DDR von A-Z, Band 1966

Jazz (1966)

 

 

Siehe auch die Jahre 1963 1965 1969 1975 1979 1985


 

Als „imperialistisch-dekadente Ausbeutermusik“ zunächst abgelehnt. Erst ab 1953 gab nach voraufgegangener sorgfältig getarnter Vorbereitung durch die J.-Fans, die in allen Teilen der Jugend anzutreffen sind, die SED ihre Zustimmung zur Förderung jener J.-Musik, die sie als „musikalisch verdichtete Klage und Anklage des amerikanischen Negerproletariats“ anspricht. Von da an setzte eine auch in der Öffentlichkeit sich zeigende wachsende Begeisterung für den J. ein. In allen größeren Städten kam es 1955 zur Gründung von J.-Klubs in Anlehnung an die bestehenden Massenorganisationen. Bereits Ende 1956 wurden aber diese Klubs wieder aufgelöst und J.-Sendungen im Rundfunk erneut verboten. Administrative Maßnahmen zur Unterbindung der Aufführung westl. Tanzmusik (Musik) wurden 1958 ergriffen. So gelang es, die große Bewegung für den J. zwar nicht auszuschalten, aber der breiten Öffentlichkeit vorübergehend fernzuhalten. Seit 1961 ist J. wieder erlaubt.

 

Inzwischen hat die Jugend die Erfüllung ihrer Wünsche nach neuester Tanzmusik und westlichen Schlagern gegen SED und FDJ durchgesetzt. Gastspiele internationaler Jazzkapellen und Schlagersänger wurden stürmisch gefeiert. Schallplatten westlicher Schlagerproduktion wurden zum Verkauf zugelassen. Die dafür aufgewandten Devisenbeträge beliefen sich 1964 auf 2 Mill. DM. (Tanz)

 

Literaturangaben

  • Rudorf, Reginald: Jazz in der Zone. Köln 1964, Kiepenheuer und Witsch. 133 S.

 

Fundstelle: SBZ von A bis Z. Zehnte, überarbeitete und erweiterte Auflage, Bonn 1966: S. 221


 

Information

Dieser Lexikoneintrag stammt aus einer Serie von Handbüchern, die zwischen 1953 und 1985 in Westdeutschland vom Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen (ab 1969 Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen) herausgegeben worden sind.

Der Lexikoneintrag spiegelt den westdeutschen Forschungsstand zum Thema sowie die offiziöse bundesdeutsche Sicht auf das Thema im Erscheinungszeitraum wider.

Ausführliche Informationen zu den Handbüchern finden Sie hier.