Pawlow, Iwan Petrowitsch (1966)
Siehe auch die Jahre 1958 1959 1960 1962 1963 1965
1849 bis 1936, Prof. der Physiologie an der Medizin. Akademie in Petersburg (seit 1890). Nobelpreis 1904. Entdecker der „bedingten Reflexe“: Körpervorgänge (Reflexe), die natürlicherweise auf bestimmte äußere Reize folgen (z. B. Ausscheidung von Speichel auf Riechen oder Sehen von Nahrung bei Beginn der Fütterung), werden, wenn man die natürlichen Reize gleichzeitig mit willkürlichen Signalen (Klingelzeichen u. dgl.) einige Zeit hindurch wiederholt auftreten läßt, bei Tieren wie beim Menschen schließlich auch durch die verwendeten Signale allein hervorgerufen. Mit solchen „bedingten Reflexen“, der Sprache als „Zweitem Signalsystem“ und der Auffassung jedes Denkens als „inneren Sprechens“ meinte er, alle höheren Lebensvorgänge bei Tier und Mensch, auch alle seelischen, einheitlich „materialistisch“ erklären zu können aus „Einheit von Organismus und Umwelt“ und führender Rolle der Umweltwirkungen. Diese mit Scheinerklärungen durchsetzte „neurophysiologische Theorie“ stellt den wichtigsten naturwissenschaftlichen Teil des Dialektischen Materialismus dar. Sie wurde von P. und seinen Nachfolgern zu einem System der Psychologie und Psychopathologie einschl. der Neurosenlehre ausgebaut, das in der SBZ wie in der SU und einigen anderen Staaten des Sowjetblocks als Dogma herrscht. In jüngster Zeit hat die biologisch-medizinische Modifikation der Kybernetik das Dogma entthront. Die auf P. gegründete „kortiko-viszerale Theorie“ der Medizin hat keinen Boden gewonnen, und in Medizin, Psychologie und Psychiatrie spielt seine Lehre keine nennenswerte Rolle mehr. (Gesundheitswesen)
Fundstelle: SBZ von A bis Z. Zehnte, überarbeitete und erweiterte Auflage, Bonn 1966: S. 353
Die biographischen Angaben spiegeln den Kenntnisstand der Handbuchredaktion im Jahre 1966 wider.
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Für allgemeine Personenrecherchen wird neben der Rubrik BioLeX
auch auf andere biographische Nachschlagewerke verwiesen.