Konsumgenossenschaften (1966)
Siehe auch die Jahre 1953 1954 1956 1958 1959 1960 1962 1963 1965 1969 1975 1979 1985
Am 18. 12. 1945 wurden durch SMAD-Befehl Nr. 176 die K. wieder zugelassen. Schon damals zeigte sich durch bessere Warenzuteilungen an K. die Benachteiligung des privaten Einzelhandels. Als Spitzenorganisation wurde am 27. 8. 1949 der „Verband Deutscher K. eGmbH“ (VDK) gegründet und die K. zur „demokratischen Massenorganisation“ erklärt, die z. Zt. 3,9 Mill. Mitglieder (30,6 v. H. der Gesamtbevölkerung über 16 Jahre) umfaßt. In dieser Eigenschaft waren die K. maßgeblich an der Förderung des genossenschaftlichen Gedankens auf dem Lande beteiligt, wie ihn die SED versteht (Genossenschaften). Der Charakter der K. als Einrichtung der organisierten Verbraucherschaft zur verbilligten Versorgung ihrer Mitglieder mit Lebensmitteln und Konsumgütern ging verloren.
Im Herbst 1952 wurden auch die K. neu gegliedert (VDK, Bezirksverbände, Kreisverbände und bereits 1953 als weitere Untergliederung Dorf- und Stadt-K.). Bezirks- und Kreisverbände kontrollieren die Arbeit der K. ihres Bereiches und sorgen für ihre „politische“ Ausrichtung. Dem VDK ist von der SED die Aufgabe zugewiesen, in „internationaler Zusammenarbeit“ zwecks kommun. Propaganda Beziehungen zu den K. des westlichen Auslands und besonders der BRD zu pflegen.
Die K. unterhalten zahlreiche Produktionsbetriebe, die auf dem Nahrungssektor im wesentlichen der Belieferung der eigenen Verkaufsstellen dienen. Verschiedene Großbetriebe sind exportorientiert, wie die Zündholzfabrik in Riesa und die Bürstenfabrik in Stutzengrün.
Die Großhandelsfunktion der K. wurde durch den Zusammenschluß des staatlichen und genossenschaftlichen Großhandels 1960 zu Großhandelsgesellschaften unterbunden, so daß die Kreisverbände als die seitherigen Träger des Großhandels nunmehr nur noch die politische und wirtschaftliche Kontrolle über die Stadt- und Dorf-K. mit ihrem Handelsnetz ausüben. Die K. erhielten die Aufgabe, ein geschlossenes System der Landversorgung aufzubauen. Hiermit waren Ausbau und Modernisierung der Gaststätten (Gaststättengewerbe) auf dem Lande verbunden. Der Unterstützung dieser Zielsetzung dient das Konsum-Versandhaus in Chemnitz (Versandhandel). Weiterhin wird die Landversorgung durch den ambulanten Handel der K. unterstützt.
Die strukturelle Gliederung der K. wies Ende 1964 740 Dorf- und Stadt-K. mit 43.490 Verkaufsstellen und Gaststätten aus, sowie 191 Kreis- und 15 Bezirksverbände. 1.500 Produktionsbetriebe und etwa 200 Dienstleistungseinrichtungen hatten die K. in Betrieb. Von den Produktionsbetrieben unterstehen 64 als größere Industriebetriebe den Bezirksverbänden, während die übrigen als reine Versorgungsbetriebe wie Bäckereien und Fleischereien zu den Kreisverbänden verwaltungsmäßig gehören. Am gesamten Warenumsatz hatten die K. einen Anteil von 33,9 v. H. und zogen damit fast mit der HO gleich.
Im Umstellungsprozeß der Verkaufsstellen auf Selbstbedienung lagen die K. mit 12.432 Selbstbedienungsläden vor der HO an erster Stelle. Rund 75 v. H. werden als Nahrungs- und Genußmittelverkaufsstellen betrieben. Dieser Prozentsatz erklärt sich daraus, daß die K. entsprechend ihrer Zielsetzung von Anfang an ihre Aufgaben auf dem Lebensmittelsektor sahen.
Mit dem Neuen ökonomischen System soll auch die Leistungsfähigkeit des Handels gesteigert werden, und die K. wurden mit dem Zusammenschluß von 12 der bedeutendsten Warenhäuser und dem Versandhandel zum zentralen Handels- und Produktionsunternehmen „konsument“ in diese Aufgabe eingegliedert, dem 1966 noch weitere 11 Kaufhäuser und 13 Bekleidungsbetriebe folgen. Es sollen echte Handelsbeziehungen zur Industrie zwecks rationellen Einkaufs geschaffen werden. Wie schon seit Jahren gefordert, muß die Verteilerfunktion endlich zur Sortimentsverbesserung einem gesunden Handel weichen. Die SBZ verspricht sich von dieser Neugründung allein einen Gesamtumsatz von über einer halben Milliarde MDN, von dem der Versandhandel entsprechend seiner Aufgabe zur Versorgung der ländlichen Gebiete fast 100 Mill. MDN zu bringen hat. Man erhofft zudem bei der zentral gelenkten Abnahme von der Industrie mehr Einfluß auf die Produktion und Preisverbilligung. Mit Beschluß des Plenums des Obersten Gerichts vom 22. 9. 1960 wurde das Gesetz über die Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften vom 20. 5. 1898 für die K. außer Kraft gesetzt. Sie wurden hierdurch in den sozialistischen Handelsapparat eingegliedert.
Literaturangaben
- *: Der Einzelhandel in der Versorgung der Bevölkerung der sowjetischen Besatzungszone. (Mat.) 1953. 64 S. m. 15 Tab. u. 22 Anlagen.
- Piltz, Rosemarie: Die Konsumgenossenschaften in der Sowjetzone. (BMG) 1960. 64 S.
- Pöhler, Felix: Der Untergang des privaten Einzelhandels in der sowjetischen Besatzungszone. (BB) 1952. 64 S. m. 11 Anlagen.
- Pöhler, Felix: Die Vernichtung des privaten Großhandels in der sowjetischen Besatzungszone. (BB) 1952. 80 S. m. 15 Anlagen.
Fundstelle: SBZ von A bis Z. Zehnte, überarbeitete und erweiterte Auflage, Bonn 1966: S. 251
Konsultation | A, B, C, D, E, F, G, H, I, J, K, L, M, N, O, P, Q, R, S, T, U, V, W, Z | Konsumgüterversorgung |