DDR von A-Z, Band 1962

Forstwirtschaft (1962)

 

 

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Nach Angaben des Statist. Jahrbuches 1960 der SBZ umfaßt die gesamte Waldfläche 2.955.169 ha. Auf volkseigene Güter entfallen 13.804 ha; sonstige volkseigene und öffentliche Betriebe 1.860.391 ha; LPG Typ I und II 19.516 ha genossenschaftlich genutzte, 383.722 ha individuell genutzte Fläche; LPG Typ III 447.755 ha genossenschaftlich genutzte Fläche und 437 ha persönlich genutzte Fläche; kirchliche Betriebe sowie deren Einrichtungen in eigener Verwaltung 19.543 ha; private Betriebe 210.001 ha. 1950 bis 1959 wurden auf 747.849 ha Neu- und Wiederaufforstungen einschl. Nachbesserungen durchgeführt. Der Derbholzeinschlag betrug 1946 bis 1960 173.683.400 Erntefestmeter (Efm.), etwa 11,6 Mill. jährlich, und damit das Zwei- bis Dreifache des Zuwachses. Seit 1957 wird versucht, Einschlag und Zuwachs in Einklang zu bringen. Bis zum Ende des Siebenjahrplanes 1965 soll der Einschlag auf 6,2 Mill. Efm. gesenkt werden. Die mehr als zehn Jahre betriebene Übernutzung hat den Vorrat der über 80jährigen Bestände am stärksten betroffen. Die in Kriegs- und Nachkriegszeiten entstandenen Großkahlflächen sind aufgeforstet. Dabei sind überwiegend wieder Mono-Kulturen von Kiefer und Fichte entstanden. Das Bemühen, einen holzartenreichen, standortgemäßen Mischwald aufzubauen, ist an der Forderung der Wirtschaft auf vorrangige Lieferung der von ihr benötigten Holzsortimente (Einschlagumlage) und am Mangel eines reichhaltigen Sortiments von Laub- und Nadelholzpflanzen bisher gescheitert. Zur Schließung der Lücke in der Rohholzversorgung soll der verstärkte Anbau schnell wachsender Holzarten, insbesondere Pappel, beitragen. Sie wird vorzugsweise zur Rekultivierung von Kippen und Halden in den Braunkohle-Bergbaugebieten angebaut. Außerdem wird der Holzimport von Jahr zu Jahr gesteigert. Von 1947 bis 1960 wurden 330.742,5 t Rinde und 116.802,9 t Harz gewonnen.

 

Die alte Deutsche F.-Ordnung wurde 1945 beseitigt, um die F. dem Wirtschaftssystem anzupassen. Die Aufgaben der fortgefallenen Mittelinstanzen wurden bis zur Verwaltungsneugliederung (1952) von den Landesforstämtern wahrgenommen. Die zentrale Stelle der Forstwirtschaft ist heute die Abt. Forsten im Ministerium für Landwirtschaft, Erfassung und Forsten. Sie ist an die Beschlüsse des ZK der SED, Referat F. sowie an die Pläne und Vorschläge der Hauptverwaltung der staatlichen ➝Plankommission gebunden. Mit der AO vom 29. 10. 1945 wurden die Bezirksforstämter als Mittelinstanz beseitigt, in der Ortsinstanz am 1. 4. 1946 Einheitsforstämter gebildet, die am 1. 4. 1949 durch Kreisforstämter abgelöst wurden. Mit Wirkung vom 1. 1. 1952 wurden durch VO vom 14. 2. 1952 Staatliche Forstwirtschaftsbetriebe (StFB) zur Bewirtschaftung des Volkswaldes eingerichtet. Die StFB sind der Unterabt. F. der Abt. Landwirtschaft beim Rat des Bezirks unterstellt, deren Richtlinie ein auf der Basis des Volkswirtschaftsplanes aufgestellter Betriebsplan ist. Sie sind verpflichtet, nach dem Grundsatz der Wirtschaftlichen Rechnungsführung in eigener Verantwortung selbständig zu planen, zu wirtschaften und abzurechnen (Rechnungswesen). Das Statut für die StFB vom 10. 12. 1954 ist am 11. 2. 1959 durch ein „Rahmenstatut“ ersetzt, das ihnen aufträgt, die Durchführung des sozialistischen Aufbaus auf dem Lande zu gewährleisten. In der Hand des StFB liegt seitdem neben der Bewirtschaftung des Volkswaldes die Betreuung des LPG-Waldes und die Anleitung und Kontrolle der privaten Waldbesitzer sowie der juristischen Personen, die Waldflächen besitzen. Bei der Abt. Landwirtschaft der Räte der Kreise sind Beauftragte für Forst- und Jagdwesen eingesetzt. Schwerpunkt ihrer Tätigkeit ist die Einbeziehung des restlichen Privatwaldes in die LPG und Kontrolle der Planerfüllung des Holzeinschlags der Walderneuerung und Waldpflege in LPG und Privatwald sowie der Abschußplanerfüllung in Zusammenarbeit mit dem StFB (Jagd).

