DDR von A-Z, Band 1965

Kollektive Führung (1965)

 

 

Siehe auch die Jahre 1956 1958 1959 1960 1962 1963 1966 1969 1975 1979 1985


 

Pj., seit 1953 im Anschluß an Lenin betontes Prinzip, demzufolge Beschlüsse von parteilichen bzw. staatlichen Gremien auf Grund gemeinsamer Beratung zu fassen sind. Gegensatz: die selbstherrliche Entscheidung einzelner (Personenkult). KF. schließt nicht die Verantwortlichkeit der einzelnen, insbesondere in der Durchführung der Beschlüsse, aus. Sie gilt nicht für die betriebliche Organisationsstruktur und läßt den demokratischen Zentralismus unangetastet. Die Praxis sieht auch oft heute noch anders aus. So wurde die Absetzung Chruschtschows im Okt. 1964 nicht zuletzt mit der Vernachlässigung der KF. begründet. Ebenso läßt die seit 1957 ständig angewachsene Heraushebung Ulbrichts — vor allem seit der 1960 erfolgten ganz auf seine Person zugeschnittenen Bildung des Staatsrats — die Frage berechtigt erscheinen, ob nicht auch in der obersten Führung der SBZ Ein-Mann-Herrschaft und Personenkult neu erstanden sind.

 

Literaturangaben

  • Mampel, Siegfried: Die Verfassung der sowjetischen Besatzungszone Deutschlands — Text und Kommentar. Frankfurt a. M. 1962, Alfred Metzner. 453 S.
  • Richert, Ernst (m. e. Einl. von Martin Drath): Macht ohne Mandat — der Staatsapparat in der SBZ. 2., erw. Aufl. (Schr. d. Inst. f. polit. Wissenschaft, Berlin, Bd. 11). Köln 1958, Westdeutscher Verlag. 349 S.
  • Stern, Carola: Porträt einer bolschewistischen Partei — Entwicklung, Funktion und Situation der SED. Köln 1957, Verlag für Politik und Wirtschaft. 372 S.
  • Dies.: Ulbricht — eine politische Biographie. Köln 1964, Kiepenheuer und Witsch. 352 S. m. Abb.

 

Fundstelle: SBZ von A bis Z. Neunte, überarbeitete und erweiterte Auflage, Bonn 1965: S. 223


 

Information

Dieser Lexikoneintrag stammt aus einer Serie von Handbüchern, die zwischen 1953 und 1985 in Westdeutschland vom Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen (ab 1969 Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen) herausgegeben worden sind.

Der Lexikoneintrag spiegelt den westdeutschen Forschungsstand zum Thema sowie die offiziöse bundesdeutsche Sicht auf das Thema im Erscheinungszeitraum wider.

Ausführliche Informationen zu den Handbüchern finden Sie hier.