DDR von A-Z, Band 1979

Dogmatismus (1979)

 

 

Siehe auch die Jahre 1958 1959 1960 1962 1963 1965 1966 1969 1975 1985


 

Im Verständnis des Marxismus-Leninismus eine unhistorische und unkritische Denkweise, die die Erscheinungen mit Hilfe abstrakter und festgeschriebener Kategorien und Sätze erklärt, ohne die jeweils konkret gegebenen politisch-historischen Situationen miteinzubeziehen. Nach dem XX. Parteitag der KPdSU (1956) wurde D. vor allem jenen vorgeworfen, die an bestimmten dogmatischen Lehrsätzen festhielten, statt die schöpferische Weiterentwicklung des Marxismus-Leninismus zu vertreten. Der D. wird häufig als „Abart der Metaphysik“ bezeichnet; er sei vor allem in Theologie und Religion nachzuweisen. Der Marxismus-Leninismus selbst sei jedoch auch nicht frei von der Gefahr des D. Unter D. innerhalb der internationaler, Arbeiterbewegung wird die Gefahr verstanden, sich unkritisch und eklektisch auf einzelne, aus dem Zusammenhang gerissene Thesen des Marxismus-Leninismus zu berufen, „ohne seinen revolutionären Geist und schöpferischen Charakter zu erfassen“. D. im Marxismus-Leninismus könne die Ursache sein von „Sektierertum“, von „ultralinken, pseudo-revolutionären Aktionen im Klassenkampf“, von einer Trennung von Theorie und Praxis, von Subjektivismus. Gegenwärtig wird der D. für den internationalen Marxismus-Leninismus als ähnlich gefährlich angesehen wie Revisionismus und Sozialdemokratismus. Abweichungen.


 

Fundstelle: DDR Handbuch. 2., völlig überarbeitete und erweiterte Auflage, Köln 1979: S. 287


 

Information

Dieser Lexikoneintrag stammt aus einer Serie von Handbüchern, die zwischen 1953 und 1985 in Westdeutschland vom Bundesministerium für gesamtdeutsche Fragen (ab 1969 Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen) herausgegeben worden sind.

Der Lexikoneintrag spiegelt den westdeutschen Forschungsstand zum Thema sowie die offiziöse bundesdeutsche Sicht auf das Thema im Erscheinungszeitraum wider.

Ausführliche Informationen zu den Handbüchern finden Sie hier.