 

Zur Zeit bestehen 95 StFB mit einer Durchschnittsgröße von etwa 20.000 ha Volkswald in Eigenbewirtschaftung und zusätzlich bis 10.000 ha Betreuungswaldfläche (LPG und Privatwald). Die verwaltungsmäßige innere Gliederung ist nach sachlichen Gesichtspunkten ausgerichtet. Oberförstereien und Revierförstereien sind als örtliche Vollzugsorgane der Betriebsleitung rechtlich unselbständig. Die Revierförster für LPG und Privatwald werden von den StFB angestellt und besoldet, wofür die Betriebe Verwaltungs[S. 138]gebühren von den Eigentümern erheben.

 

Für die Rechtsstellung ist das mit der Anordnung vom 11. 2. 1959 über die Aufgaben der StFB und die Betreuung des LPG- und Privatwaldes verkündete Rahmenstatut maßgebend. Der StFB ist juristische Person und Rechtsträger von „Volkseigentum“, d. h. aller „volkseigenen“ forstwirtschaftlich genutzten Vermögenswerte. „Volkseigentum“ wurde der Besitz des ehemaligen Deutschen Reiches und der Länder und der durch Enteignungen während der Bodenreform in den Bodenfonds gefallene, nicht an Neubauern und landarme Bauern aufgeteilte Wald von gemischten land- und forstwirtschaftlichen Betrieben über 100 ha Größe, von reinen forstwirtschaftlichen Betrieben über 100 ha Größe und derjenige von „Kriegsverbrechern und Nazi-Aktivisten“ jeglicher Flächengröße. Eine eigentümliche Situation ergibt sich daraus, daß der StFB nur teilweise Rechtsträger von „volkseigenen“ Forstflächen ist. In ihre Rechtsträgerschaft wurden übernommen sämtliche Gemeindewaldungen, Forstflächen der Bergbaubetriebe, Wald öffentlicher Stiftungen, „volkseigener“ Wasserwirtschaftsbetriebe, sonstiger Industriebetriebe und ehemaliger Truppenübungsplätze, der Wald volkseigener Güter usw. Ausgenommen aus der Rechtsträgerschaft sind — obwohl zum „Volkseigentum“ erklärt, aber nur in verwaltungsmäßige Zuständigkeit des StFB gegeben — die Waldungen des ehemaligen Deutschen Reiches und die preußischen Staatswaldungen, die auch nur in geringem Ausmaß zur Aufteilung herangezogen wurden.

 

Der StFB übt die plan- und verwaltungsrechtlichen Verfügungsrechte aus, nur bei Planverzögerung oder Planwidrigkeit darf das Ministerium eingreifen; es darf jedoch die persönliche Verantwortlichkeit dem Betriebsleiter nicht abnehmen. Als Vorstufe für die Eingliederung des Bauernwaldes in die LPG wurden auf freiwilliger Grundlage Waldgemeinschaften gebildet als örtliche Organisationen der VdgB mit Vorstand und Mitgliedern. Sie haben ihre Aufgabe nicht erfüllt und wurden 1959 mit der Sowjetisierung der Landwirtschaft aufgelöst, um die Einbringung des noch individuell bewirtschafteten Waldes in die LPG zu beschleunigen. Trotzdem vollzieht sich die Bildung von LPG-Wald sehr zögernd, weil schon in der LPG Typ I der bäuerliche Wald genossenschaftlich bewirtschaftet werden kann. In LPG Typ II und Typ III muß der Wald in die LPG mit der Beitritterklärung eingebracht werden. Das Eigentumsrecht der LPG-Mitglieder an ihrer früheren Waldfläche bleibt formell bestehen. Der Waldbestand selbst geht jedoch in genossenschaftliches Eigentum über. Er wird nach forstwirtschaftlichen Grundsätzen bewertet. Der festgesetzte Wert wird unter Abzug des von der Mitgliederversammlung beschlossenen Inventarbeitrages — sog. „zusätzlicher Inventarbeitrag“ — in einem Tilgungsraum, der etwa 20 Jahre beträgt, an den einbringenden LPG-Genossen ausgezahlt. Jeder individuellen Bewirtschaftungsmöglichkeit ist der LPG-Wald entzogen.

 

Er dient der Eigenbedarfsdeckung der LPG und ihrer Genossen. Er erhält außerdem eine Holzeinschlagumlage.


 

Fundstelle: SBZ von A bis Z. Siebente, überarbeitete und erweiterte Auflage, Bonn 1962: S. 137–138


 

Information

Dieser Lexikoneintrag stammt aus einer Serie von Handbüchern, die zwischen 1953 und 1985 in Westdeutschland vom Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen (ab 1969 Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen) herausgegeben worden sind.

Der Lexikoneintrag spiegelt den westdeutschen Forschungsstand zum Thema sowie die offiziöse bundesdeutsche Sicht auf das Thema im Erscheinungszeitraum wider.

Ausführliche Informationen zu den Handbüchern finden Sie hier.