
Anthropologie (1979)
Siehe auch das Jahr 1985
Lehre vom Menschen. Gegenwärtig können vor allem 3 wissenschaftliche A. unterschieden werden: die A. als biologisch-naturwissenschaftliche Disziplin, die sich mit der Genese des Menschen und deren Veränderungen befaßt. Daneben steht die sog. Kultur-A. („cultural anthropology“), die, insbesondere in Frankreich und in den angelsächsischen Ländern, als Ethnologie verstanden wird. Schließlich ist auf die philosophische A. hinzuweisen, die in der DDR als „Modeerscheinung innerhalb der reaktionären Philosophie“ bekämpft wird. Hauptvertreter der philosophischen A. sind in Deutschland Max Scheier. Karl Jaspers, Otto F. Bollnow. Michael Landmann, Martin Heidegger und Arnold Gehlen. Ihre Grundgedanken basieren auf der These des Menschen als „Einzelwesen“, das weder[S. 46] durch seine Naturanlagen noch durch seine soziale Herkunft beeinflußt ist. Der Mensch wird in der philosophischen A. viel mehr wesentlich als Teil einer idealen Realität gesehen. Seine Aufgabe ist es, geistiges Wesen, Person zu sein. In der philosophischen und ideologiekritischen Literatur der DDR wird die philosophische A. als „ahuman“, „politisch-reaktionär“ und „apolitisch“ bezeichnet. In der DDR tritt man statt dessen für eine vom Marxismus-Leninismus geführte voluntaristisch-aktivistische A. ein, die den Menschen als ein konkret von Geschichte und Gesellschaft determiniertes Wesen begreift, dessen Aufgabe es ist, in der „aktiven Teilnahme am Kampf um die sozialistische Umgestaltung der Welt und um die Vollendung des Sozialismus zu kämpfen“ (Wörterbuch der marxistisch-leninistischen Soziologie, 2., erw. Aufl., Berlin [Ost] 1977, S. 27). Die marxistisch-leninistische A. beruhe auf der humanistischen A. Ludwig Feuerbachs, der besonders in seinem Werk „Das Wesen des Christentums“ (1841) gefordert habe, den Menschen als diesseitiges Wesen zu verstehen.
Fundstelle: DDR Handbuch. 2., völlig überarbeitete und erweiterte Auflage, Köln 1979: S. 45–46
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