
Deutsche Notenbank (DN) (1969)
Siehe auch:
Am 26. 5. 1948 wurde als Spitzeninstitut der Emissions- und Girobanken der damaligen fünf Länder eine „Deutsche Emissions- und Girobank“ geschaffen. Aus ihr ging auf Grund des Befehls der SMAD Nr. 122 v. 20. 7. 1948 und einer Anordnung der DWK vom gleichen Tage (ZVOBl. 1948, S. 291) die DN hervor. Im Zuge der Zentralisierung des Bankwesens wurden die Emissions- und Girobanken der Länder im März 1949 in die DN eingegliedert. Mit dem Gesetz über die DN vom 31. 10. 1951 (GBl., Nr. 128, S. 991/992) wurde der nach sowjetischem Vorbild vorgenommene Aufbau des Apparates der DN abgeschlossen.
Als Notenbank waren diesem Großbankinstitut einerseits alle Funktionen einer Zentralbank übertragen, wozu in erster Linie die Notenemission, die Festsetzung der Umrechnungskurse zu anderen Währungen (zusammen mit dem Ministerrat), die Steuerung des Bargeldumlaufs und die Verwaltung der Liquiditätsreserven des Bankensystems gehören (Bargeldumlauf, Banken). Daneben hatte man ihr infolge der Auflösung der Haushalts- und Steuerkassen am 1. 1. 1951 auch die Kassengeschäfte der Finanzverwaltung (Staatshaushalt) übertragen. Andererseits oblagen der Notenbank gegenüber der VEW (ohne VEG in der Landwirtschaft) auch die Aufgaben einer Geschäftsbank. Diese Aufgaben betrafen vor allem die kurzfristige Kreditgewährung (Umlaufmittelfinanzierung), die Kontenführung und die Abwicklung des Zahlungs- und Verrechnungsverkehrs (Kredite, Zahlungsverkehr, Verrechnungsverfahren). Die Bezirks- und Kreisfilialen der DN hatten im Rahmen dieser Funktionen die Aufgabe übernommen, Verrechnungszentren eines alle Bankinstitute einschließlich der Postscheckämter umfassenden einheitlichen Gironetzes zu sein.
Im Rahmen der zentralen Wirtschaftslenkung hatte die DN vor allem für eine plangemäße, stockungsfreie Finanzierung des Produktionsprozesses zu sorgen und mit Hilfe der zwangsweisen, anteilmäßigen Kreditfinanzierung der Lagerhaltung und der Produktionsvorgänge sowie der Verpflichtung zur zentralen bargeldlosen Zahlung und Verrechnung aller Umsätze in der Wirtschaft die Erfüllung der Betriebspläne zu kontrollieren und zu steuern.
Neben der finanzwirtschaftlichen Kontrolle und Lenkung einzelner Wirtschaftseinheiten war die DN auch hauptverantwortlich für die disproportionsfreie Lenkung der Finanzströme im volkswirtschaftlichen Maßstab in Abstimmung zu den zentralen Steuerungsmaßnahmen im güterwirtschaftlichen Bereich. Bei der Erfüllung dieser Aufgabe richtete sie sich nach den Gegebenheiten des Volkswirtschaftsplanes, Staatshaushaltsplanes, Bargeldumsatz-, Kredit- und Valutaplanes, die sie z. T. selbst mitgestaltete. Bis zur Delegation des Zahlungsverkehrs mit dem sozialistischen Ausland an die Deutsche Außenhandelsbank AG führte die DN diesen Verkehr durch.
Seit 1956 wickelte die Deutsche Handelsbank AG im Auftrage der DN einen Teil des Zahlungsverkehrs mit den „kapitalistischen“ Ländern ab. Die Verwahrung von Devisen und Edelmetallen bei diesen Spezialbanken über den für die Abwicklung der laufenden Geschäfte notwendigen Be[S. 150]stand hinaus ist nicht gestattet. Ebenso ist der Bevölkerung das Horten oder die Bezahlung mit ausländischen Zahlungsmitteln oder Edelmetallen untersagt. Die DN konzentrierte sämtliche freien Devisen und Edelmetalle bei sich (Währung).
Im Zuge der Verwirklichung der Wirtschaftsreform änderte sich nicht nur die Arbeitsweise der DN. Es fanden ebenfalls institutionelle Umbauten im Bankenapparat der DN statt. Zur bankmäßigen Betreuung der durch die Wirtschaftsreform ab 1963 finanziell verselbständigten und zu „sozialistischen Konzernspitzen“ umgebildeten VVB gründete die DN etwa 50 Sonderfilialen an den Verwaltungssitzen der VVB der Industrie. Diese für eine oder mehrere VVB eingerichteten Nebenstellen unter der Bezeichnung „Industrie-Bankfilialen“ stellen eine Art von „Hausbanken“ der „sozialistischen Konzerne“ dar. Sie übernahmen die Kontenführung und den Verrechnungsverkehr für die VVB, ihre Kreditversorgung und die finanzielle Abwicklung der Haushaltsbeziehungen zwischen den VVB-Betrieben und der Konzernspitze sowie zwischen der VVB und dem Staat.
Die DN war als Staatsbank Organ des Ministerrates. Das Grundkapital betrug lt. Gesetz vom 20. 12. 1965 600 Mill. DM Ost. (GBl., I, 1966, S. 25.) In allen wichtigen bankpolitischen Fragen war sie den Entscheidungen des Ministeriums der Finanzen unterworfen. Die interne Leitung der DN erfolgte durch einen Präsidenten, der vom Ministerrat berufen und abberufen wurde, und einem Gremium aus Direktoren und Funktionären (Direktorium). Die Direktoren standen den einzelnen Arbeitsbereichen der DN vor, während die Funktionäre seit dem 29. 6. 1966 zwecks Beratung der DN aus anderen Staats- und Wirtschaftsorganen in dieses Direktorium delegiert worden waren.
Durch das Gesetz über die Staatsbank der DDR vom 1. 12. 1967 (GBl., II, 1968, S. 132) und das Gesetz über die Industrie- und Handelsbank der DDR vom 13. 12. 1967 (GBl., II, 1968, S. 9) wurde die DN aufgelöst. Ihre Funktionen übernahmen die beiden genannten Banken.
Literaturangaben
- Abeken, Gerhard: Das Geld- und Bankwesen in der sowjetischen Besatzungszone und im Sowjetsektor Berlins von 1945 bis 1954. 2., erw. Aufl. (BB) 1955. 68 S. m. 7 Anlagen.
Fundstelle: A bis Z. Elfte, überarbeitete und erweiterte Auflage, Bonn 1969: S. 149–150
Deutsche Militärbibliothek | A, B, C, D, E, F, G, H, I, J, K, L, M, N, O, P, Q, R, S, T, U, V, W, Z | Deutsche Post |