DDR von A-Z, Band 1965

Gleichberechtigung der Frau (1965)

 

 

Siehe auch:


 

Art. 7 der Verfassung bestimmt: „Mann und Frau sind gleichberechtigt …“ In der Auslegung dieses Art. weist die SED-Propaganda darauf hin, daß wirkliche GdF. nur dann möglich wird, wenn die Frau einer geregelten Berufstätigkeit nachgeht. Der Unterhaltsanspruch von Ehefrauen, insbesondere nach Ehescheidungen, wird unter Hinweis auf die GdF. im allgemeinen nicht anerkannt (Familienrecht). Mit der Parole „Einbeziehung der Frau in den Produktionsprozeß“ versucht die SED, den akuten Arbeitskräftemangel zu verringern, und hofft, die Frauen an ihrem Arbeitsplatz besser politisch beeinflussen zu können (Familienpolitik, Frauenarbeit). 1962 soll der Anteil der Frauen an der Bevölkerung 54,8 v. H. (1950: 55,6 v. H.) betragen haben; der Anteil an der Gesamtzahl aller Beschäftigten betrug 47 v. H., das sollen 70,1 v. H. aller arbeitsfähigen Frauen und Mädchen im Alter von 16 bis 60 Jahren sein (Bericht des ZK der SED an den VI. Parteitag). Die nicht berufstätigen Frauen werden aufgefordert, in Hausfrauenbrigaden einzutreten. Als Gegenleistung wird allen Frauen versprochen, sie könnten gleichberechtigt jede Position erreichen. In den entscheidenden Herrschaftsorganen ist jedoch der Anteil der Frauen fast ebenso gering wie in der BRD. Dem SED-Politbüro gehört nur eine Frau (Margarete ➝Müller) an. Dem Staatsrat gehören drei Frauen ohne politisches Profil und ohne pol. Einfluß an: Prof. Dr.-Ing. Lieselotte Herforth (Physikerin), Else Merke (LPG-Bäuerin) und Christel Pappe (Chemieingenieur). Ministerposten bekleiden Hilde ➝Benjamin, Margot Honecker und Margarete ➝Wittkowski. (Staatsangehörigkeit)


 

Fundstelle: SBZ von A bis Z. Neunte, überarbeitete und erweiterte Auflage, Bonn 1965: S. 164


 

Information

Dieser Lexikoneintrag stammt aus einer Serie von Handbüchern, die zwischen 1953 und 1985 in Westdeutschland vom Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen (ab 1969 Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen) herausgegeben worden sind.

Der Lexikoneintrag spiegelt den westdeutschen Forschungsstand zum Thema sowie die offiziöse bundesdeutsche Sicht auf das Thema im Erscheinungszeitraum wider.

Ausführliche Informationen zu den Handbüchern finden Sie hier.