DDR von A-Z, Band 1979

Abweichungen (1979)

 

 

Siehe auch:


 

Ideologischer Begriff zur Abwehr und Ausschaltung unerwünschter theoretischer Ansichten sowie politischer Aktivitäten.

 

Der Marxismus-Leninismus versteht sich als eine geschlossene Lehre. Lehrbücher und Lexika wie „Philosophisches Wörterbuch“ (Teil 1 und 2). „Grundlagen des Marxismus-Leninismus“, „Grundlagen des Historischen Materialismus“, „Grundlagen der marxistisch-leninistischen Philosophie“, „Wissenschaftlicher Kommunismus“ gelten als verbindlich für die Auslegung der Werke von Marx, Engels und Lenin. Bis zum XX. Parteitag der KPdSU (Februar 1956) galt Stalin, bis zum Bruch mit der Führung der KP Chinas Anfang der 60er Jahre auch Mao Tse-tung als ein „Klassiker“ des Marxismus-Leninismus. Auffassungen, die sich durchaus auf Marx, Engels und Lenin gründen können, werden schon als A. bewertet, wenn sie sich von den Beurteilungen in autorisierten Abrissen unterscheiden — wie z. B. Werke von K. Korsch (1889–1961) oder G. Lukács (1885–1971).

 

Auf Parteitagen der kommunistischen Parteien der osteuropäischen Staaten werden Beschlüsse gefaßt, die nicht nur für ihre Mitglieder bindend sind, sondern die auch Weisungscharakter für alle Ebenen staatlicher Leitung haben. Wissenschaftler oder Funktionäre, die den Entscheidungen von Parteitagen oder auch von Plenartagungen des ZK widersprechen, sind gleichfalls Abweichler. Die A. kann „rechter“ (Revisionismus; Sozialdemokratismus) oder „linker“ (Dogmatismus; Maoismus; Trotzkismus; Sektierertum) Natur sein. Ihre Vertreter werden, falls sie nicht hinreichend Selbstkritik üben, aus der Partei ausgeschlossen und verlieren ihre[S. 5] Stellungen in Partei, Staat, Wirtschaft oder Wissenschaft. Agnostizismus; Antikommunismus; Bürgerrechtler; Demokratischer Zentralismus; Kritik und Selbstkritik; Linie; Opposition, neue marxistische; Opposition und Widerstand; Rehabilitierungen; Subjektivismus.


 

Fundstelle: DDR Handbuch. 2., völlig überarbeitete und erweiterte Auflage, Köln 1979: S. 4–5


 

Information

Dieser Lexikoneintrag stammt aus einer Serie von Handbüchern, die zwischen 1953 und 1985 in Westdeutschland vom Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen (ab 1969 Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen) herausgegeben worden sind.

Der Lexikoneintrag spiegelt den westdeutschen Forschungsstand zum Thema sowie die offiziöse bundesdeutsche Sicht auf das Thema im Erscheinungszeitraum wider.

Ausführliche Informationen zu den Handbüchern finden Sie hier.