DDR von A-Z, Band 1975

Trotzkismus (1975)

 

 

Siehe auch die Jahre 1960 1962 1963 1965 1966 1979 1985


 

Nach dem Mitbegründer des Sowjetstaates und Schöpfer der Roten Armee, dem 1929 aus der UdSSR ausgewiesenen und 1940 von einem sowjetischen Geheimdienstagenten in Mexiko ermordeten L. D. Trotzki benannte politische Strömung. Der T. kritisiert die „bürokratische Entartung“ des Sowjetsystems, Stalins Auffassungen vom „Aufbau des Sozialismus in einem Land“ sowie die schrankenlose Diktatur einer von Partei und Massen losgelösten kommunistischen Parteiführung; er betont den Internationalismus in der Theorie von der „permanenten Revolution“. Im Jahr 1938 erfolgte die Gründung der IV., der trotzkistischen Internationale. Sie hat heute Sektionen in 52 Ländern und versteht sich als Weltpartei und Erbe Lenins und Trotzkis. Sie tritt für Rätedemokratie und Arbeiterselbstverwaltung ein.

 

Nach Stalin waren die Trotzkisten „Agenten des Faschismus“. „In Eintracht mit den Imperialisten“ erweisen sich die Trotzkisten nach Auffassung des Marxismus-Leninismus als Pseudorevolutionäre, als „verbissene Feinde des Sozialismus und des Fortschritts überhaupt“.

 

Eine inhaltliche Auseinandersetzung mit dem T. hat in der UdSSR niemals stattgefunden.

 

Von der SED wird der Begriff T. gelegentlich als Synonym für oder im Zusammenhang mit Anarchismus in der Polemik gegen aktionistische, links von der DKP stehende Strömungen in der Bundesrepublik Deutschland gebraucht.


 

Fundstelle: DDR Handbuch. Köln 1975: S. 866


 

Information

Dieser Lexikoneintrag stammt aus einer Serie von Handbüchern, die zwischen 1953 und 1985 in Westdeutschland vom Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen (ab 1969 Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen) herausgegeben worden sind.

Der Lexikoneintrag spiegelt den westdeutschen Forschungsstand zum Thema sowie die offiziöse bundesdeutsche Sicht auf das Thema im Erscheinungszeitraum wider.

Ausführliche Informationen zu den Handbüchern finden Sie hier.