DDR von A-Z, Band 1979

Kollektive Führung (1979)

 

 

Siehe auch die Jahre 1956 1958 1959 1960 1962 1963 1965 1966 1969 1975 1985


 

Unter KF. wird in der DDR seit W. I. Lenin das Führungsprinzip verstanden, das von den zentralen Parteileitungen, vor allem dem Politbüro, praktiziert werden soll. Zwischen der Forderung nach KF. und der sich herausbildenden realen Machtposition des Ersten Sekretärs der SED hat es im Verlauf der Geschichte der SED immer wieder Konflikte gegeben. Erscheinungen des Personenkultes, insbesondere um den Vorgänger E. Honeckers in diesem Amt, W. Ulbricht, lassen den Schluß zu, daß eine Reihe von Entscheidungen der Parteiführung zwar gemeinsam getrof[S. 600]fen und nach außen kollektiv verantwortet wird, der Person des Ersten Sekretärs jedoch eine überragende Bedeutung zukommt.

 

Während die Ablösung Ulbrichts 1971 z. T. auch mit Verstößen gegen das Gebot der KF. begründet wurde und die Person seines Nachfolgers in den folgenden 2 Jahren im Erscheinungsbild der Parteipresse etwas in den Hintergrund trat, ist spätestens seit dem IX. Parteitag der SED (1976) wieder eine verstärkte Herausstellung der politischen Aktivitäten Honeckers zu beobachten. Dies kommt auch in der Wiedereinführung des Titels „Generalsekretär“ für den Parteichef zum Ausdruck.


 

Fundstelle: DDR Handbuch. 2., völlig überarbeitete und erweiterte Auflage, Köln 1979: S. 599–600


 

Information

Dieser Lexikoneintrag stammt aus einer Serie von Handbüchern, die zwischen 1953 und 1985 in Westdeutschland vom Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen (ab 1969 Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen) herausgegeben worden sind.

Der Lexikoneintrag spiegelt den westdeutschen Forschungsstand zum Thema sowie die offiziöse bundesdeutsche Sicht auf das Thema im Erscheinungszeitraum wider.

Ausführliche Informationen zu den Handbüchern finden Sie hier.