
Jagd (1962)
Siehe auch die Jahre 1959 1960 1963 1965 1966 1969 1975 1979 1985
[S. 196]Am 21. 11. 1953 wurde das Gesetz zur Regelung des Jagdwesens erlassen. Als politisches Ziel bezeichnete der Staatssekretär im Ministerium für Land- und Forstwirtschaft seine Ausdehnung auf ganz Deutschland. Das Gesetz erklärte alle jagdbaren Tiere zum „Eigentum des Volkes“ und stellte die Ausübung der J. im wesentlichen unter den Leitgedanken der Bekämpfung von Raubwild und des Schutzes der Landwirtschaft gegen Wildschäden. Zum J.-Gesetz sind inzwischen sieben Durchführungsbestimmungen erschienen. Die J.-Behörden gliedern sich in: Oberste J.-Behörde (Ministerium für Land- und Forstwirtschaft), J.-Behörde des Bezirkes (Rat des Bezirkes), des Kreises (Rat des Kreises). Aufgabe der J.-Behörden sind Durchführung und Kontrolle der Bestimmungen des genannten Gesetzes, Kontrolle der Abschußpläne, Aufteilung und Verwertung des erlegten Wildes. Sie beschließen über die personellen, rechtlichen und organisatorischen Fragen; ein J.-Beirat aus Vertretern der Forstwirtschaft, der Volkspolizei, der politischen Parteien und Organisationen steht ihnen zur Seite.
Bei der Aufteilung des Raumes der SBZ in J.-Gebiete (von 1.000 bis 4.000 ha) werden ausschließliche Feld- oder Waldjagdgebiete möglichst vermieden. Während im allgemeinen kollektiv gejagt werden soll, werden auf AO der Obersten J.-Behörde Sonderjagdgebiete eingerichtet, in denen die J. betrieben wird; sie sind Spitzenfunktionären, Intelligenzlern und Diplomaten vorbehalten. Auch für Angehörige der Roten Armee (Offiziere) bestehen Sonderjagdgebiete.
Die ehrenamtlichen J.-Gebietsverantwortlichen werden von der J.-Behörde des Bezirkes auf Vorschlag der Kreisjagdbehörden bestätigt, dabei wird auf politische „Zuverlässigkeit“ besonderer Wert gelegt. Ihnen obliegen die Führung es Abschußbuches zur Kontrolle der Erfüllung des Abschußplanes, der Nachweis über Munitionsempfang und -verschuß, die Wildablieferung und -Verteilung. „Kollektivjagden können nur durch Jagdkollektive der Gesellschaft für ➝Sport und Technik gemeinsam mit den Jagdgebietsverantwortlichen und den staatlich beauftragten Jagdberechtigten organisiert und durchgeführt werden“ (GBl. I, 1958, S. 525). Ein J.-Kollektiv besteht aus 10–15 Schützen. Einzeljagd wird nur in Ausnahmefällen durch „staatlich beauftragte Jagdberechtigte und Jagdberechtigte mit besonderer Jagderlaubnis“ ausgeübt, d. h. von „politisch einwandfreien“ Personen (s. o.), die auch Jagdwaffen zu persönlichem Eigentum erwerben können. Die J.-Berechtigten bedürfen eines Jagdberechtigungsscheines, der für die einzelnen Kategorien besonders gekennzeichnet ist; sie müssen jagdhaftpflichtversichert sein. Die J.-Teilnahmescheine und unpersönlichen Waffenscheine für Teilnehmer an Kollektivjagden gelten nur für die Zeit der Kollektivjagd. Nach der J. müssen Waffen und Munition an die von der Jagdbehörde bestimmten Aufbewahrungsstellen zurückgegeben werden, wo sie unter Kontrolle der Volkspolizei stehen. Über die Erteilung von J.-Berechtigungsscheinen und J.-Teilnahmescheinen entscheidet das Kreispolizeiamt. Es befindet auch darüber, ob ein Forstangestellter die Jagd ausüben kann.
Als J.-Waffen werden Feuerwaffen mit glatten Läufen (Flinten) verwandt. Hochwild wird mit Flintenlaufgeschossen erlegt; nur einzelne Personen sind zur Führung von Waffen mit gezogenen Läufen berechtigt. Das erlegte Wild, auch Decken und Bälge, wird den Wilderfassungsstellen oder den zentralen Schlachthöfen der VVEAB zugeleitet. Die J.-Schulung ist Aufgabe der GST und endet mit einer theoretischen und praktischen J.-Eignungsprüfung.
J.- und Schonzeiten sind gesetzlich geregelt. Die Abschußpläne wurden bisher ungenügend erfüllt, so daß sich vielerorts Rotwild und Sauen unerwünscht vermehrt haben. Der Oberste Jagdbeirat und die Akademie der Landwirtschaftswissenschaften unterstützen die Arbeitsgemeinschaft Wildforschung und die Wildmarkenforschung. Es bestehen 12 Wildforschungsgebiete, die sich unter wissenschaftlicher Leitung mit der Entwicklung des Wildstandes, Wildbretstärke, Rassenstudien und Trophäen der einzelnen Wildarten befassen.
Fundstelle: SBZ von A bis Z. Siebente, überarbeitete und erweiterte Auflage, Bonn 1962: S. 196
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