DDR von A-Z, Band 1966

Revolution (1966)

 

 

Siehe auch die Jahre 1953 1954 1956 1958 1959 1960 1962 1963 1965 1969 1975 1979


 

1. Marxismus-Leninismus.

 

2. Daneben neuerdings als wissenschaftlich-technische R. („zweite R.“, Arsumanjan) häufig zur Kennzeichnung der weitgreifenden Veränderungen verwendet, denen die Industriegesellschaft im Zusammenhang mit der Automation ausgesetzt ist. Die w.-t. R. wird von den materiellen Produktivkräften erzwungen; verstärkte Spezialisierung, Akademisierung und Entwicklung weitreichender „Disponibilitäten“ der Arbeitskräfte sowie damit zusammenhängend eine umfassende Bildungsreform (Polytechnische Bildung und Erziehung) und soziale Umschichtung gelten für die hochindustriellen Staaten in Ost und West. Diese „zweite R.“ ist an sich mit jener „Ersten“ (technischen) R. kontrastiert, die ab 1750 mit Übergang zur Maschinenwirtschaft die Manufakturphase ablöste und die Formierung der „kapitalistischen“ Ge[S. 404]sellschaft (Gegensatz: Bourgeoisie — Proletariat) heraufführte. Unter ihrem Eindruck wurde die revolutionäre Arbeiterbewegung einschließlich des Marxismus-Leninismus begründet. Dessen Lehre der politischen R. und der Funktion der bolschewistischen Partei in ihr (Parteilichkeit, Wissenschaftlichkeit) gerät angesichts der „Zweiten R.“ in eine Problematik, die die Bolschewisten zu reflektieren zögern, da sie das nunmehr vor allem benötigte Wissen und Können von Fachleuten — Mathematikern, Technikern, Ökonomen, Sozialwissenschaftlern — beziehen müssen; ein Umstand, der in der Sache den Führungsanspruch der Partei, die Rolle des Bewußtseins und die volitiv-moralische Komponente der politisch manipulierten R. in Frage stellt. Man sucht das durch die These abzufangen, die „wissenschaftlich-technische R.“ sei durch eine „kulturelle R.“ zu ergänzen, die die Partei in der Hand zu behalten trachtet. (Reformkommunismus, Gesellschaftswissenschaften)


 

Fundstelle: SBZ von A bis Z. Zehnte, überarbeitete und erweiterte Auflage, Bonn 1966: S. 403–404


 

Information

Dieser Lexikoneintrag stammt aus einer Serie von Handbüchern, die zwischen 1953 und 1985 in Westdeutschland vom Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen (ab 1969 Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen) herausgegeben worden sind.

Der Lexikoneintrag spiegelt den westdeutschen Forschungsstand zum Thema sowie die offiziöse bundesdeutsche Sicht auf das Thema im Erscheinungszeitraum wider.

Ausführliche Informationen zu den Handbüchern finden Sie hier.