DDR von A-Z, Band 1975

Feudalismus (1975)

 

 

Siehe auch die Jahre 1979 1985


 

In der Theorie des historischen Materialismus eine ökonomische Gesellschaftsformation, die in der historischen Entwicklung der Sklavenhaltergesellschaft folgt und ihrerseits durch den Kapitalismus abgelöst wird. Sie ist gekennzeichnet durch das Eigentum der Feudalherren am größten Teil des Bodens, des wichtigsten Produktionsmittels im F., und durch das beschränkte Eigentum an leibeigenen und hörigen Bauern als Produzenten. Neben den Feudalherren und den Bauern als Grundklassen gibt es im F. weitere soziale Klassen und Schichten, wie die Handwerker und die Kaufleute der Städte, aus denen das Bürgertum hervorging. Das Stadtbürgertum wurde durch die Entwicklung der Produktivkräfte und die damit verbundene Entstehung der kapitalistischen Produktionsweise im Schoß des F. zu der Kraft, die den F. stürzen sollte. Marx und Engels knüpften im wesentlichen am bürgerlich-liberalen F.-Verständnis an, das bei ihnen jedoch, indem der F. die Qualität einer Gesellschaftsformation erhielt, einen anderen Inhalt gewann. Die Arbeit der sowjetischen Geschichtswissenschaft an einem universalen Geschichtsbild hat zu Modifikationen der ursprünglich nur skizzenhaften Anschauungen geführt, die auch außerwirtschaftliche Faktoren stärker berücksichtigten. Die Geschichtswissenschaft der DDR betrieb F.-Forschung vor allem unter dem Aspekt des Übergangs vom F. zum Kapitalismus, um hieraus Erklärungsmöglichkeiten für die Analyse der Übergangsperiode Kapitalismus–Sozialismus gewinnen zu können.


 

Fundstelle: DDR Handbuch. Köln 1975: S. 298


 

Information

Dieser Lexikoneintrag stammt aus einer Serie von Handbüchern, die zwischen 1953 und 1985 in Westdeutschland vom Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen (ab 1969 Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen) herausgegeben worden sind.

Der Lexikoneintrag spiegelt den westdeutschen Forschungsstand zum Thema sowie die offiziöse bundesdeutsche Sicht auf das Thema im Erscheinungszeitraum wider.

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