
Handel (1962)
Siehe auch die Jahre 1958 1959 1960 1963 1965 1966 1969 1975 1979
Der überwiegende Teil des Groß- und Einzelhandels in der SBZ wird von staatlichen Handelsorganen durchgeführt (Großhandelsgesellschaften, Deutsche ➝Handelszentralen, Staatliche Kontore, HO, Konsumgenossenschaften, VVEAB). Im Außenhandel sind ausschließlich staatliche Gesellschaften tätig (Deutscher ➝Innen- und Außenhandel).
Am stärksten wurde von den Sozialisierungsmaßnahmen der Großhandel betroffen; nur noch ca. 2 v. H. des gesamten Großhandelsumsatzes entfallen auf Privatfirmen. Die DHZ übernahmen 1949/50 schon weitgehend den Großhandel mit Industriewaren und auch vom Versorgungshandel der Produktion mit [S. 172]Grundstoffen und Produktionsmitteln wurde der private Großhandel sehr früh ausgeschaltet.
. Der private Einzelhandel konnte sich gegenüber HO und Konsumgenossenschaften bis 1960 mit einem Umsatzanteil von ca. 20 v. H behaupten. Er entwickelte sich nach sowjetzonalen Angaben wie folgt:
Der private Einzelhandel wurde hauptsächlich durch unzureichende Belieferung mit Waren und durch Senkung der Handelsspannen benachteiligt, die von der Industrie- und Handelskammer festgesetzt werden. In den sozialistischen Handelsapparat wurde er dadurch einbezogen, daß man die Einzelhändler zum Abschluß von Agenturverträgen, später von Kommissionsverträgen nötigte. Groß- und Einzelhandel üben kaum noch echte Handelsfunktionen aus. Trotz laufender Umstellungen im Handelsapparat konnte bis jetzt das Handelssystem seiner Aufgabe als Mittler zwischen Produzenten und Konsumenten nicht gerecht werden. Die vielfachen Versorgungsmängel sollen im Bereich des Konsumgüterhandels durch die Organe der Staatlichen ➝Handelsinspektion und der Arbeiterkontrolle beseitigt werden. Zum Einzelhandel zählen in der SBZ auch die Gaststätten und das Beherbergungsgewerbe, die nach den gleichen Bedingungen mit Waren beliefert werden. Die Lage auf dem Baumarkt und die Unterbindung der Privatinitiative ließen Kapazitätserweiterungen im Beherbergungsgewerbe nur in beschränktem Maße zu, so daß auch heute noch empfindlicher Mangel an Übernachtungsmöglichkeiten besteht. Neue oder renovierte Hotels gibt es aus Prestigegründen in Ost-Berlin, in der Messestadt Leipzig und anderen wirtschaftlich bedeutenden Orten.
Private Gaststätten und Beherbergungsbetriebe werden ebenfalls zwangsweise zu Kommissionsverträgen oder Staatsbeteiligungen veranlaßt.
Von insgesamt 30.913 Gaststätten und Hotels entfielen Ende 1959 auf HO 21 v. H., Konsumgenossenschaften 13 v. H., Kommissionshandelsbetriebe 17 v. H. und Privatbetriebe 47 v. H. Ihre Anteile am Umsatz betragen: HO 45 v. H., Konsumgenossenschaft 11 v. H., Kommissionshandelsbetriebe 12 v. H. und Privatbetriebe 25 v. H. Die rentablen Privatbetriebe sind demnach bereits der Sozialisierung zum Opfer gefallen.
Literaturangaben
- *: Der Einzelhandel in der Versorgung der Bevölkerung der sowjetischen Besatzungszone. (Mat.) 1953. 64 S. m. 15 Tab. u. 22 Anlagen.
- Pöhler, Felix: Der Untergang des privaten Einzelhandels in der sowjetischen Besatzungszone. (BB) 1952. 64 S. m. 11 Anlagen.
- Pöhler, Felix: Die Vernichtung des privaten Großhandels in der sowjetischen Besatzungszone. (BB) 1952. 88 S. m. 15 Anlagen.
Fundstelle: SBZ von A bis Z. Siebente, überarbeitete und erweiterte Auflage, Bonn 1962: S. 171–172
Hamann, Karl | A, B, C, D, E, F, G, H, I, J, K, L, M, N, O, P, Q, R, S, T, U, V, W, Z | Handelsabgabe (HA) |