DDR von A-Z, Band 1966

Familienpolitik (1966)

 

 

Siehe auch:


 

Die F. orientiert sich seit 1949/50 am sowjetischen Modell. Der Wert der Familie soll durch ihren Wert für die Arbeiter-und-Bauern-Macht bestimmt werden. Die Familie hat demnach eine dreifache Funktion: 1. Sio hat Sorge zu tragen für die Sicherung eines ausreichenden Nachwuchses. Kinderreiche erhalten finanzielle Zuwendungen durch den Staat (Schwangerschaftsunterbrechungen). — 2. Die Familie soll ihre Interessen mit den Interessen der staatlichen Planwirtschaft identifizieren. Die F. erstrebt vor allem die Einbeziehung der Ehefrau und Mutter in den Produktionsprozeß (DFD, Frauenarbeit, Gleichberechtigung der Frau, Hausfrauenbrigaden). Der Bau von Heimen und Horten für Kinder berufstätiger Mütter wird forciert. Eine berufliche und politische Tätigkeit kann die Ehefrau auch ohne das Einverständnis des Mannes ausüben. Längere Abwesenheit vom gemeinsamen Wohnsitz ist kein Scheidungsgrund (Ehescheidungen). Grundsätzlich soll alle Arbeit zur Erfüllung der Wirtschaftspläne als Arbeit für das Wohlergehen der Familie verstanden werden. — 3. Die Familie soll in engster Zusammenarbeit mit Schule und FDJ Erziehungsstätte des „sozialistischen Menschen“ sein. Nach dem im Jan. 1966 verabschiedeten Familiengesetzbuch sollen die Kinder u. a. „zur Einhaltung der Regeln des sozialistischen Zusammenlebens, zur Solidarität, zum Patriotismus und Internationalismus“ erzogen werden. Die Familie soll sich in größere Kollektivs wie die Haus- und Wohngemeinschaft (Hausgemeinschaften) und die Arbeitsbrigade eingliedern. Solchen Kollektiven wird auch ein Mitspracherecht bei Ehestreitigkeiten, Ehescheidungen und u.a. bei der Erziehung der Kinder eingeräumt.

 

Literaturangaben

  • Hagemeyer, Maria: Zum Familienrecht der Sowjetzone — Der „Entwurf des Familiengesetzbuches“ und die „Verordnung über die Eheschließung und Eheauflösung“. 3., überarb. Aufl. (BMG) 1958. 75 S.

 

Fundstelle: SBZ von A bis Z. Zehnte, überarbeitete und erweiterte Auflage, Bonn 1966: S. 133


 

Information

Dieser Lexikoneintrag stammt aus einer Serie von Handbüchern, die zwischen 1953 und 1985 in Westdeutschland vom Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen (ab 1969 Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen) herausgegeben worden sind.

Der Lexikoneintrag spiegelt den westdeutschen Forschungsstand zum Thema sowie die offiziöse bundesdeutsche Sicht auf das Thema im Erscheinungszeitraum wider.

Ausführliche Informationen zu den Handbüchern finden Sie hier.