Vorschlagswesen (1966)
Siehe auch die Jahre 1960 1962 1963 1965 1969 1975 1979
Das V. ist Teilgebiet der Produktionspropaganda. Durch Gewährung von steuerbegünstigten Vergütungen und Prämien werden die Angehörigen Volkseigener Betriebe dazu angeregt, Vorschläge für betriebliche Verbesserungen und für Erfindungen bei den Betriebsleitungen einzureichen. Die aktiven Teilnehmer am V. werden Neuerer genannt. In allen mittleren und größeren VEB, bei den VVB und bei den Räten der Bezirke, aber auch bei den zentralen Wirtschaftsverwaltungen sind Büros für die Neuererbewegung (BfN) errichtet worden, die die Vorschläge prüfen und über die Verwertung und die Höhe der Vergütung entscheiden. Nach den amtlichen Berichten sollen im Jahre 1964 423.000 Verbesserungsvorschläge in die Praxis eingeführt worden sein, mit einem geschätzten Jahresnutzen von 1,1 Mrd. Mark. Über die Höhe der an die „Neuerer“ gezahlten Vergütungen gibt es keine amtliche Mitteilung. Aus verschie[S. 517]denen Äußerungen führender Funktionäre läßt sich aber errechnen, daß an die Einreicher der Verbesserungsvorschläge noch nicht einmal 5 v. H. eines damit erzielten Jahresnutzens gezahlt werden. In den westdeutschen Industriebetrieben ist es üblich, den Einreichern nicht patentfähiger, aber verwendbarer Verbesserungsvorschläge 10 v. H. des ermittelten Nutzens auszuzahlen. Das SED-Regime verweigert den Arbeitnehmern also auch auf diesem Gebiet eine gerechte finanzielle Vergütung für Sonderleistungen.
Das V. ist nicht zuletzt aus diesem Grunde schon seit 1963 rückläufig. Die Zahl der eingereichten Verbesserungsvorschläge lag 1961 um fast 20 v. H. unter dem Stand von 1963. Durch die sog. „Neuererverordnung“ vom Juli 1964 waren die finanziellen Vergütungen an die Einreicher von Vorschlägen gekürzt und durch vermehrte Orden, Ehrenzeichen und Titel (Auszeichnungen) ersetzt worden. Diese „ideellen Anerkennungen“ für besondere Leistungen bieten offensichtlich keinen Anreiz. Amtlich wurde erklärt: „Im Jahre 1964 zeigten sich im Vorschlagswesen eine Reihe politisch-ideologischer Mängel.“
Fundstelle: SBZ von A bis Z. Zehnte, überarbeitete und erweiterte Auflage, Bonn 1966: S. 516–517
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