
VP-Bereitschaften (1975)
Siehe auch die Jahre 1979 1985
Seit 1969 Bezeichnung für die kasernierte und militärisch gegliederte Bereitschaftspolizei; sie bildet mit den Kompanien der Transportpolizei und den motorisierten Kampfgruppenbataillonen der Bezirksreserve (Kampfgruppen) den Kern der Streitkräfte der Territorialverteidigung. Die ersten Verbände wurden 1950 durch das Ministerium für Staatssicherheit aufgestellt. Seit dem 1. 5. 1955 führten sie die Bezeichnung „Innere Truppen“. Am 1. 5. 1956 wurden diese Einheiten in Bereitschaftspolizei umbenannt, ohne daß sich an ihrem militärischen Charakter etwas änderte. Am 15. 2. 1957 wurden sie aus der Zuständigkeit des MfS herausgelöst und dem Ministerium des Innern unterstellt. Die militärisch ausgerüstete Bereitschaftspolizei wurde am 13. 8. 1961 in Berlin eingesetzt. Das Wehrpflichtgesetz vom 24. 1. 1962 stellt den Dienst in der Bereitschaftspolizei dem aktiven Militärdienst gleich. Diese Einheiten waren in motorisierte Bereitschaften gegliedert, die modern ausgerüsteten Infanterieregimentern entsprachen, bis im Mai 1963 die Umstellung auf schwächere Bereitschaften in Bataillonsstärke erfolgte.
Die im Frühjahr 1969 in V. umbenannte Bereitschaftspolizei bildet seit 1970 offiziell einen Teil der Streitkräfte der Territorialverteidigung und nahm in dieser Funktion im Oktober 1970 am Manöver „Waffenbrüderschaft“ des Warschauer Paktes teil. Ihre Manöveraufgabe bestand darin, gegnerische Kommandoeinheiten unschädlich zu machen und die eigenen Operativverbände beim Vormarsch ins Hinterland des Gegners zu decken. Zu den Einsatzmöglichkeiten der V. gehören ferner innere Unruhen und Katastrophenfälle.
Die V. ist mit Schützenpanzerwagen, Feldgeschützen, Granatwerfern, schweren Maschinengewehren und Wasserwerfern ausgerüstet. Die graugrüne Uniform entspricht der der Deutschen Volkspolizei. Oberste Behörde der 18.000 Mann zählenden V. ist das Kommando der V. in Berlin, das fachdienstlich dem Ministerium des [S. 915]Innern untersteht. Die Ausbildung der Offiziere erfolgt in 3jährigem Studium an der Offiziershochschule der V. „Artur Becker“ in Dresden. Offiziere der V. führen militärische, Unteroffiziere und Mannschaften dagegen Dienstgrade der Deutschen Volkspolizei.
Die V. stehen in oder nahe den 14 Bezirksstädten (außer Rostock) in Garnison. In den Industriebezirken sind je 2 V. stationiert. Die Bereitschaften in Basdorf (nördl. Berlin) dienen als zusätzliche Sicherungskräfte für das Regierungswohngebiet bei Bernau.
Standorte der V.:
Nr. 1: Schwerin
Nr. 2: „Hans Kahle“ Neustrelitz
Nr. 3: „Hans Marchwitza“ Potsdam
Nr. 4: „Ernst Thälmann“ Magdeburg
Nr. 5: „Arthur Hoffmann“ Leipzig
Nr. 6: „Bernhard Koenen“ Halle
Nr. 7: Erfurt
Nr. 8: „Dr. Kurt Fischer“ Dresden
Nr. 9: „Ernst Schneller“ Karl-Marx-Stadt
Nr. 10: Rudolstadt-Cumbach
Nr. 11: Magdeburg
Nr. 12: Halle
Nr. 13: „Magnus Poser“ Meiningen
Nr. 14: Leipzig
Nr. 15: Eisenhüttenstadt
Nr. 16: Cottbus
Nr. 17: „Robert Uhrig“ Basdorf (Kreis Bernau)
Nr. 18: „Heinrich Rau“ Basdorf
Nr. 19: „Conrad Blenkle“ Basdorf
Nr. 20: „Käte Niederkirchner“ Potsdam
Nr. 21: Stralsund.
Fundstelle: DDR Handbuch. Köln 1975: S. 914–915