Arbeitskräfte (1966)
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Die A.-Reserven sind in der SBZ praktisch voll ausgeschöpft. Die Erwerbsquote (Anteil der Erwerbstätigen an der Zahl der Personen im arbeitsfähigen Alter) beträgt 85 v. H. (Vergleich: BRD = 66 v. H.). Alle arbeitsfähigen männlichen Personen stehen im Arbeitsprozeß; von den weiblichen Personen im arbeitsfähigen Alter (bis 60 Jahre) waren 1964 71 v. H. berufstätig. (Vgl.: BRD 1964 = 55 v. H.) Unter den rd. 6,6 Mill. Arbeitnehmern sind über 700.000 Empfänger von Altersrenten, die für die Fortsetzung oder Wiederaufnahme eines Arbeitsverhältnisses gewannen wurden. Der Anteil der Frauen an den Arbeitnehmern liegt mit 46,3 v. H. weit über dem entsprechenden Frauenanteil in der Bundesrepublik (BRD 1963: 35,7 v. H.). Die ungünstige Bevölkerungsstruktur wird bis 1970 einen Rückgang der Personenzahl im arbeitsfähigen Alter um etwa 500.000 zur Folge haben. Diese Situation ist ein entscheidender Anlaß für die vielfältigen Maßnahmen zur Steigerung der Arbeitsproduktivität (Arbeitspolitik).
Umfassende Lenkungsmaßnahmen sollen dem Mangel entgegenwirken. Gesetzliche Grundlage sind das am 1. Juli 1961 in Kraft gesetzte Gesetzbuch der Arbeit und die VO vom 24. 8. 1961 zur Verbesserung der „Arbeitskräftelenkung und Berufsberatung“, durch die die 1951 aufgelösten Arbeitsämter wieder eingeführt wurden. Die Abt. für ➝Arbeit und Berufsausbildung in den Bezirks- und Kreisverwaltungen haben danach die A.-Reserven zu erfassen und gemäß dem Arbeitskräfteplan zu verteilen. Die Maßnahmen hierzu sind: a) die Auflage an Betriebe, A. an andere Betriebe abzustellen; b) die Verfügung einer Einstellungssperre für Betriebe, deren A.-Zahl die im Betriebsplan vorgesehene Zahl erreicht hat; c) Werbemaßnahmen zur Gewinnung neuer A. aus der A.-Reserve; d) Verbot der gegenseitigen Abwerbung von A. in der „volkseigenen“ Wirtschaft; e) Einstellungssperre für A. aus landwirtschaftlichen und Bauberufen in Betrieben anderer Wirtschaftsbereiche. Die in der Regel mit politischem Druck auf die Arbeitnehmer verbundene Lenkung schränkt die freie Wahl des Berufes und des Arbeitsplatzes ein.
Diese Gliederung weist in der SBZ erhebliche Unterschiede zur BRD auf, die den unterschiedlichen wirtschaftlichen Entwicklungsstand kennzeichnen. In der SBZ ist der Anteil der in der Landwirtschaft tätigen Männer sehr erheblich größer als in der BRD; der Unterschied erklärt sich aus dem Rückstand der Landtechnik in der SBZ. Im produzierenden Gewerbe ist in der SBZ der Frauenanteil größer als in der BRD bei gleichzeitig geringerem Anteil der Männer; diese Zahlen zeigen den sehr viel größeren Einsatz von Frauen als Arbeitskräfte. Sowohl Handel und Verkehr als auch das Dienstleistungsgewerbe und die öffentlichen Dienste sind in der SBZ durchweg geringer entwickelt als in der BRD.
Bei insgesamt rückläufiger Entwicklung der Beschäftigten von 8,18 Mill. (1958) auf 8,01 Mill. (1964) ist der Anteil der Frauen von 43,9 v. H. auf 46,3 v. H. angestiegen.
Literaturangaben
- Haas, Gerhard, und Alfred Leutwein: Die rechtliche und soziale Lage der Arbeitnehmer in der sowjetischen Besatzungszone. 5., erw. Aufl. (BB) 1959. Teil I (Text) 264 S., Teil II (Anlagen) 162 S.
Fundstelle: SBZ von A bis Z. Zehnte, überarbeitete und erweiterte Auflage, Bonn 1966: S. 33
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