
Werktätiger (1966)
Siehe auch die Jahre 1953 1954 1956 1958 1959 1960 1962 1963 1965 1969 1975 1979 1985
Von Lenin eingeführter Begriff für diejenigen mittleren Gesellschaftsschichten — Kleinbürger, Kleingewerbetreibende, Handwerker, Kleinbauern, Angestellte —, die weder Proletarier (Proletariat) sind, noch zu den Ausbeutern (Ausbeutung) gehören. Lenin sah diese Mittelschicht als potentiellen Verbündeten des Proletariats in der bolschewistischen Revolution an, ohne sie jedoch als „Klasse“ zu definieren. Unter Stalin wandelte sich dann der Begriff des W., der nunmehr alle Mitgl. der Bevölkerung, mit Ausnahme der „Ausbeuter“, also auch die Arbeiterschaft, umfaßt. Diese Begriffsfassung ist offensichtlich propagandistisch-taktisch motiviert. Sie hat auch mit der fortschreitenden Liquidierung der kleinbürgerlichen und bäuerlichen Betriebe ihre volle Aktualität behalten, zumal der Partei sehr daran liegt, den Kontrast zwischen Arbeitern und An[S. 531]gestellten — zu letzteren gehört ja auch die Funktionärshierarchie! — für die meisten Zwecke zu verwischen. Die Klassenproblematik der Angestellten ist im Marxismus-Leninismus ohnehin nie grundsätzlich erörtert worden. Außerdem kommt dem Begriff W. eine erhöhte Bedeutung in der bolschewistischen Polemik gegen die „kapitalistischen“ Staaten zu. Die W. — bzw. damit synonym: die „Völker“ — werden völlig wahrheitswidrig mit der „bourgeoisen Führung“ dieser Staaten konfrontiert, und es wird der Anschein erweckt, als ob die westlichen Regime nur von Minderheiten getragen würden und die kommun. Funktionäre die legitimierten Sprecher der W. in diesen Ländern demgegenüber wären. (Arbeiter, Zwischenschichten)
Fundstelle: SBZ von A bis Z. Zehnte, überarbeitete und erweiterte Auflage, Bonn 1966: S. 530–531