DDR von A-Z, Band 1969

Dispensaire (1969)

 

 

Siehe auch die Jahre 1958 1959 1960 1962 1963 1965 1966 1975 1979


 

(Aus dem Französischen.) Die sowjet. Bezeichnung für medizinische „Beratungs- und Behandlungsstellen“, die auf umgrenzten Gebieten Früherfassung („Prophylaxe“) und Aufklärung mit Diagnostik und Behandlung zusammenfassen, die Kranken mittels eines Meldesystems erfassen, ihre Behandlung überwachen („Fürsorge“) und die weitere gesundheitliche Entwicklung verfolgen („Metaphylaxe“). Sie erstrecken ihre Tätigkeit entweder auf bestimmte Krankheiten oder auf solche Bevölkerungsgruppen (nach Arbeitsplatz oder Lebensalter), in denen bestimmte Krankheiten häufig auftreten.

 

Die Bezeichnung D. hat sich in Mitteldeutschland nicht durchgesetzt; man hat es schließlich bei der Bezeichnung „Beratungsstelle“ belassen. Die besondere Arbeitsweise aber ist als „D.-Prinzip“, die Tätigkeit als „D.-Betreuung“ auf vielen Gebieten eingeführt: spezielle Beratungsstellen bestehen für Schwangere (Schwangerenberatung), für Mütter und Kinder (235), für Tuberkulosekranke (279), für Geschwulstleiden (mit gesetzlicher Meldepflicht schon jedes Verdachtsfalles! — 194), rheumatische Leiden (130), Krankheiten von Herz und Kreislauf (60), Leiden der Atmungsorgane, Diabetes usf. Namentlich auf den letztgenannten Gebieten sieht der Perspektivplan für die Entwicklung der Volkswirtschaft bis 1970 (v. 26. 5. 1967) die Vermehrung und Intensivierung vor. Weiter bestehen sportärztliche, orthopädische, psychiatrische u.a. Beratungsstellen. Besondere Bedeutung hat das D.-Prinzip im Betriebsgesundheitswesen erlangt, dessen Einrichtungen z. T. damit eine sehr wirksame Früherfassung und -behandlung chronischer Krankheiten unter Erhaltung der Leistungsfähigkeit erzielen. Versucht wird, das D.-Prinzip auch in den Polikliniken durchzusetzen.

 

Literaturangaben

  • Weiss, Wilhelm: Das Gesundheitswesen in der sowjetischen Besatzungszone. 3., erw., von Erwin Jahn völlig umgearb. Aufl. (BB) 1957. Teil I (Text) 98 S., Teil II (Anlagen) 189 S.

 

Fundstelle: A bis Z. Elfte, überarbeitete und erweiterte Auflage, Bonn 1969: S. 159


 

Information

Dieser Lexikoneintrag stammt aus einer Serie von Handbüchern, die zwischen 1953 und 1985 in Westdeutschland vom Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen (ab 1969 Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen) herausgegeben worden sind.

Der Lexikoneintrag spiegelt den westdeutschen Forschungsstand zum Thema sowie die offiziöse bundesdeutsche Sicht auf das Thema im Erscheinungszeitraum wider.

Ausführliche Informationen zu den Handbüchern finden Sie hier.