DDR von A-Z, Band 1962

Linguistik-Briefe (1962)

 

 

Siehe auch die Jahre 1953 1954 1956 1958 1959 1960 1963 1965 1966


 

Schriftensammlung Stalins über den „Marxismus in der Sprachwissenschaft“. In den L. durchbrach Stalin die marxistische Theorie vom „Klassencharakter der Sprache“, trat der bis dahin gültigen Meinung der Sowjet. Wissenschaft entgegen, daß die Sprache Bestandteil des „ideologischen Überbaus“ sei, und wies ihr eine eigene, aktive Funktion zwischen Basis und Überbau (Marxismus-Leninismus) zu. Daraus entwickelte sich die Diskussion, ob auch anderen, nicht zur „ökonomisch-materiellen Basis“ gehörenden Gesellschaftserscheinungen (z. B. Wissenschaft und Kunst) eine eigenständige Rolle zwischen Basis und Oberbau zuerkannt werden könne. Diese wurde zunächst der Formalen Logik, der Mathematik und den Naturwissenschaften zuerkannt.

 

Entgegen der orthodoxen marxistischen Auffassung, gesellschaftliche Umwälzungen hätten ihre Wurzel in den widersprüchlichen wirtschaftlichen Verhältnissen, ihnen gingen Veränderungen in den wirtschaftlichen, besonders in den Eigentumsverhältnissen voraus (Produktivkräfte, Produktionsverhältnisse), betonte Stalin in den L. erstmals, daß auch der ideologische und institutionelle Oberbau, also die staatlichen und parteilichen Organisationen, eine aktive Funktion ausüben können, und schuf damit eine theoretische Begründung für die „kalte Revolution von oben“, die vor allem die bolschewistischen Eingriffe in den Volksdemokratien rechtfertigen sollte. (Stalinismus)


 

Fundstelle: SBZ von A bis Z. Siebente, überarbeitete und erweiterte Auflage, Bonn 1962: S. 261


 

Information

Dieser Lexikoneintrag stammt aus einer Serie von Handbüchern, die zwischen 1953 und 1985 in Westdeutschland vom Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen (ab 1969 Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen) herausgegeben worden sind.

Der Lexikoneintrag spiegelt den westdeutschen Forschungsstand zum Thema sowie die offiziöse bundesdeutsche Sicht auf das Thema im Erscheinungszeitraum wider.

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