
Konsumneigung (1975)
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Die Wirtschaftspolitik der SBZ/DDR war zunächst — weitgehend den sowjetischen Wünschen folgend — auf den Auf- und Ausbau einer eigenen Grundstoffindustrie und die Erweiterung der Produktion von Investitionsgütern gerichtet. Der private Verbrauch wurde bewußt vernachlässigt. Den negativen Folgen — vor allem dem Zurückbleiben des Lebensstandards der Bevölkerung gegenüber dem der Bundesrepublik — sollte ab 1959 mit einem Siebenjahrplan, der die Steigerung der Verbrauchsgüterversorgung zur Hauptaufgabe erhob, entgegengewirkt werden. Dieses Vorhaben mißlang. Nach einer Wachstumskrise zu Beginn der 60er Jahre, die auch zur Stagnation im privaten Verbrauch führte, folgte erst seit 1964 eine Phase relativ kontinuierlichen Aufschwungs: Das Volumen des privaten Verbrauchs nahm seitdem von Jahr zu Jahr zu, wenn auch mit kleineren Zuwachsraten als das Sozialprodukt insgesamt. Auf dem VIII. Parteitag der SED 1971 wurde die Erhöhung des materiellen und kulturellen Lebensniveaus erneut zur ökonomischen Hauptaufgabe erklärt.
Dennoch läßt sich eine verstärkte Konsumorientierung in der DDR empirisch nicht nachweisen; im Gegenteil — nach westlichen Berechnungen sank die Konsumquote (Anteil des privaten Verbrauchs am Bruttoinlandsprodukt) seit 1960 kontinuierlich. Erfolge sind nur auf Teilgebieten zu verzeichnen, z. B. im Wohnungsbau und in der Bereitstellung von industriellen Konsumgütern in den letzten Jahren; andere Bereiche — z. B. der Dienstleistungssektor — werden nach wie vor vernachlässigt.
Fundstelle: DDR Handbuch. Köln 1975: S. 468
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