DDR von A-Z, Band 1969

Funktionalismus (1969)

 

 

Siehe auch die Jahre 1953 1954 1956 1958 1959 1960 1962 1963 1965 1966 1975 1979 1985


 

Ursprünglich Bezeichnung für Bestrebungen des Deutschen Werkbundes und des Bauhauses, in der Funktion eines Gebrauchsgegenstandes oder Gebäudes seine künstlerische Form aufgehen zu lassen, um auf diese Weise den Eklektizismus der Jahrhundertwende zu überwinden. Nach dieser Konzeption ist ein Gegenstand schön, der seiner Funktion ideal entspricht.

 

In der DDR war der Begriff F. zunächst eine negativ wertende Bezeichnung für den neueren (westlichen) Baustil. Der F. verherrliche das Mechanische und versuche, das Subjekt als ästhetisch empfindendes zu übergehen. Der F. sei damit inhuman und widerspreche dem Wesen sozialistischer Architektur und Formgestaltung, die für den Menschen geschaffen ist. Gleichzeitig versuche er im Sinne des Kosmopolitismus die nationalen Traditionen zu leugnen. Da sich in der künstlerischen Form aber die nationalen Traditionen äußern, führe er letztlich zur Vernichtung des künstlerischen Gehalts der Architektur selbst.

 

Zu Beginn der 60er Jahre wurde der Begriff F. im Zuge einer Aufwertung des Bauhauses und einer Änderung des Baustils umgedeutet. Nur in seiner dogmatischen Anwendung sei der F. jetzt noch zu verwerfen. Der Zusammenhang zwischen Schönheit und Nützlichkeit sei nur möglich, aber nicht notwendig. Die heutige Verwendung des Begriffs F. ist dementsprechend nicht mehr eindeutig. Er wird positiv in der Kennzeichnung der Bauhaustradition oder negativ zur Charakterisierung von „Übertreibungen“ verwandt. (Architektur)


 

Fundstelle: A bis Z. Elfte, überarbeitete und erweiterte Auflage, Bonn 1969: S. 229


 

Information

Dieser Lexikoneintrag stammt aus einer Serie von Handbüchern, die zwischen 1953 und 1985 in Westdeutschland vom Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen (ab 1969 Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen) herausgegeben worden sind.

Der Lexikoneintrag spiegelt den westdeutschen Forschungsstand zum Thema sowie die offiziöse bundesdeutsche Sicht auf das Thema im Erscheinungszeitraum wider.

Ausführliche Informationen zu den Handbüchern finden Sie hier.