DDR von A-Z, Band 1960

Gemeinschaften, Sozialistische (1960)

 

 

Siehe auch:


 

Das SED-Regime anerkannte und propagierte bis etwa 1958 als das wirksamste Mittel zur Steigerung der Arbeitsproduktivität das „Prinzip der materiellen Interessiertheit“ und war bereit, gute Leistungen durch entsprechende Entlohnung bzw. Prämiierung zu honorieren. Seitdem verfolgt das Regime eine „billigere“ Methode. Ausgehend von einer Ulbricht-Rede auf dem V. Parteitag der SED (Juli 1958) verlangt die SED-Propaganda seitdem von den Beschäftigten in der Wirtschaft, daß sie „auf sozialistische Weise arbeiten“ sollen, womit gemeint ist, daß die hohe Arbeitsleistung selbstverständlich ist und nicht besonderer Belohnung bedarf. Im Verfolg dieser Propaganda ist seitdem eine „Bewegung der SG.“ ins Leben gerufen worden. Wichtigste Gruppen sind die folgenden:

 

a) „Brigaden der sozialistischen Arbeit (manchmal auch „Sozialist. Brigaden“ genannt). Das sind Arbeitsbrigaden von Produktionsarbeitern (Brigade), die auf Verlangen der SED nicht lediglich ihre Produktionsverpflichtungen erfüllen, sondern eine sozialist. Einstellung zur Arbeit“ haben sollen, wie sie in den Zehn Geboten der sozialist. Moral fixiert wurde. Die Brigaden in den Betrieben sollen in Wettbewerb treten um den Titel „Beste Brigade der sozialistischen Arbeit“. Nach Angaben der SED soll es Mitte Februar 1960 72.580 „Brigaden der sozialist. Arbeit“ mit 877.000 Mitgl. gegeben haben.

 

b) „Sozialistische Gemeinschaften“, auch sozialistische Arbeits-, Forschungs- und Entwicklungsgemeinschaften genannt. SG. sind Gruppen von Angehörigen der Intelligenz, der mittleren technischen Kader (Werkmeister, Schichtleiter usw.) und Betriebsarbeitern, die sich „auf freiwilliger Basis“ zusammenfinden sollen, „um alle schöpferischen Kräfte, das ganze Können und Wissen im Interesse des Betriebes auszuwerten“. Diese Kollektive sollen insbesondere Mittel und Wege finden, um produktionstechnische und sonstige produktionssteigernde Fortschritte und Verbesserungen zu verwirklichen (Erfindungs- und Vorschlagswesen). Die SG. werden von den Betriebssektionen der Kammer der ➝Technik angeleitet. Mitte Februar 1960 soll es 28.200 SG. mit 230.100 Mitgl. gegeben haben.

 

Die beiden Formen der SG. sind seit 1959 Hauptgegenstand der Produktionspropaganda.


 

Fundstelle: SBZ von A bis Z. Sechste, überarbeitete und erweiterte Auflage, Bonn 1960: S. 137


 

Information

Dieser Lexikoneintrag stammt aus einer Serie von Handbüchern, die zwischen 1953 und 1985 in Westdeutschland vom Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen (ab 1969 Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen) herausgegeben worden sind.

Der Lexikoneintrag spiegelt den westdeutschen Forschungsstand zum Thema sowie die offiziöse bundesdeutsche Sicht auf das Thema im Erscheinungszeitraum wider.

Ausführliche Informationen zu den Handbüchern finden Sie hier.