
Entwicklungsländer, Hilfe für (1962)
Siehe auch:
- Entwicklungsländer, Wirtschaftshilfe für: 1960
In der Außenhandelspolitik gegenüber den Entwicklungsländern verknüpft der Sowjetblock nach marxistisch-leninistischem Prinzip wirtschaftliche Beziehungen eng mit politischen Aufgaben.
Die HfE. der SBZ erstreckt sich auf Länder des afro-asiatischen Raumes und neuerdings verstärkt auf Brasilien, Argentinien, Uruguay, Kolumbien und besonders Kuba. Es handelt sich im wesentlichen um Staaten, die dem Sowjetsystem wegen wirtschaftlicher Notlagen für seine politischen Absichten besonders anfällig erscheinen.
Die HfE. soll dem industriellen Aufbau der Länder durch Industrieanlagen und Einrichtungen zur eigenen Verarbeitung der Rohstoffe dienen im Austausch gegen die landesüblichen Rohstoffe und Produkte. Schwerpunkt der HfE. sieht das Zonenregime in der Intensivierung des Handels mit diesen Ländern, um sich eine Vormachtstellung gegenüber dem freien Westen zu schaffen und Importe über europäische Zwischenhändler künftig auszuschalten.
Den Entwicklungsländern werden überwiegend langfristige Warenkredite eingeräumt, die von der Deutschen ➝Notenbank finanziert werden. Neuerdings werden in der SBZ zur Unterstützung dieser Länder auch Industrialisierungskredite auf dieser Basis gefordert.
Ende 1960 wurden als Kredithilfe des Sowjetblocks an die Entwicklungsländer 3,1 Milliarden Dollar genannt. Daran war die SBZ mit dem relativ geringen Betrag von 31,0 Mill. Dollar beteiligt. Indien erhielt 2,5 Mill., Indonesien 7,5 Mill. und Ägypten 21,0 Mill. Dollar. (Hierbei handelt es um den Kreditrahmen, die tatsächliche Inanspruchnahme ist nicht ersichtlich.) Die in den Ländern errichteten Han[S. 112]delsvertretungen mit „konsularischem Charakter“ dienen auch der Sicherung politischer Verbindungen. Neben der technischen und wirtschaftlichen Zusammenarbeit wird eine sog. „Ausbildungshilfe“ für fachliche Nachwuchskräfte gewährt, die in der SBZ zusätzlich gründlicher Schulung unterzogen werden.
Fundstelle: SBZ von A bis Z. Siebente, überarbeitete und erweiterte Auflage, Bonn 1962: S. 111–112