
Freizeitgestaltung (1966)
Siehe auch:
- Freizeit zur Wahrnehmung Persönlicher Interessen:
Erst seit 1958 vom Westen übernommener Begriff, der besonders im Hinblick auf die angestrebte Verkürzung der Arbeitszeit entwickelt wurde. Nachdem Chruschtschow auf dem XXI. Parteitag der KPdSU für 1965 die 35-Stunden-Woche proklamiert hat, sehen sich die bolschewistischen Funktionäre vor die Frage gestellt, wie das mit wachsender Mechanisierung und Automatisierung der Produktionsabläufe zu erwartende Mehr an Freizeit der Konsolidierung des Bolschewismus dienstbar gemacht werden kann, anstatt zu einer Stärkung des Individualismus, des Konsumentenverhaltens und [S. 154]der Privatsphäre zu führen. Festigung der sozialistischen ➝Moral, Erweiterung des Netzes der parteilich gelenkten kulturellen Massenarbeit neue Formen der Kollektivität des Zusammenlebens (Vergesellschaftung, Brigaden der sozialistischen Arbeit, vollgenossenschaftlich, sozialistische Stadt) sowie Ausbau der „freiwilligen“ Feierabendarbeit im Nationalen Aufbauwerk sind als wesentliche Maßnahmen gedacht, um die Massen auch bei verkürzter Arbeitszeit eng an die Partei gebunden zu halten. Praktisch wird indes toleriert, daß das Gros der Bevölkerung seine Freizeit sehr ähnlich wie im Westen verbringt. (Gesellschaft, Jugend, Reformkommunismus)
Literaturangaben
- Ludz, Peter Christian (Hrsg.): Studien u. Materialien zur Soziologie der DDR (Sonderheft 8 der Kölner Zeitschr. für Soziologie…). Köln 1964, Westdeutscher Verlag. 540 S.
- Wittig, Horst E.: Schule und Freizeit. Ein Beitrag zum pädagogischen Problem der Jugendkulturhilfe. M. e. Dokumentation z. Freizeitpädagogik. (Wirtschaft und Schule, Bd. 9) Neuausgabe, 2., verb. Aufl. Hrsg. v. d. Dt. Volkswirtschaftl. Ges. e. V., Bad Harzburg 1965, Verlag Wissenschaft, Wirtschaft und Technik. 222 S. (Enthält ein Kapitel über „Freizeit und Jugendarbeit in Mitteldeutschland“.)
Fundstelle: SBZ von A bis Z. Zehnte, überarbeitete und erweiterte Auflage, Bonn 1966: S. 153–154