DDR von A-Z, Band 1965

Forschung, Wissenschaftl.-technische (1965)

 

 

Siehe auch:

  • Forschung, Wissenschaftlich-technische: 1959
  • Forschung, Wissenschaftl.-technische: 1960 1962 1963 1966

 

Die auf die unmittelbare praktische Verwertung gerichteten Forschungsaufgaben stehen im Mittelpunkt der WtF. Seit Mitte 1958 wird zwar die Notwendigkeit langfristiger Grundlagenforschung amtlich betont, aber es scheint weitgehend bei solchen Erklärungen geblieben zu sein. Nur einmal (1958) wurde offiziell von der Absicht gesprochen, einen „Zehnjahrplan der Forschung“ auszuarbeiten; ein solcher Plan wurde bisher jedoch nicht vorgelegt. Hingegen wird immer erneut erklärt, daß die theoretische Forschung engstens mit der Auswertung der Ergebnisse und der Wirtschaftspraxis verknüpft werden müsse. Bereits jetzt arbeiten zahlreiche Forschungsinstitute unmittelbar mit Industriebetrieben zusammen, zum Teil sind sie sogar räumlich mit ihnen verbunden. Zentrale Leitungsinstanz ist seit Mitte 1961 das Staatssekretariat für Forschung und Technik beim Ministerrat, dem der seit 1957 bestehende Deutsche ➝Forschungsrat angeschlossen ist. Es gibt zahllose behördliche und sonstige Stellen, die sich mit der WtF. befassen, insbesondere

 

a) Behördliche Stellen: die Staatliche ➝Plankommission (Abt. Forschung und Technik), der Deutsche ➝Forschungsrat (mit zahlreichen „Fachgruppen“), der Volkswirtschaftsrat (Abt. „Forschung und Technik), die Vereinigungen volkseigener Betriebe (mit ihren „Wissenschaftlich-techn. Zentren“), die Wirtschaftsräte der Bezirke (Abt. Forschung und Technik).

 

b) Sonstige („ehrenamtl.“) Stellen: Die etwa 150 „Zentralen Arbeitskreise“ beim Staatssekretariat für Forschung und Technik; die Technischen Räte beim Volkswirtschaftsrat, die Kabinette Neue Technik bei den Räten der Bezirke, die „Zentralen Fachverbände“ und „Betriebssektionen“ der Kammer der Technik, die Gesellschaftlichen Büros in Großbetrieben, die „Sozialistischen Arbeits- und Forschungsgemeinschaften“ in Groß- und Mittelbetrieben. Auch das Vorschlagswesen in den Betrieben dient der Entwicklung und Einführung der „Neuen Technik“.

 

Die WtF. verfolgt nach Äußerungen von SED-Funktionären das Ziel, „den Weltstand der Produktion zu erreichen und mitzubestimmen“ (Qualität der Erzeugnisse). Zur Erreichung dieses Zieles — nicht zuletzt auch zur Einsparung eigener Finanzmittel — betreibt das Regime einen umfangreichen Informationsdienst in westlichen Ländern. Es wertet sämtliche internationalen Veröffentlichungen über die neuesten Ergebnisse von Wissenschaft, Forschung und Technik aus und verfolgt genauestens die Veröffentlichungen aller Patentämter der Welt. Allein das Institut für Dokumentation der Deutschen ➝Akademie der Wissenschaften unterhält 160 verschiedene Dokumentations- und Informationsstellen, in denen 4.600 ausländische Fachzeitschriften aus 43 Ländern ausgewertet werden. Weitere etwa 50 gleich[S. 137]artige Stellen gibt es bei den VVB und in Großbetrieben. Auch das Ost-Berliner „Deutsche Wirtschaftsinstitut“ beschäftigt sich weitestgehend mit der Beschaffung westlicher Literatur und anderer Informationen auf dem Gebiete der Wissenschaft, Forschung und Technik.


 

Fundstelle: SBZ von A bis Z. Neunte, überarbeitete und erweiterte Auflage, Bonn 1965: S. 136–137


 

Information

Dieser Lexikoneintrag stammt aus einer Serie von Handbüchern, die zwischen 1953 und 1985 in Westdeutschland vom Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen (ab 1969 Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen) herausgegeben worden sind.

Der Lexikoneintrag spiegelt den westdeutschen Forschungsstand zum Thema sowie die offiziöse bundesdeutsche Sicht auf das Thema im Erscheinungszeitraum wider.

Ausführliche Informationen zu den Handbüchern finden Sie hier.