Krise (1966)
Siehe auch die Jahre 1956 1958 1959 1960 1962 1963 1965 1969 1975 1979
Nach marxistischer Auffassung Phase im Geschichtsprozeß, in der die Produktionsverhältnisse in widerspruchsvolle Spannungen geraten. K. sind Vorzeichen des heranreifenden dialektischen Sprungs (Revolution). Marx stellte die Theorie der zyklischen K. auf. Er behauptete, daß der kapitalistische Marktmechanismus zwangsläufig in den Kreislauf von Überproduktion, folgender Arbeitslosigkeit und folgender Unterkonsumtion gerate. Er folgerte hieraus, der Kapitalismus werde durch in immer kürzeren Abständen sich wiederholende und ständig sich verschärfende Überproduktions-K. zugrunde gehen und gleichzeitig die Voraussetzungen für die proletarische Revolution schaffen. Nach Stalin ist der Kapitalismus durch die russische Oktoberrevolution und Entwicklung der SU zur Weltmacht in seine Allgemeine K. eingetreten, vor allem gekennzeichnet durch die Aufspaltung des früher einheitlichen kapitalistischen Weltmarktes in zwei parallele Weltmärkte. Die jüngste bolschewistische Diskussion (1961/62) hält zwar im Prinzip an dem Mechanismus der K. im Zusammenhang mit dem Kapitalismus fest, gibt aber zu, daß sich die K. bis auf weiteres dank der Verschränkung von Staat und Wirtschaft (Staatsmonopolismus) und der Effektivkraft überstaatlicher Wirtschaftsorganisationen — EWG — in kontrollierbaren Grenzen halten, womit das Tempo der vermeintlichen kritischen Entwicklung des „kapitalistischen Lagers“ verlangsamt sei. (Kapitalismus, Marxismus-Leninismus, Stalinismus, Historischer Materialismus, Imperialismus, Lager)
Fundstelle: SBZ von A bis Z. Zehnte, überarbeitete und erweiterte Auflage, Bonn 1966: S. 263
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