DDR von A-Z, Band 1966

Liberalisierung (1966)

 

 

Siehe auch das Jahr 1965


 

Geläufige, aber wohl am Kern vorbeigehende (und von den Bolschewisten insofern mit Recht als irrig bezeichnete) westliche Deutung der seit dem Tauwetter in den meisten europäischen Volksdemokratien (am wenigsten in der SBZ) und in der UdSSR erfolgten Maßnahmen der Auflockerung. Diese haben durchweg ihre Grenze dort, wo die Autorität der bolschewistischen Führung auf nationaler oder supranationaler Ebene in Frage gestellt wird. Somit kann von einer L. im politischen Sinn auch dort nicht die Rede sein, wo — wie vor allem in Ungarn, Polen und neuerdings der CSSR und möglicherweise Rumänien — mehr „kleine Freiheiten“ (auch solche der Meinungsbildung und -äußerung neben solchen verbesserter Konsumwahl und eines toleranteren Klimas zwischen Führung und Gesellschaft) gegeben worden sind. Doch liegt fraglos Zwang für die Führungen vor, angesichts der aus Chruschtschows Politik der aktiven Koexistenz resultierenden Notwendigkeit optimaler Produktionseffekte der Bevölkerung Zug um Zug mehr Konzessionen zu machen. Ob die SBZ davon auf die Dauer ausschließbar ist, bleibt die Frage. Hier umgeht man die L. einstweilen durch Maßnahmen umfassender Versachlichung. (Reformkommunismus)

 

Literaturangaben

  • Boettcher, Erik: Die sowjetische Wirtschaftspolitik am Scheidewege. Tübingen 1959, Mohr. 323 S.

 

Fundstelle: SBZ von A bis Z. Zehnte, überarbeitete und erweiterte Auflage, Bonn 1966: S. 285


 

Information

Dieser Lexikoneintrag stammt aus einer Serie von Handbüchern, die zwischen 1953 und 1985 in Westdeutschland vom Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen (ab 1969 Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen) herausgegeben worden sind.

Der Lexikoneintrag spiegelt den westdeutschen Forschungsstand zum Thema sowie die offiziöse bundesdeutsche Sicht auf das Thema im Erscheinungszeitraum wider.

Ausführliche Informationen zu den Handbüchern finden Sie hier.