DDR von A-Z, Band 1965

Proletariat (1965)

 

 

Siehe auch:


 

(Lat. proles = Nachkommenschaft). Diejenigen, die nichts besitzen als ihre Nachkommenschaft. Marx entwickelte daraus den Klassenbegriff P. Im Gegensatz zur Bourgeosie besitzt das P. kein Eigentum an den Produktionsmitteln. Die Proletarier verkaufen auf dem kapitalistischen Markt ihre Arbeitskraft als Ware, begeben sich damit in Abhängigkeit und sind schutzlos der Ausbeutung durch den Kapitalismus unterworfen, der sie aus Profitgründen in materieller Not vegetieren läßt. Diese in der Zeit des Frühkapitalismus aufgestellten Thesen werden von der Propaganda des Ostblocks auch heute noch ständig gebraucht. Obwohl in den hochindustrialisierten westlichen Demokratien durch den Kampf der Gewerkschaften und staatliche Maßnahmen längst eine fortschrittliche Arbeits- und Sozialgesetzgebung in Kraft ist, der materielle Wohlstand der Arbeiterschaft weit über dem des Ostblocks liegt und ein P. im Marxschen Sinne kaum noch existiert, spricht die kommun. Propaganda heute noch von der Not, dem Elend und der Unterdrückung des P. in den kapitalistischen Ländern. Diese These steht im Widerspruch zu den Erklärungen, die SU und die Volksdemokratien hätten sich das Ziel gesetzt, den Pro-Kopf-Verbrauch der westlichen Länder zu erreichen und zu überholen.

 

Mit der Erklärung, das P. könne von sich aus nur ein gewerkschaftliches, aber kein revolutionäres Klassenbewußtsein entwickeln, dieses müßte von außen in die Arbeiterschaft hineingetragen werden, wird der Führungsanspruch der bolschewistischen Parteien, ihr Anspruch, als „Vorhut des P.“ zu agieren, begründet. (Diktatur des Proletariats, Werktätiger)


 

Fundstelle: SBZ von A bis Z. Neunte, überarbeitete und erweiterte Auflage, Bonn 1965: S. 339


 

Information

Dieser Lexikoneintrag stammt aus einer Serie von Handbüchern, die zwischen 1953 und 1985 in Westdeutschland vom Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen (ab 1969 Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen) herausgegeben worden sind.

Der Lexikoneintrag spiegelt den westdeutschen Forschungsstand zum Thema sowie die offiziöse bundesdeutsche Sicht auf das Thema im Erscheinungszeitraum wider.

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