DDR von A-Z, Band 1969

Arbeitskräfte, Ausländische (1969)

 

 

Siehe auch die Jahre 1975 1979 1985


 

Der Einsatz der AA. (Gastarbeiter) spielt in der mitteldeutschen Wirtschaft bisher nur eine untergeordnete Rolle. Für Anfang d. J. 1968 wird man ihre Gesamtzahl auf höchstens 3.000 beziffern können. Sieht man von dem rein propagandistischen Einsatz einer polnischen Maurerbrigade beim Aufbau der Ostberliner Stalin-Allee in den Jahren 1950/51 ab, so wurde die Frage von AA. erst 15 Jahre später akut. Ein erstes Kontingent polnischer Arbeiter und Techniker kam im Febr. 1965 beim Bau einer Pipeline von Schwedt a. O. nach Leuna II zum Einsatz, nachdem sich die „DDR“ vorher in verschiedenen Ostblockländern um A. bemüht hatte. Später wurden polnische A. u.a. beim Gleisbau der Strecke Frankfurt (Oder)/Eisenhüttenstadt, im Chemiefaserkombinat „Wilhelm Pieck“ in Guben und als Bau- und Montagearbeiter im Kreis Borna verwendet.

 

Das Bild änderte sich 1967. Während die jugoslawische Regierung ein dahingehendes Ersuchen Ostberlins ablehnte, konnte mit Ungarn im Mai 1967 ein Regierungsabkommen über den Einsatz ungarischer A. in Mitteldeutschland geschlossen werden (nicht veröffentlicht).

 

Das Abkommen sieht die Entsendung von 16.000 ungarischen A. nach Mitteldeutschland in den Jahren 1967 bis 1971 vor. Ein erstes Kontingent von etwa 2.500 Ungarn, vorwiegend Industriearbeiter und Gaststättenpersonal, traf Mitte Nov. 1967 in Dresden und Chemnitz ein und wurde auf 55 Betriebe verteilt. Ungarischen Pressemeldungen nach verdienen Facharbeiter 600 M, ungelernte Kräfte 500 M und landwirtschaftliche Arbeiter 450 bis 500 M. Dies ist ein Fünftel mehr als sie in Ungarn verdienen würden. Der Jahresurlaub beträgt 15 Arbeitstage, zuzüglich 2 Gratisreisen jährlich in ihre Heimat. Von dem Arbeitseinkommen sind 10 v. H. Sozialabgaben und 5 v. H. Lohnsteuer zu entrichten.

 

Des weiteren ermöglicht das Abkommen jährlich 5.000 bis 7.000 Jugendlichen, Arbeit in Mitteldeutschland aufzunehmen, um hier eine Fachausbildung zu erhalten.


 

Fundstelle: A bis Z. Elfte, überarbeitete und erweiterte Auflage, Bonn 1969: S. 36


 

Information

Dieser Lexikoneintrag stammt aus einer Serie von Handbüchern, die zwischen 1953 und 1985 in Westdeutschland vom Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen (ab 1969 Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen) herausgegeben worden sind.

Der Lexikoneintrag spiegelt den westdeutschen Forschungsstand zum Thema sowie die offiziöse bundesdeutsche Sicht auf das Thema im Erscheinungszeitraum wider.

Ausführliche Informationen zu den Handbüchern finden Sie hier.