DDR von A-Z, Band 1963

Neuererbewegung (1963)

 

 

Siehe auch die Jahre 1953 1954 1956 1958 1959 1960 1962 1969 1975 1979


 

Bezeichnung a) für die Aktivistenbewegung und b) für die Bewegung für das Erfindungs- und Vorschlagswesen. Die N. gilt nach amtlicher Verlautbarung „als eine völlig neue gesellschaftliche Kraft zur Entwicklung der Produktionskräfte, die nur auf der Grundlage des gesellschaftlichen Eigentums an Produktionsmitteln wirksam werden konnte“. (Produktionspropaganda). Als „Neuerer“ werden die Initiatoren einer neuen Arbeitsmethode und die aktiven Teilnehmer am Erfindungs- und Vorschlagswesen bezeichnet. In den Betrieben gibt es Neuereraktivs, bestehend aus Funktionären, Aktivisten, Neuerern, Angehörigen der Techn. Intelligenz und der Massenorganisationen, deren Aufgabe es sein soll, die Einführung von neuen ➝Arbeitsmethoden unter den Arbeitern durchzusetzen. Das Aktiv soll die Neuerer und sonstigen Teilnehmer am Erfindungs- und Vorschlagswesen unterstützen (Seifert-Methode, Christoph-Methode, sozialistischer ➝Wettbewerb). Als einzige Untergruppe besteht bei jedem Neuereraktiv ein Neuererzentrum, dessen Aufgabe es ist, „alles Neue aus der Wissenschaft und Technik bzw. aus der täglichen Arbeit der Neuerer und Erfinder, der sozialistischen ➝Gemeinschaftsarbeit und der Brigaden der sozialist. Arbeit zusammenzutragen und zu popularisieren. Das Neuererzentrum soll allen Beschäftigten als Informationsquelle über den Höchststand der Wissenschaft und Technik, d. h. über das Weltniveau dienen.“

 

[S. 341]Die N. hat zu keinem Zeitpunkt ihres Bestehens den sich immer steigernden Forderungen des Regimes entsprechen können. Die Nichterfüllung der Wirtschaftspläne wurde oft als Folge des unzulänglichen Funktionierens der N. bezeichnet. Im Herbst 1962 fand eine zentrale Arbeitsberatung statt, auf der eine bereits seit Jahren angekündigte „Neuererordnung“ behandelt wurde, die der N. „einen neuen Aufschwung geben“ soll. Ihr Hauptinhalt soll die „materiellen Anreize“ für Erfindungen und Verbesserungsvorschläge betreffen. Das Regime fordert immer deutlicher, daß die „Neuerer“ uneigennützig ihre Vorschläge usw. machen.


 

Fundstelle: SBZ von A bis Z. Achte, überarbeitete und erweiterte Auflage, Bonn 1963: S. 340–341


 

Information

Dieser Lexikoneintrag stammt aus einer Serie von Handbüchern, die zwischen 1953 und 1985 in Westdeutschland vom Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen (ab 1969 Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen) herausgegeben worden sind.

Der Lexikoneintrag spiegelt den westdeutschen Forschungsstand zum Thema sowie die offiziöse bundesdeutsche Sicht auf das Thema im Erscheinungszeitraum wider.

Ausführliche Informationen zu den Handbüchern finden Sie hier.