne, als Werbetag für eine „Aktionseinheit der Arbeiterklasse“ nach Auffassung der SED/KPD. Schon nahm die KVP einen breiten Raum bei den Demonstrationen zur M. ein.
Die Losungen zum 1. Mai 1960 zeigen deutlich, wie sehr die M. aus einer ursprünglich gewerkschaftlich-freiheitlichen Kundgebung zu einem Mittel der Parteiagitation und der Staatsmacht-Propaganda wurde. Nr. 3 fordert: „Friedensvertrag mit beiden deutschen Staaten und entmilitarisierte Freie Stadt West-Berlin“. Nr. 8 preist die KPdSU und „den Kämpfer für den Frieden, Genossen Chruschtschow“. Von insgesamt 43 Losungen verlangen 18 von den Arbeitenden aller Wirtschafts- und Kulturzweige: Schafft „mehr, schneller und billiger“. Nr. 42 verfügt: „Soldaten … meistert die moderne Waffentechnik“. Im Mittelpunkt der M. stehen stärker denn je die waffenblitzende Parade der NVA und der Aufmarsch der Kampfgruppen.
Fundstelle: SBZ von A bis Z. Sechste, überarbeitete und erweiterte Auflage, Bonn 1960: S. 251