
Eisen- und Stahlindustrie (1975)
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Entsprechend der Industriezweigsystematik der DDR im wesentlichen der als Schwarzmetallurgie bezeichnete Industriezweig des Industriebereichs der Metallurgie. Die Schwarzmetallurgie umfaßt alle Eisenhüttenkombinate, Stahl- und Walzwerke sowie Ziehereien. Von 1960 bis 1973 hat sich die Bruttoproduktion der Schwarzmetallurgie nur um das 1,96fache und damit im Vergleich zur gesamten Industrie unterdurchschnittlich erhöht (zum Vergleich: im gleichen Zeitraum stieg die industrielle Bruttoproduktion um das 2,17fache).
Der Industriebereich der Metallurgie, der auch die Betriebe der NE-Metallgewinnung und die NE-Metall-[S. 254]Halbzeugwerke umfaßt, beschäftigte 1973 in 41 Betrieben 123.783 Arbeiter und Angestellte (4,1 v. H. aller Arbeiter und Angestellten in der Industrie), die 7,8 v. H. der industriellen Bruttoproduktion erzeugten und damit an 6. Stelle der Industriebereiche stehen. Die Hauptstandorte der ESI. liegen in den Bezirken Halle, Potsdam, Frankfurt/Oder und Dresden.
Die ESI. der DDR hat aus Eigenvorkommen keine ausreichende Rohstoffbasis. Die Eisenerzvorkommen in Thüringen und Sachsen-Anhalt decken nur etwa 5 v. H. des Bedarfs. Sie haben zudem nur einen geringen und daher wenig wirtschaftlichen Eisengehalt. Aufgrund der begrenzten Eisenerzvorkommen existieren nur Kleinbetriebe. Die Förderung von Eisenerzen betrug 1972 nur noch 268.000 t (1965 immerhin noch 1.630.000 t). Auch der Mangel an Steinkohlen bzw. Steinkohlenkoks zur Verhüttung der Erze steht einer weiteren Entwicklung dieses Industriezweiges entgegen.
1938 betrug der Anteil des jetzigen Gebietes der DDR an der Eisen- und Stahlerzeugung des Reichsgebietes nur 7 v. H. bei einem Bevölkerungsanteil von 32 v. H. Die eisenschaffende Industrie hatte nur geringe Einbußen durch Kriegsschäden. Um so umfangreicher waren die Demontage-Verluste; sie betrugen: Walzstahlerzeugung 85 v. H., Rohstahlerzeugung 80 v. H., Stahlformguß 56 v. H., Grauguß 50 v. H., Temperguß 35 v. H. Trotz dieser ungünstigen Ausgangsposition beschloß die SED-Führung, um den Einfuhrbedarf zu verringern, den Aufbau einer eigenen ESI., der überraschend kurzfristig gelang, zum Teil gefördert durch Lieferungen von Stahl- und Walzwerkseinrichtungen aus der Bundesrepublik Deutschland.
Diese Entwicklung spiegelt sich in dem Aufbau des Eisenhüttenkombinats Ost, der Eisenwerke West in Calbe/Saale, des Stahlwerks Brandenburg und des Edelstahlwerks Döhlen wider. Die wichtigsten Betriebe der ESI. wurden 1968 zu den Kombinaten VEB Qualitäts- und Edelstahlkombinat Hennigsdorf (ca. 35.000 Beschäftigte mit einer Jahreskapazität von 250.000 t), VEB Bandstahlkombinat Eisenhüttenstadt und VEB Rohrkombinat Riesa zusammengefaßt. Die Kapazität der ESI. liegt jedoch weiter unter dem Bedarf der Metallverarbeitenden Industrie. Der größte Teil des Eisen- und Stahlbedarfs muß deshalb auch weiterhin aus Importen gedeckt werden, weil die Erhöhung der Eigenproduktion nicht ausreicht, den Bedarf vor allem an Qualitätsstahl zu decken.
Fundstelle: DDR Handbuch. Köln 1975: S. 253–254
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